glittertind_landkjenning_glittertind_2009_small.jpgEs ist ja mittlerweile kein Geheimnis mehr, dass der geneigte Metal-Fan bei der Fülle an skandinavischen Bands, die in ihrer Landessprache musizieren, schon seinen Magister in Skandinavistik hätte machen können. Und als gäbe es nicht schon genügend dieser Combos, hat GLITTERTIND diese Tage ihr drittes Album herausgebracht. Doch dies soll keinesfalls so zu verstehen sein, dass dieses Werk unausgegoren oder gar unnötig sein, nein im Gegenteil, es ist überraschend gut.

Auch wenn der Opener noch ein wenig so wirkt, als habe sich Mastermind Torbjörn Sandvik nicht so wirklich für ein Genre entschieden, so zeigt sich beim Nachfolger „Nordafjells“ die Klasse dieses Albums. Ein ballernder, kraftvoller Beginn mit einprägsamen Riffs und genauso eingängigem Refrain, um dann gegen Ende wahrhaft episch zu werden.
Dass der folkvernarrte Norweger aber auch ganz ruhige, Gänsehaut erzeugende Nummern schreiben kann, beweist er mit „Gâr Min Eigen Veg“ (was dass wohl auf deutsch heißt?), dass durch leichte Streicher und eine durchgängig klingende Flöte überzeugt. Sowohl der stille Hauptteil, als auch die druckvollere Hinführung zum Chorus bis zum Ende lassen einen zum ersten einmal an einen malerischen Sonnenaufgang, respektive Sonnenuntergang an majestätischen Fjorden denken. Zum zweiten sind hier Parallelen zum KANSAS-Überhit „Hold On“ erkennen.

Diese One Man Army zeigt eindrucksvoll, dass Solo-Pfade keineswegs zu peinlicher, selbstdarstellerischer Rohstoffverschwendung ausarten müssen, sondern sehr wohl überzeugen kann. Egal, ob nun die bereits beschriebenen atmosphärischen Songs oder solche, die den geneigten Hörer urplötzlich zum Feiern und Trinken animieren, wie „Glittertind“. Dieser überschreitet zwar nur knapp die Drei-Minuten-Grenze, liefert aber dafür eine gehörige Portion Power mit und man stellt sich unweigerlich vor wie eine Horde Wikinger nach einem siegreichen Kampf mal ordentlich die Sau raus lässt.

Paradox daran ist lediglich, dass das Album von der Christianisierung des Landes erzählt und meine Assoziationen deshalb nicht unbedingt für bare Münze genommen werden müssen. Auch textlich, nein ich kann (noch) kein norwegisch und muss mich auf die Beschreibung des Labels verlassen, zeigt die Truppe keine übertriebene Sublimität. Es werden zum Nationalismus hängende Patrioten veralbert oder aber auch beschrieben wie sich einst die Nazis gen Norden begaben um das Land unter ihre Fittiche zu bringen.

Da auch die Produktion über alles erhaben ist, gibt es auch hierbei keinen Abzug und rechnet man dann noch den lyrischen Bonus plus großen Hörspaß dazu, dann wird einem schnell klar, dass es sich bei „Landkjenning“ definitiv um eines der bis dato besten Werke des Jahres 2009 handelt. Bedauerlicherweise haben die Damen und Herren von Napalm Records wieder einmal die ungeheure Paranoia besessen über sämtliche Lieder Voice-Overs zu legen, was sich einerseits als ziemlich nervig erweist und ein wenig das Hörvergnügen dämpft. Ansonsten aber alles verdammt gut und ich kann wirklich einmal sagen, dass auf dem Beipackzettel nicht übertrieben wurde. Wenn beim nächsten Output dann die zwei angesprochenen Probleme beseitigt werden, bin ich mir sicher die Höchstnote verteilen zu können. (David)


Bewertung: 8,5 / 10 

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 37:38
Label: Napalm Records
Veröffentlichungstermin: 29.05.2009

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