Brian Howe - Circus Bar

brian_howe_-_circus_bar_artwork.jpgDer Name BRIAN HOWE tauchte erstmals 1984 in der Rockwelt auf, als TED NUGENT auf "Penetrator" erstmals einen externen Sänger beschäftigte. Dem Mann schien sein eigenes raues Timbre nicht passend zu der damaligen musikalischen Ausrichtung, denn auch er schielte Mitte der Achtziger mit weichgespülten Arrangements auf Airplay. Doch nach einem Album war die Zusamenarbeit beendet und Howe heuerte mit BAD COMPANY bei den nächsten Hardrockern an, die Pop gegen Blues eintauschen wollten. Aus der erfolgreichen Zeit entstammen vier Studioalben, von denen vor allem "Holy Water" zu überzeugen wusste. Nach seinem Abschied 1993 veröffentlichte er noch sein Solodebüt "Touch", bevor es still um ihn wurde. Nun ist BRIAN HOWE wieder da, "Circus Bar" ist der Titel seines neuen Longplayers.

Und das will er uns gleich mit seinem ersten Song beweisen, bei dem er immer wieder „I´m Back (I´m Here)“ hinausposaunt. Seine Stimme ist sofort unverwechselbar, sein warmes, hohes, leicht angerautes Timbre hat in den Jahren nichts an Kraft eingebüßt. Klar ist er auf eben diese Stilistik limitiert, aber da macht er sich auch heute noch gut.
Nicht ganz so gut schlägt er sich allerdings auf dem Feld der Songwritingkunst, denn schon der Opener offenbart da ein paar Mängel. Klar, traditioneller Melodicrock der Marke FOREIGNER ist absolut nichts Neues mehr, aber ein paar mehr Zähne sollte man schon zeigen. Arg seicht ist das, was da aus den Boxen tönt, ein paar Leadfills zu Beginn, dann aber eher sehr hausbackene Akkordfolgen, ohne großen Esprit.

Da fehlt einfach der zwingende Chorus, die große Geste, die eben BAD COMPANY in den Achtzigern immer noch besaßen, dazu liegt das härtetechnisch in den Regionen von RICHARD MARX. Auch die folgenden Songs sind nach dem gleichen Strickmuster, da passiert zu wenig, da sind keine Widerhaken, nicht mal ein Aufbrausen in der Bridge oder ein Tempowechsel. Braucht man normalerweise auch nicht, ein paar knackige Riffs oder Arrangements würden es auch tun. Aber „Circus Bar“ wirkt zu bieder fast wie Singer/Songwriter-Kost vor allem bei „Feels Like I´m Coming Home“.

Dazu kommen noch die obligatorischen Balladen, von denen das vom Piano getragene „Flying“ noch am ehesten überzeugen kann. Richtig rocken tut es eigentlich nur bei „If You Want Trouble“, das dann mit ein par schönen Hammond-Schüben und ein paar krachenden Arrangements aufwartet und ansatzweise noch in „My Town“.
Seine Stärken, seine unbeschwerte Melodiösität kann BRIAN HOWE nur selten ausspielen, beste Beispiele sicher noch „How It Could Have Been“ und das von seinem alten Arbeitgeber bekannte „How ´Bout That“. Und gerade bei letzterem ist der Unterschied in der Qualität des Materials im Gegensatz zu einem Großteil der Eigenkompositionen zu hören. Da helfen auch die Gastbeiträge solch erfahrener Mucker wie PAT TRAVERS nicht viel, aufgrund des Mangels an Credits kann ich nicht sagen inwiefern sie in den Schreibprozess eingegriffen haben. Und warum man eine Klassenummer wie „Holy Water“ in eine Pianoballade transformiert hat, muss mir echt einer erklären, denn der besitzt im Original all das was ich hier vermisse. Selbst BAD COMPANY scheiterten daran, als sie ihre alten Klassiker im akustischen Gewand präsentieren wollten.

Weh tut „Circus Bar“ sicherlich nicht, aber weltbewegend ist das keinesfalls, eine Handvoll gute Songs sind zu wenig, auch wenn das sauber, fast schon zu glatt produziert ist. Doch auch die Rhythmusabteilung kann hier keinen wirklichen Druck dahinter bringen. Angenehm zu hören ist die Scheibe dennoch, kann im Cabrio bestimmt was. Nett ist vielleicht der richtige Terminus dafür, der geneigte Rockfan weiß jedoch von grenzwertigen T-Shirts was der eigentlich bedeutet. Wer auf die melodische Seite des Rock schwört ist bei anderen Produkten besser beraten, denn auch wenn der Wind der Zeit anders weht, in dem Sektor gibt es genug potente Outputs. Der Mann ist zurück, ja, aber ob man ihn in der Form braucht muss bezweifelt werden. (Pfälzer)


Bewertung: 4,5 / 10

Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 51:43 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 26.02.2010

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