Madder Mortem - Eight Ways

maddermortem_eightways.jpgDie Norweger von MADDER MORTEM waren schon immer die etwas andere Band. Wilderte man auf den ersten beiden Alben „Mercury“ (1999) und „All Flesh Is Grass“ (2001) dem Hörensagen nach noch im Gothic Genre, machte man ein Jahr später mit „Deadlands“ einen Schwenk hin ins Neumetallische. Augenscheinlich bekam das dem Mädel und den Jungs aus Hedmark nicht besonders gut, denn was folgte, war erstmal eine über drei Jahre andauernde Auszeit, bis man 2006 mit „Desiderata“ ein neues Album am Start hatte; selbstverständlich erneut mit veränderter musikalischer Ausrichtung. Von nun an sollte Progressivität Trumpf sein, ein Umstand, der auch für das neue Studioalbum „Eight Ways“ zutreffend ist.

Vorausgesetzt man definiert den Begriff „Progressivität“ nicht mit dem, was Bands wie DREAM THEATER oder SYMPHONY X machen, denn damit haben die Norweger rein gar nix am Hut. Vielmehr muss man das Progressive in der Musik von MADDER MORTEM dahingehend verstehen, dass Grenzen überschritten werden, dass unzählige Stile miteinander kombiniert werden und dass sämtliche gängigen Konventionen innerhalb des Metals gebrochen werden. Wäre der Begriff „Crossover“ nicht schon anderweitig besetzt, er würde gut zum musikalischen Schaffen von MADDER MORTEM passen. Erlaubt ist, was gefällt, nach dieser Devise arbeiten MADDER MORTEM, und das hört man an allen Ecken und Enden auf diesem Album heraus. „Eight Ways“ ist ein extrem detailverliebtes Album, bei dem der abgedroschene Satz „da entdeckt man auch nach dem 100ten Umlauf noch Neues“ absolut zutrifft. Das alles macht MADDER MORTEM einzigartig, einzigartig kompliziert und einzigartig anstrengend, um genauer zu sein.

Einzigartig ist übrigens auch Sängerin Agnete M. Kirkevaag, die bereits seit 1993, also dem Anbeginn der Band ein fester Bestandteil dieser ist; das hat man auch nicht alle Tage. Diese Dame schafft es, einem Schauer über den Rücken zu jagen, die man so schnell nicht wieder vergisst. Mal sind es wohlige Schauer, mal sind es solche, die einen Schaudern lassen; der Wechsel kann in Sekundenbruchteilen erfolgen. Mal singt sie engelsgleich mit hoher, zarter Stimme, mal schreit sie wie eine wilde Furie und ab und an quietscht-kreischt sie wie eine Katze, der man auf den Schwanz getreten ist. Mit anderen Worten: „Pain Is So Close To Pleasure“! Gut finden, muss man das nicht, zur Musik passt das perfekt, denn über 65 Minuten paaren sich ununterbrochen träumerisch schöne Klänge mit harschen dissonalen Momenten.

So weit so gut, trotzdem habe ich genau an dieser Stelle nun ein gewaltiges Problem, das mich zum Glück nur ganz selten mal ereilt. Wie beschreibt man Musik, die man mit Worten nicht beschreiben kann, die man einfach gehört haben muss, um sie halbwegs einzuordnen. Von verstehen will ich erst gar nicht sprechen, denn ich bin mir nicht sicher, ob man als Normalsterblicher MADDER MORTEM überhaupt verstehen kann?
Aber ich wage zu behaupten, dass es MADDER MORTEM mit „Eight Ways“ gelungen ist, das, wovon ich die ganze Zeit in abstrakten Worten gesprochen habe, zu perfektionieren. Diesen Eindruck habe ich jedenfalls, nachdem ich „Eight Ways“ unzählige Male auf mich habe wirken lassen. Und das ist in jedem Fall nötig, denn dieses Album ist keines für das Kurzzeitgedächtnis.
  
Dass „Eight Ways“ als Gesamtwerk gesehen werden muss, versteht sich, denke ich, von selbst, von daher macht es wenig Sinn an dieser Stelle einzelne Songs herauszupicken, um sie detaillierter zu beleuchten, was ohnehin unmöglich ist, ohne den Rahmen zu sprengen, der bereits von mir gesprengt wurde. Selbst das Nennen eines oder mehrerer Anspieltipps fällt außerordentlich schwer, denn entweder wird man das komplette Album lieben oder ihm nur Unverständnis entgegenbringen (wobei die Tendenz zur Liebe bei steigender Anzahl an Hörversuchen proportional ansteigt).

Um zum Ende zu kommen. Wie schrieb ein großes englisches Magazin über die Norweger: "MADDER MORTEM Are Special … Do You Deserve Them?“ Enough Said! (Maik)


Bewertung: 9 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 64:28 min
Label: Peaceville Records
Veröffentlichungstermin: 22.05.2009
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