him_screamworks.jpgMehrfach-Wertung der RedaktionEs gibt Bands, bei denen ich beim ersten Kontakt irgendwie sofort spürte, dass aus denen was wird. HIM gehören genauso wie ihre Landsleute von NIGHTWISH zu der Kategorie. Bei beiden lag ich richtig mit meiner Einschätzung, denn nach dem Achtungserfolg des Debüts gingen die Finnen schon mit der Single „Join Me (In Death)“ durch die Decke. Dieser war ursprünglich für den Filmsoundtrack zu „13th Floor“ gedacht, landete dann aber doch als Appetizer auf dem Zweitwerk „Razorblade Romance“, welches noch ein paar Hits mehr abwarf. Danach stand alles im Zeichen von „Love Metal“ und die Truppe eilte von Erfolg zu Erfolg.

Dieser hat auch seine Schattenseiten, denn nachdem der unumstrittene Alleinherrscher Ville Valo das anfangs instabile Line-Up in den Griff bekam, hat der Alkohol ihn in den Griff bekommen. 2007 war dann Schluss mit Lustig und schwülstigen Pop-Anbiederungen, „Venus Doom“ orientierte sich genau an diesem schwermütigen Genre. Zweieinhalb Jahre später ist der gute Mann clean und hat mit „Screamworks: Love In Theory And Practice“ sein siebtes Studioalbum am Start.

Um es vorweg zu nehmen, die Liebe hat darauf gesiegt, das Teil wurde stilecht am Valentinstag veröffentlicht, von den härteren Riffs und den psychedelischen Ausflügen des Vorgängers ist nichts mehr zu hören. Hier wird wieder unverhohlen auf Massenkompatibilität und Zimmerwände kleiner Mädchen geschielt. Noch mehr, der Gothic-Anteil, der die frühen Werke zierte, ist ebenso fast komplett verschwunden, ein cleaner Ville sieht die Welt anscheinend positiver.
Trotzdem geht es nicht allzu seicht wie zu befürchten war zu, klar ist hier alles glatt gebügelt, die Ecken geschliffen bis ein 30er-Radius dran ist. Dazu kommt keiner der Songs über die Vierminutengrenze hinaus, alles wird schön kompakt und ohne Schnörkel serviert. Als kleiner Gag hat man bei den Credits noch die Schlagzahl und den Notenschlüssel der Songs dazu geschrieben.

Breite, oft flächige Riffs stehen bei den Songs im Vordergrund, zumindest bei der Eröffnung und beim Refrain, so auch beim rockigen Opener „In Venere Veritas“. Die Strophen werden eher von der angenehm druckvollen Rhythmusabteilung nach vorne gebracht. Von der Marschrichtung profitieren auch „Ode To Solitude“ und „Like St. Valentine“. Harmonien dürfen natürlich nicht fehlen im Hause Valo, „Scared To Death“ liefert die volle Ladung davon.
Im Balladenfach hat sich der Meister ein wenig zurück gehalten, lediglich das mit Streichern verzierte „ Disarm Me (With Your Loneliness)“ und „Acoustic Funeral (For Love In Limbo)“ fallen konsequent unter die Rubrik. Dafür macht man bei „Shatter Me With Hope“ einen auf Pop-Punk, ist der US-Markt noch nicht geknackt? Am Ende sorgen elektronische Experimente in „The Forebonding Sense Of Impending Happiness“ für eine zusätzliche Klangnote.

Sicherlich geht es auf „Screamworks“ erneut sehr schwülstig zu, an seine Vergangenheit erinnert trotzdem lediglich noch „Katherine Wheel“. Heuer setzt man auf klassische Rockstrukturen und knallige Arrangements, die eher im Stadion zuhause sind als im Patchoulie-geschwängerten Keller. So kommen die Songs noch besser auf den Punkt, man beschreitet den bei „Dark Light“ begonnen Weg damit weiter.
Auch ein paar allzu beliebige Nummern wie „Dying Song“ lassen sich nicht verschweigen. Die Synthies bringen neben den üblichen Flächen, welche die atmosphärischen Löcher stopfen sollen, ein paar mehr oder minder interessante Sounds hervor. Manches erinnert an den Casio-Sound („In The Arms Of Rain“) der frühen Achtziger, das Jahrzehnt ohnehin eine der Inspirationsquellen der Band. Bei der Single „Heartkiller“ quietscht es auch etwas merkwürdig, bevor es in die Harmonien einsteigt. Nun werden einige wieder anmerken, dass Keyboards kein Heavy Metal sind, kann sein, aber diejenigen lesen eh den falschen Artikel.

Alles wie gehabt im Lager von HIS INFERNAL MAJESTY, wie man mit vollem Namen hieß. Die Trademarks sind weiterhin vorhanden, mit denen man die Charts stürmte, wenn auch in etwas abgewandelter, aber nicht weniger gewinnbringender Form. Spaß macht das Album auf alle Fälle, wenn auch sehr luftig rockt es streckenweise und Poppen kann man auch schön dazu. Nein, mehr erfahrt ihr nicht, liebt es oder hasst es! (Pfälzer)

Bewertung: 7,5 / 10


Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 47:10 min
Label: Sire / Warner
Veröffentlichungstermin: 14.02.2010

Wertung der Redaktion
David Bernie Holger Maik Mika Brix Seb
7,5 7,5 8 8 7,5 6,5 7,5
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