Devin Townsend Project - KI

devin_townsend_project__-_ki.jpgNach der Auflösung von STRAPPING YOUNG LAD 2007 hätte so mancher Fan von Townsend und Co wohl wirklich in Tränen ausbrechen können. Wer allerdings einen vielseitigen Musikgeschmack hat oder generell ein Anhänger von Devin Townsend ist, kann sich wenigstens an seinen Soloalben beglücken. Noch im selben Jahr der Auflösung von SYL warf er das Album „Ziltoid The Omniscient“ auf den Markt, welches er komplett in Eigenregie eingespielt hatte. Während seitdem die Rede davon war, dass ein weiteres Ziltoid Album den Musikmarkt fesseln soll hat sich der gute HevyDevy allerdings scheinbar anders entschieden. Nun soll es in diesem Jahr ganze vier Veröffentlichungen unter dem Namen DEVIN TOWNSEND PROJECT geben. Hierfür hat sich das Mastermind für jedes der vier angekündigten Alben eine andere Besetzung von Musikern geschnappt, welche zu dem jeweiligen Musikstil der Platte passend ausgewählt wurden. Die erste Veröffentlichung dieser Tetralogie hört auf den Namen „KI“ und dient als ruhiger Einstieg in die Materie.

Für mich persönlich muss ich sagen, dass Devin Townsend einer meiner wahren Idole ist. Egal was dieser Mann anfasst, in meinen Ohren wird es einfach zu Gold. Sei es nun eines seiner ersten Projekte, PUNKY BRÜSTER, in welchem er sich gänzlich seiner humoristischen Ader hingab und sowohl das Punk- als auch das Metalgenre wunderbar aufs Korn nahm, seine Solosachen als THE DEVIN TOWNSEND BAND oder die agressionsbestimmte Zeit mit STRAPPING YOUNG LAD. Dieser Mann weiß einfach was Musik bedeutet und ist in der Lage die unterschiedlichsten Facetten dieser aufzuweisen. Mit KI beginnt aber auch für dieses Mastermind ein neues Zeitalter des Emotionsausdrucks. So sagt er selbst: „Nach dem Ende von SYL habe ich mir eine Menge schlechter Gewohnheiten abgewöhnt. Ich war depressiv, wütend und krank, ich war unzufrieden und wollte den Rest meines Lebens nicht so dahinvegetieren. Ich hörte mit all den Drogen, dem Alkohol und einer Reihe weiterer Süchte auf, die mich und meine Welt kontrollierten.“

Das alles soll man auf den nächsten Veröffentlichungen zu spüren bekommen. „KI“ bietet hierfür den Einstieg in die Tetralogie, wofür er sich ganz besondere Musiker mit ins Boot genommen hat. Als Schlagzeuger konnte HevyDevy Duris Maxwell (62) für sich gewinnen, welcher schon mit so einigen Idolen von Townsend gespielt und gejammt hat. So hat dieser sogar schon mit dem legendären Hendrix gejammt. Als Bassisten entschied er sich für Jean Savioe. So äußerte sich Devin: „Jean spielt in einer Beatles-Coverband und verbrachte viele Jahre auf Kreuzfahrtschiffen rund um den Globus. Nenne einen bestimmten Stil und er kann ihn stundenlang jammen. Seine Technik ist perfekt, und die Tatsache, dass er noch nie harte Musik gespielt hat, machen ihn und Duris perfekt für dieses Projekt.“ Als Keyboarder engagierte Townsend, wie schon seit Jahren, Dave Young. Eine perfekte Kombination aus Musikern, für ein ruhiges, aber dennoch energiegeladenes, jazziges Album wurde hier zusammengestellt.

Doch mal genug von den Rahmenbedingungen unter welchen dieses Album produziert wurde. Ich sollte wohl lieber einmal endlich zur Musik zu sprechen kommen. Wer glaubt, dass „KI“ auch nur ansatzweise etwas mit der Musikrichtung zu tun hat die SYL verfolgt liegt aber mal so was von meilenweit daneben. Dieses Album ist eher einer der ruhigsten und gechilltesten Outputs die der gute Herr Townsend je veröffentlicht hat. Auch wenn hier nur wenig, bis gar keine Aggressivität dargeboten wird, so hat sich die Intensität der dargebotenen Musik um einiges erhöht. Es ist eine ganz andere, unterschwellige, kontrollierte Form von Zorn, welche durch zahlreiche weitere Emotionen unterstützt wird. Allerdings braucht es mehr als nur lange um hinter den ersten Eindruck zu blicken. Die Scheibe hat bei mir unendlich lange gebraucht um zu zünden und die wahren Feinheiten zu erkennen.

So startet „KI“ mit dem Intro „A Monday“ unglaublich sanft. Zarte Klänge vermitteln einem wahrlich an einem Montagmorgen wach zu werden. Doch auch mit dem zweiten Track der Scheibe „Coast“ wird es nicht wirklich flotter oder rabiater. Nein, in völlig jazziger Manier jammt sich Townsend nach vorne. Ruhe und ein Anflug von Depression verbreiten sich durch die Klänge der Instrumente und vor allem durch den zauberhaft fesselnden cleanen Gesang von Devin.

Dieses Gefühl wird auf dem Erstlingsalbum des neuen Projektes überwiegend verfolgt. Nur selten gibt es härtere Klänge in denen sich ein kurzer Ausbruch der Emotionen widerspiegelt. So wie beispielsweise in „Heaven Send“ in welchem sich die Musik in einen wahren Höhepunkt, einer puren Entladung von Energie hereinsteigert, welche sich durch Shouts von Townsend und immer lauter werdende Instrumente äußert. In der härteren Phase des Songs erinnert er mich vom Stil her irgendwie etwas an „Planet Smasher“ vom „Ziltoid The Omniscient“ – Album.

„KI“ ist in meinen Augen ein ganz besonderes Album von dem guten Devin geworden. Ich bestreite gar nicht, dass es sehr gewöhnungsbedürftig ist. Es ist selbst für Townsend  ungewöhnlich, was es auch den wahren Fans schwierig machen wird dieses Album zu verinnerlichen. Wie bereits erwähnt braucht es richtig viel Zeit zum zünden und alle Feinheiten zu entdecken und zu erfassen. Mit Metal hat das ganze auch nicht wirklich was zu tun. Es handelt sich mehr um eine „Prog-Rock-Jazz“ – Scheibe, was auf keinen Fall jedermanns Sache sein dürfte. Aber in ganzen 13 Tracks und einer extrem langen Spielzeit beweist er kompositorische Glanzleistung.

Wer also auch richtig ruhiger Musik, welche vor Emotionen nur so strotzt, nicht abgeneigt ist, sollte hier sofort zugreifen. Wer sich eher mit der hasserfüllten SYL Seite von Townsend identifizieren kann muss wohl eher auf das zweite und vor allem das dritte Album des DEVIN TOWNSEND PROJECTs warten. Denn von Album zu Album wird sich Townsend immer weiter hineinsteigern und so soll der dritte Output eines der heftigsten sein, was er je gemacht hat. Ich kann von meiner Seite nur sagen, dass auch nach diesem ungewöhnlichen Album Devin Townsend für mich ein wahres Idol bleibt und gerade durch seine Vielfalt und kompositorische Finesse für meine Ohren ein Segen ist.
Dennoch möchte ich klarstellen, dass ich eine solch hohe Bewertung nicht abgebe, weil Townsend für mich ein genialer Musiker ist, sondern weil ich wirklich glaube, dass dieses Album aufgrund seiner Vielfalt und enthaltenen Emotionen diese Punkte tatsächlich verdient hat! (Sebastian)


Bewertung: 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 66:49 min
Label: InsideOut/SPV
Veröffentlichungstermin: 22.05.2009

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