Mehrfach-Wertung der Redaktiondark_t_wearethevoid.jpgDie Göteborger Kronprinzen schwammen in den letzten Jahren auf der Erfolgswelle des melodischen Todesstahls mit ohne jedoch den ganz großen Durchbruch zu schaffen. Doch mit Alben wie „Damage Done“ oder „Fiction“ sowie energiegeladenen Liveauftritten konnte man sich eine treue Fanschar erarbeiten. Im letzten Jahr musste man den ersten Besetzungswechsel seit langem verzeichnen, als Bassist Michael Nicklasson die Band verließ und durch Daniel Antonsson ersetzt wurde.
Doch das hielt DARK TRANQUILLITY nur wenig auf, obwohl man sich für das nunmehr neunte Album immerhin drei Jahre Zeit ließ. Das lag aber auch an der Vielzahl der Live-Verpflichtungen, die man heute bewältigen muss, und an den Arbeiten zur zweiten DVD „Where Death Is Most Alive“, die im letzten Herbst erschien. Nun können sich die Fans auf „We Are The Void“ freuen, mit dem das Sextett ihre Position festigen will.

Sie machen es ihnen aber nicht leicht, denn mit „Shadow Of Your Blood“ hat man einen recht sperrigen Song an den Anfang gestellt, dessen schnelle Riffs phasenweise etwas hektisch wirken. In dieselbe Kerbe schlagen zu Beginn mehrere Songs, wobei man dem mit einem eingängigen Refrain versehenen „The Fatalist“ aber durchaus Hitqualitäten bescheinigen kann. Die Single „Dream Oblivion“ dazwischen stampft zwar etwas schwerer daher und bietet die gewohnten Synthieschwaden, dafür haben DARK TRANQUILITY die Gitarren am Ende für ihre Verhältnisse ein wenig zu viel runtergestimmt.

Erst „The Grandest Accusation“ sorgt mit den eröffnenden melodischen Leads und dem feinen Wechselspiel zwischen heftigen Akkorden und Pianolinien für etwas Abwechslung. Eigentlich beginnt „We Are The Void“ erst hier, denn nun spielen die Schweden ihre Stärken aus, das folgende „At The Point Of Ingnition“ lebt ebenfalls von sphärischen als auch schnellen, fast thrashigen Riffs, die sich über das durchgehende Pianothema duellieren.
Da zünden dann auch die schnelleren Stücke wie der Quasi-Titelsong „I Am The Void“, der ebenso wie das von einem markanten Lead geprägte „Surface The Infinite“ sogar mit ein paar Blastatacken aufwartet. Besonders zu erwähnen vor allem das wuchtige „Arkhangelsk“, dessen breite Axtspuren und düstere Flächen eine eisige Atmosphäre erzeugen.

Vor allem das sehr gothic-angehauchte „Her Silent Language“, welches auch von „Projector“ stammen könnte, macht deutlich, dass hier die Band ihre Grenzen deutlicher als zuletzt auslotet. Die ruhigen Passagen sind zahlreicher und noch dezenter gehalten aber insgesamt wird wieder mehr Gas gegeben. Auch der Anteil an cleanen Vocals wurde wieder nach oben geschraubt und Martin Brandström experimentiert mehr mit seinen Keyboards, als man gewohnt ist.
Dadurch fallen die Harmonien nicht so dicht aus, was aber auch am Sound liegen könnte, denn der ist harsch wie schon lange nicht mehr. Der typische warme, voluminöse Klang seit „Haven“ ist einer trockeneren Mixtur gewichen, die Drums sind dominanter, die Keys treten ein wenig in den Hintergrund.
Ein paar mal kann man vermuten, dass DARK TRANQUILLITY der Metalgemeinde das bieten wollen, was sie von IN FLAMES nicht mehr bekommen, doch an der Vorgabe scheiterten ihre Stadtkollegen schon mit „Come Clarity“. Man hat einfach diesen sehr eigenen Stil mit dem großen Input an Tastenklängen, den sollte man auch beibehalten. Es ist einfach sehr schwierig eine Entwicklung, die man genommen hat rückgängig zu machen, das Ergebnis fällt oft zu kopflastig aus. Und solange die Helden der schwedischen Westküste das machen worauf es eigentlich ankommt, nämlich gute Songs zu schreiben, kann man ihnen nicht an den Karren fahren.

Doch genau hier hapert es schon ein bisschen auf der Scheibe. Woran das nun liegt lässt sich schwer sagen, „We Are The Void“, die „Leere“, ausgebrannt vom langen Touren? Lange dauerte es nicht nach der Ankündigung bis das Teil eingetütet war, etwa ein Schnellschuss? Oder eben die angesprochenen Veränderungen oder besser gesagt ansatzweisen Experimente, mit denen man versuchte neue Ufer zu erreichen? Das Resultat ist beileibe keine Enttäuschung, das Album hat seine Momente, Knaller wie „Final Resistance“, „Empty Me“ oder „The Wonders At Your Feet“ sucht man dennoch vergebens. Unterm Strich sollte es reichen um die Fangemeinde zufrieden zu stellen (Pfälzer)

Bewertung: 7,5 / 10


Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 48:06 min
Label: Century Media
Veröffentlichungstermin: 26.02.2010

Wertung der Redaktion
David Bernie Holger Maik Mika Brix Seb
7,5 6 6 6 6 6,5 6,5
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