Karmakanic - Who's The Boss In The Factory?

karmakanic_whosthebossinthefactory.jpgAlso ich muss schon sagen, es ist wirklich nicht leicht, im Umfeld der FLOWER KINGS den Überblick zu behalten. Nicht nur, dass die Blumenkönige selbst fast jedes Jahr mit einem neuen Album am Start sind, auch die einzelnen Bandmitglieder sind abseits ihrer Hauptband fleißig und veröffentlichen Album um Album, mal unter eigenem Namen (z.B. Tomas Bodin, Roine Stolt) oder innerhalb diverser Bandprojekte (z.B. KAIPA, TRANSATLANTIC). Um ein solches Projekt handelt es sich auch bei den von Jonas Reingold iniziierten KARMAKANIC, die bereits seit 1999 ihr Unwesen in der progressiven Szene treiben. Und obwohl ich ein eingefleischter Anhänger der progressiven Musikkunst bin, ist der Name KARMAKANIC bislang vollkommen an mir vorbeigegangen, wenn ich ehrlich sein darf. Ein Fehler, wie sich noch herausstellen soll, denn das dritte KARMAKANIC Album „Who’s The Boss In The Factory?“ weiß sehr zu gefallen und wärmt mit einer wohlig-angenehmen Mischung aus Prog Rock, Hard Rock und Jazz die Herzen der Hörer inmitten des kalten Herbstes.

Da sich Jonas Reingold ohne seine Kollegen anscheinend langweilt, wirken auch auf „Who’s The Boss In The Factory?“ mit Zoltan Csörsz (Schlagzeug) und Tomas Bodin (Keys) gleich zwei Musiker mit, die auch zum Line-Up der FLOWER KINGS gehören. Aber auch der Rest des Line-Up’s, bestehend aus Göran Edman (Gesang), Krister Jonsson (Gitarre) und Lalle Larsson (Keyboards), kann sich sehen lassen. Und wie so üblich in diesem Genre, dürfen auch einige Gäste wie Andy Tillison (THE TANGENT), Theo Travis (ROBBERT FRIPP) oder Lelo Nika begrüßt werden, die ebenfalls ihren Beitrag zum Gelingen leisten.
Von daher dürfte bereits klar sein, dass sich KARMAKANIC in einem ähnlichen Fahrwasser bewegen wie die FLOWER KINGS (vielleicht ist der Jazz- und Fusionanteil noch etwas höher), aber so lange die Qualität stimmt, gibt es daran nichts auszusetzen, und die Qualität stimmt definitiv. Ich würde sogar soweit gehen, dass „Who’s The Boss In The Factory?“ an einigen Stellen frischer und inspirierter klingt als die letzten Alben der FLOWER KINGS.   

Der Start ins Album erfolgt direkt mit dem knapp 20-minütigen Epos der Scheibe „Send A Message From The Heart“, das bereits alles beinhaltet, wofür KARMAKANIC stehen. Längere rein instrumentale Spielereien, ruhige, verträumte Zwischenspiele und ein von Chören begleitetes bombastisches Finale. Lediglich beim Singsang eines kleinen Kindes ganz zu Beginn (Jonas’ Sohn Alexander) hat man das Gefühl, die falsche Scheibe in den Player geschoben zu haben.  
Genau das Gegenteil des Eröffnungsepos ist dann „Let In Hollywood“, ein songdienliches Stückchen, das für Progrockverhältnisse stellenweise recht heftig rockt, und mich etwas an aktuelle SPOCK’S BEARD Nummern erinnert. Herzstück dieses Songs ist der fast schon tanzbare Refrain.
Wenn es auf „Who’s The Boss In The Factory“ so etwas wie einen Anspieltipp gibt, dann ist es „Let In Hollywood“.
Das zweite Epos, mit 13 Minuten etwas kürzer als der Opener, ist dann gleichzeitig der Titeltrack, der sehr düster und deprimierend mit tiefen Pianoklängen und Glocken beginnt, und auch der einsetzende Gesang wirkt sehr gedrückt. Mit Einsatz des Refrains vollzieht der Song einen kompletten Stimmungswandel und nimmt eine fröhliche Grundstimmung an, die sich auch durch den längeren Instrumentalpart zieht. Leider verliert dieser etwas die Spannung, so dass der zweite Longtrack gegenüber dem Ersten den Kürzeren zieht, da ändert auch der einmal mehr schöne Refrain nichts.
Der beste Song von „Who’s The Boss In The Factory“ ist allerdings das mit knapp 10 Minuten auch nicht gerade kurze „Two Blocks From The Edge“, das zwar, auch wegen des Saxophonsolos, stark an die FLOWER KINGS erinnert, doch auch im Kontext der Könige zu den Highlights zählen würde.
In Form des zweiteiligen „Eternally“, das Jonas Reingold seinen im vergangenen Jahr verunglückten Eltern widmet, findet „Who’s The Boss In The Factory“ einen ruhigen Ausklang. Besonders die Streicher und das Akkordeon, das auf den ersten Blick so gar nicht zum eigentlichen Thema des Songs passt, stechen bei „Eternally“ heraus.  

Zu einem Album der Premiumklasse, wie z.B. das TRANSATLANTIC Debüt „SMPTe“, fehlt dem dritten KARMAKANIC Werk noch die ganz große Magie, Anhänger der FLOWER KINGS oder von eben jenen TRANSATLANTIC (auch wenn die Schnittmenge groß sein wird) machen mit der Anschaffung von „Who’s The Boss In The Factory?“ definitiv keinen Fehler. (Maik) 


Bewertung: 8 / 10

Anzahl der Songs: 6
Spielzeit: 55:45 min
Label: Inside Out/SPV
Veröffentlichungstermin: 24.10.08

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