doro_fearnoevil.jpgWie beginnt man eigentlich ein Review zur neuen DORO Scheibe? Soll ich euch was zur Historie der deutschen Metal Queen erzählen? „Die kennen wir doch eh schon in- und auswendig!“ Oder wie wär's mit ein paar Fakten zum 25-Jährigen von „Burning The Witches“ und der grandiosen Jubiläumsshow in Düsseldorf? „Alter Käse!“. Aber die Liste der ganzen Stars, mit denen DORO schon zusammen gearbeitet hat, das interessiert euch doch bestimmt? „Ne, lass mal sein“! DORO stand in den vergangenen Jahren so sehr in der Öffentlichkeit, dass es nahezu nichts mehr gibt, was noch nicht bekannt wäre. Also widme ich mich gleich dem neuen, inzwischen 10ten, Studioalbum „Fear No Evil“, das genug Gesprächsstoff liefert, und wie es sich für die Düsseldorferin gehört, sowohl im positiven wie im negativen Sinne.

Wenn man es sich einfach machen will, ist man schnell mit der Beurteilung von „Fear No Evil“ durch. Man nehme die letzten beiden Alben „Fight“ und „Warrior Soul“, drehe das ganze durch den Fleischwolf, und das, was dabei rauskommt sieht so aus und schmeckt so wie „Fear No Evil“! Damit will ich sagen, dass auch „Fear No Evil“ ein reines Nummer Sicher Album geworden ist, mit dem DORO mit Sicherheit nirgendwo anecken wird. Sie scheint endgültig aus den Fehlern von „Love Me In Black“ und „Machine II Machine“ gelernt zu haben, verzichtet auf größere Experimente, und hat Erfolg damit, wie der Charteinstieg von „Fear No Evil“ auf Platz 11 beweist. Im Kontext der Feierlichkeiten zum 25ten Bühnenjubiläum kann man das noch ohne weitere Kritik durchgehen lassen, ein weiteres Album auf die exakt gleiche Machart wird dann aber sicherlich vermehrt die Kritiker auf den Plan rufen.  

Das bedeutet, in Sachen Songs gibt’s genau das auf die Ohren, was man von DORO im Jahre 2009 erwartet. Partytaugliches wie „Celebrate“ oder „Night Of The Warlock“, Mid-Tempostoff wie „Running From The Devil“, „On The Run“, „Long Lost For Love“ und „I Lay My Head Upon My Sword“(was für ein dämlicher Titel), Up-Tempo Kracher wie „Caught In A Battle“, Balladen, mal auf englisch („Walking With The Angels“, „It Kills Me“), mal auf deutsch („Herzblut“) und zum Schluss mit „25 Years“ eine Hymne, die das alles zusammen fassen soll. Soweit die Songs im Schnelldurchlauf, das hört sich eigentlich schon mal vielversprechend an, ist es in der Realität aber leider nur bedingt. Ein Faktum, das ebenso bereits für „Fight“ und „Warrior Soul“ galt. 

Kommen wir erst mal zum Negativen. Da hätten wir ganz oben auf der schwarzen Liste die Produktion. Ich weiß nicht, wer sich dafür verantwortlich zeichnet, vermutlich hält man die Namen mit Absicht unter Verschluss, aber einige dieser Herrschaften müssen Volldeppen vor dem Herrn sein. Man höre nur mal „Caught In A Battle“, den schnellsten und heftigsten DORO Song seit Jahren. Bei diesem Soundbrei kommt einem das Kotzen, die Drums klingen so dermaßen künstlich, dass diese Musik keine Kunst mehr ist. Gott sei Dank ist der Sound nicht über die gesamte Scheibe so mies, sonst müsste man das Teil direkt in die Tonne kloppen, wirklich begeistern kann er aber über die gesamte Spielzeit nicht. Zu drucklos, zu leblos, zu künstlich. Im Vergleich dazu war „Warrior Soul“ Balsam auf die Ohren!

Auch songmäßig greift Fräulein Pesch an manchen Stellen daneben. So soll „Night Of The Warlock“ so was wie eine neue Bandhymne sein, dafür braucht das Stück aber viel zu lange, um richtig in Fahrt zu kommen. Und auch die beiden gegen Ende platzierten „It Kills Me“ und „Long Lost For Love“ fallen durchs Qualitätsraster. Beide zwar großartig und mit viel Herzblut gesungen, aber irgendwie weder Fisch noch Fleisch.

Insgesamt überwiegt zum Glück aber das Positive an „Fear No Evil“. Die zusammen mit Tarja Turunen eingespielte Halbballade „Walking With The Angels“ gehört mit zum Besten, was DORO in 25 Jahren zustande gebracht hat. Die erste Single „Celebrate“ macht in der Tat Feierlaune und wird DORO live mit Sicherheit die nächsten Jahre begleiten. Auch mit der gefühlten 75ten „Für Immer“ Adaption „Herzblut“ kann man ganz gut leben. Natürlich gilt auch für diesen Song dasselbe wie für jedes andere deutsche DORO Liedgut der letzten 20 Jahre: Hätte die Dame sich schenken können. Im Gegensatz zum fürchterlichen „In Liebe und Freundschaft“ braucht man sich als Metaller hierfür wenigstens nicht zu schämen. Ach ja, hat ein gewisser AXEL RUDI PELL das Eröffnungsriff eingespielt? Klingt ziemlich verdächtig! „On The Run“ und „I Lay My Head Upon My Sword“ sind ebenfalls ziemlich gelungen, so dass sich unterm Strich genügend Pluspunkte auf „Fear No Evil“ offenbaren, die das Album lohnenswert machen. Ein richtiger Kracher wie in alten WARLOCK Tagen ist aber auch „Fear No Evil“ nicht geworden, beim nächsten Mal vielleicht mit anderen Songschreibern und vor allem Produzenten zusammen arbeiten! (Maik)


Bewertung: 6,5 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 48:07 min
Label: AFM Records
Veröffentlichungstermin: 30.01.09   
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