Eyes Of Shiva - Eyes Of Soul

Dass Brasilien neben Caipirinha, Zuckerhut und Traumstränden auch musikalisch etwas zu bieten hat, ist spätestens seit ANGRA der Metalfraktion bekannt. Mit ihrem Erstlingswerk "Eyes Of Soul" versuchen sich nun die Newcomer EYES OF SHIVA daran, mit ihrer (O-Ton Plattenfirma:) "Mischung aus True & Progressive Metal" ebenfalls international Bedeutung zu erlangen.
Dazu haben sich die Bandgründer Renato Mendes und Ricardo Gil (beide Gitarre) professionelle Hilfe gesichert - produziert wurde das Debüt von Fabio Laguna (Keyboarder bei ANGRA) und gemixt von Dennis Ward (PINK CREAM 69).

Das äußerst ruhig einplätschernde Intro "Essence" lässt mehr eine Folk-Band erwarten als den angekündigten Metal - aber pünktlich zum Beginn von "Eagle Of The Sun" legen die Mannen um Sänger André Ferrari ordentlich zu - Vergleiche mit ANGRA sind nicht von der Hand zu weisen, vom rasanten Drumming und dem hellen Gesang her liegt man mit STRATOVARIUS auch nicht ganz falsch - und so liefern EYES OF SHIVA hier direkt komplexes und doch eingängiges gelungenes Material ab. Zwischenzeitlich geben sie sich ein wenig verspielt - so auch zu Anfang von "Lampiao", das sich aber alsbald zur angenehmen Midtempo-Nummer entwickelt und nur im sehr gebremsten Mittelteil ein wenig einbricht - dafür entschädigt danach ein grandioses Gitarrensolo.
Über wen sich die Jungs mit "Psychos Of The New Millenium" auslassen wird nicht verraten, Fakt ist aber, dass sich auch dieser treibende Song nicht zu verstecken braucht - gesanglich erinnert Mr Ferrari bisweilen gar ein wenig an ROYAL HUNT´s D. C. Cooper.
Die Ballade "Pride" ist zwar ganz gute Hausmannskost, kann trotz der durchgängig lobenswerten Gesangsleistung das hohe Niveau der schnelleren Nummern aber nicht ganz halten, so dass der nachfolgende folkig beginnende und stetig rockiger werdende Titeltrack "Eyes Of Soul" umso angenehmer erscheint.
Mit "World Tomorrow" begibt sich Sänger André aus dem sonst so melodisch gemäßigten Korsett hervor und schreit sich bei einigen Passagen regelrecht die Seele aus dem Leib - dennoch bleibt der Titel angenehm leichtgängig und geht dann in das etwas langsamere aber einen Hauch dunklere "Future" über.
Ob sich EYES OF SOUL mit der sehr schmalzigen Ballade "Alone" einen Gefallen getan haben… André beweist zwar, dass er eine äußerst variable Stimme besitzt, aber so recht wollen die seichten Nummern nicht zu dem sonstigen Songmaterial passen - und als hätten sie wieder etwas gut zu machen, so haut die Band mit "Just A Miracle" zum Schluss eine reinrassige STRATOVARIUS-Granate raus.

Hut ab - da wird sich die Konkurrenz warm anziehen müssen - wenn das Songwriting weiter so hochwertig bleibt, wie es bei "Eyes Of Soul" der Fall ist... lediglich die beiden ruhigen Tracks geben Punktabzüge - ansonsten ist das Debüt von EYES OF SHIVA eine klare Empfehlung - hervorragender Sänger, klasse Gitarrenarbeit, abwechslungsreiche Songs. Aber eher für Freunde des melodischen Metals - die Bezeichnung "True & Progressive" ist wohl doch eher etwas irreführend.

Anspieltipps: "Eagle Of The Sun", "Psychos Of The New Millenium", "Just A Miracle" (Naglagor)

Bewertung: 7,5 / 10



Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 42:33 min
Label: Locomotive Music
Veröffentlichungstermin: 23.08.2004
Kategorie: CD-Reviews