Bad habit - Above and beyond

badhabitabovebeyondcover.jpgVor 20 Jahren wurden BAD HABIT bei ihrem Full-Length-Debüt als eine weitere schwedische Band bezeichnet, die gerne aus den USA kommen würden. Und tatsächlich, ihr Sound bewegte sich „After Hours“ nahe am Melodicrock-Sound aus Übersee. Der Mitte der Achtziger von Hal Marabel und Doc Pat Shannon gegründeten Formation war das indes egal, war es die Musik die sie spielen wollten, was zu der Zeit in Schweden auch alles andere als unangesagt war. Heute ist Gitarrist und Keyboarder Marabel das einzige Originalmitglied, welches noch an Bord ist und trotz insgesamt sieben Alben und viel Talent ist ihnen der große Wurf verwehrt geblieben. Ob es nun nicht klappte, weil oder obwohl sie ihren Stil nie verändert haben dürfte unklar bleiben. Klar ist hingegen, dass sie es auch auf ihrem neuen Opus „Above and beyond“ nicht tun.

Weiterhin regiert ganz klassischer AOR, der vor allem aufgrund seiner Keyboard-Gitarren-Harmonien an die Vorbilder wie REO SPEEDWAGON, JOURNEY, BAD ENGLISH oder HOUSE OF LORDS erinnert. Aber auch die riesige Melodiefülle haben sie von diesen Truppen vererbt bekommen. Allzu heftige Songstrukturen muss man in ihrem Klangbild, mit dem in den Achtzigern durchaus Stadien gefüllt wurden vergeblich suchen.
Massentauglich nennt man das wohl, was man auf „Above and Beyond“ geboten bekommt, auch wenn solche Musik heutzutage eher seltener im Radio gespielt wird. Dabei reizen BAD HABIT die ganze Palette von Stadion-Hymnen wie dem super eingängigen Opener „I don´t want you“, rockigeren Nummern wie dem Titelsong oder „Don´t want to say goodbye“ über Key-dominierte Stücke in der Art von „Just a Heartbeat away“ bis hin zu Balladen („Never gonna give you up“) aus.
Gegen Ende zitieren sie mit „Surrender“ und „Calling your Name“ noch dezent den Blues. Richtig bratende Gitarren sind rar gesät, wenn dann findet man sie am ehesten im bombastischen „I Believe“, ein paar Soli gilt es auch zu bewundern.

Dabei erweisen sich die Fünf als äußerst erfahrene und stilsichere Mucker, die genau wissen was ein Song braucht. Sie agieren mit all ihrem Feeling und Können, bauen immer wieder kleine Details in die ansonsten auf das Wesentliche reduzierten Songs ein, wie etwa die mehrstimmigen Passagen in „Let me tell you“. Anteil am guten Gesamtbild hat sicher auch die heutigen Ansprüchen gerecht werdende, fette Produktion von Jonas Reingold. Der ist im übrigen ein Kumpel von Drummer Jaime Salazar aus dem FLOWER KINGS / THE TANGENT-Umfeld.
Auch wenn die Kompositionen als reif zu bezeichnen sind, so wirken sie dennoch nicht routiniert, sondern versprühen durchaus eine angenehme Frische. Der einzige Nachteil bei dem Sound-Fondue, das uns die Skandinavier kredenzen ist, dass sie die Töpfe zu sehr mit Käse anstatt mit Fleisch gefüllt haben. Ein wenig mehr hätte man in die Saiten hauen dürfen, nicht alle Ecken und Kanten abschleifen. Auf zwei oder drei Songs hätte man auch verzichten können, nicht alles hat das hohe Niveau der genannten Stücke.

Dennoch macht die Scheibe uneingeschränkt Spaß, aber halt nicht zum ordentlichen Abschädeln. Cabrio-Mucke im positivsten Sinn des Wortes, nichts Neues, aber gut aufgemotzt. Wer schon einmal das istrische Hügelland gen Adria durchfahren ist, hört den Wechsler im Handschuhfach nach so was schreien. Der Sommer kann kommen! (MetalPfälzer)

 

Bewertung: 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 46:52 min
Label: AOR Heaven
Veröffentlichungstermin: 23.01.2009

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