Taking Dawn - Time To Burn

taking_dawn_-_time_to_burn_artwork.jpg„Halle-fuckin-lujah!“ Der Auszug aus dem Titeltrack sowie der Rückendruck des aktuellen T-Shirts sagen schon einiges. Jetzt nur nicht vorurteilsbehaftet in die CD hören. Doch es erwartet mich wider Erwarten kein LORDI-Abklatsch, sondern ein gewagter Zeitsprung zurück in die Achtziger, und zwar genau dahin, wo ich eigentlich nie hin wollte und auch eigentlich noch nie war, während andere gerne damit angeben oder es auch versuchen, peinlich berührt zu vertuschen: mitten nach L.A. zur Hochzeit des Glamrocks. Auch wenn hier und da mal der Begriff Metal fällt, bin ich mir nicht so sicher, ob dieses Etikett zumindest mal bei TAKING DAWN haften bleibt. Nix gegen Melodien und verständliche Lyrics, aber diese teils vorgetragen in akustischen Schmerzzonen von Hunden sind schon harte Kost für mich. Und Metall ist hart. Aber zurück zur Objektivität.

Gottlob verzichten die L.A.-Novizen auf den Mummenschanz, der ach so typisch war für die Glamphase, wie der Begriff es schon hergibt. Recht natürlich kommen die Jungs rüber, höchstens mal etwas Hardrockattitüde, was auch ganz okay ist, dem Vierer gut steht und sympathisch macht. Also kein Haarspray, Make-Up, abenteuerliche Outfits oder gar ein Bühnenverhalten von Wesen zweifelhaften Geschlechts.
Musikalisch wissen TAKING DAWN auch ganz genau, wo sie hin wollen und hin müssen, wie ihr Debütalbum „Time To Burn“ beweist. Auch wenn sie immer und immer wieder betonen, dass sie keine billige Kopie sein wollen, sondern ihr eigenes Ding durchziehen, schimmert doch zwangsläufig das ein oder andere Mal das Erbe aus den Achtzigern durch. Manchmal denkt man an die kurze Glamphase von WHITESNAKE, manchmal an SKID ROW und ihren Hit „Youth Gone Wild“, aber stellenweise auch an Bands, deren Name ich eigentlich gar nicht kennen dürfte.
Und Krachertitel wie „Fight’em With Your Rock“ lassen selbst für mich ein leichtes Schmunzeln übrig. Das nenn ich mal modernen Hippie-Krieg. Kennern und Fans solcher Mucke wird aber alles in bester Manier präsentiert, so wie es sein muss. Manchmal klingt es schon fast zu sauber, was aber bestimmt nicht am Lebensstil der Westküstenamis liegt, die es ablehnen, Drogen oder Alkohol zu konsumieren nur aus Liebe zur Rockmusik, denn ihnen geht es lediglich um die Musik an sich und die Mädels. Wusste ich es doch, dass es immer noch einen Aufhänger neben der reinen Musik gibt.

Eine Platte von Glamfans für Glamfans, nicht mehr und nicht weniger. Ich denke, keine der ehemaligen Idole aus der Glamhochburg L.A. wäre bereit, eine solch klassische Glamscheibe heutzutage herauszubringen und nicht THE DARKNESS zu heißen.
Für dieses gewagte Manöver gibt es meinerseits einen Pluspunkt. Womöglich liege ich aber auch komplett falsch, und die Invasion der Glamzombies hat schon lange ohne mein Wissen begonnen. Ich für meinen Teil genieße jetzt meine private Nostalgie und lausche verzückt meiner schlechten Kassettenaufnahme von WHITESNAKE’s „1987“. Auch diese Motivation spricht für die Musik von TAKING DAWN. (Jochen)


Bewertung: 6 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 39:54 min
Label: Roadrunner Records
Veröffentlichungstermin: 26.02.2010

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