The Puritan - Lithium Gates

thepuritan_lithiumgates.jpgIhr seid nach wie vor enttäuscht, dass REVEREND BIZARRE das Zeitliche gesegnet haben? Dann habe ich hier etwas für Euch: THE PURITAN aus Finnland (woher auch sonst). Da wo REVEREND BIZARRE vor zwei Jahren aufgehört haben, setzen THE PURITAN an. Zähflüssiger, bleierner, experimenteller Doom Metal, der wahrlich nichts für schwache Nerven ist. Waren REVEREND BIZARRE extrem, so sind THE PURITAN extremer. Verwunderlich ist das nicht, wenn man mal einen genaueren Blick auf’s Line-Up wirft, denn mit Sir Albert Witchfinder befindet sich ein ehemaliges REVEREND BIZARRE Mitglied in den Reihen der "Puritaner".

Und der hat mit THE PURITAN in den nächsten Jahren noch so einiges vor. Glaubt man dem Promozettel, sind mit "At The Heart Of The Hostile World" und "Sailing The Seas Of Satan" bereits zwei weitere Werke in der Mache. Und angeblich hat man sogar noch Musik für drei weitere Scheiben in der Hinterhand. Für die Zukunft des undergroundigen Doom Metals ist also bereits gesorgt. Aber wieder zurück in die Gegenwart, oder doch besser in die Vergangenheit, denn "Lithium Gates" ist eigentlich gar kein neues Album, sondern so eine Art Re-Release, der die ersten beiden THE PURITAN Vinylalben beinhaltet. "The Puritan" erschien anno 2006, "The Black Law" im Jahre 2008, und nun sind beide Veröffentlichungen auf einem Album zusammengefasst. Und dass es sich um zwei unterschiedliche Veröffentlichungen handelt, fällt bereits beim ersten Hören auf, denn die zweite Hälfte von "Lithium Gates" klingt deutlich anders als die Erste; aber dazu später mehr.

Bereits der Opener "Opposite The Fireplace – The Wall Of Shotguns" zeigt die nonkonforme Herangehensweise der Band auf beeindruckende Art und Weise. Für die einen ist "Opposite The Fireplace…" die ödeste Endlosschleife der Metalgeschichte, für die anderen die purste und anbetungswürdigste Form des Doom Metals. Diese Trägheit und Schwerfälligkeit zieht sich durch fast alle, teils auch überlangen, Songs. Lediglich Song Nummer drei, "The Sulphur-Coloured Clouds Are Hurrying Through The Lithium Gates" bricht etwas aus dem Konzept "langsam, langsamer, am langsamsten" aus. 

Ein weiteres charakteristisches Merkmal für den Sound der finnischen Doomster ist der ausgeprägte Instrumentalanteil in den Songs. Grob würde ich mal schätzen, dass 80% der Musik rein instrumental daherkommt; Vocals spielen auf der kompletten Scheibe eine untergeordnete Rolle. Die Zugänglichkeit erhöht das nicht gerade, aber von massenkompatiblem Doom Metal à la CANDLEMASS sind THE PURITAN ja eh meilenweit entfernt. Mit "Opposite The Fireplace – The Wall Of Shotguns", "The Sulphur-Coloured Clouds Are Hurrying Through The Lithium Gates", "Those Who Sow In Tears Shall Reap In Joy", "The Breathing Room", "Why Did You Say That Summer Was Dying?", "We Have To Be Awake When They Come" und "The Touch Of Kindness Knows No Kingdom" gibt’s sage und schreibe 7 rein instrumentale Songs. Ich hoffe ich habe keinen vergessen. Wobei man Song Nummer 10, "The Touch Of Kindness Knows No Kingdom" mit verzweifeltem Gestöhne und Gejammer unterlegt hat. Jedenfalls sehr krank diese Nummer.

Widmeten sich THE PURITAN auf ihrer gleichnamigen ersten Veröffentlichung noch dem reinrassigen Slow Motion Doom Metal, so wurden auf "The Black Law" auch Elemente aus dem Noise und Avantgarde Bereich in den Sound integriert, und auch Synthesizer kommen zum Einsatz. Alles in allem wirken die Songs in der zweiten Hälfte von "Lithium Gates" heftiger, bedrohlicher und noch negativer, mir persönlich gefällt aber die ursprüngliche Ausrichtung der Band deutlich besser. Ein Song wie z.B. "We Have To Be Awake When They Come" setzt in meinen Augen zu sehr auf Atmosphäre, und lärmt nur so im Stile von NEUROSIS vor sich hin. Nur eben noch schlechter und nerviger, ein roter Faden ist nicht mehr zu erkennen. Finde ich sehr schade, und zerstört etwas die Magie, die "Lithium Gates" zuweilen besitzt.  

Underground Doom Metal Fans sollten THE PURITAN auf jeden Fall mal anchecken, denn "Lithium Gates" ist trotz der schwächeren zweiten Hälfte, eine lohnenswerte Scheibe. Ich bin jedenfalls bereits gespannt, in welche Richtung sich THE PURITAN weiterentwickeln werden. (Maik) 


Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 67:35 min
Label: Spikefarm Records
Veröffentlichungstermin: 06.02.2009
Kategorie: CD-Reviews