Metal church - This present wasteland

metal_church_wasteland.jpgDer Satiriker Till Burgwächter hat METAL CHURCH einmal als knapp daneben-Legende bezeichnet, so unrecht hatte er damit gar nicht. Mit ihrem Debüt 1984 schlugen sie seinerzeit mit ihrer Mischung aus Bay Area und klassischem US-Metal in die Szene wie eine Bombe ein. Doch der Erfolg hatte seine Schattenseiten, schon das Zweitwerk „The Dark" litt unter der großen Erwartungshaltung und anschließend verließen noch zwei Leitpriester die Institution. Doch mit neuem Sänger Mike Howe konnte man wieder sehr starke Scheiben veröffentlichen, was nichts daran änderte, dass man Mitte der 90er aufgeben musste.
Auch die halbgare und zerstrittene Reunion 1998 brachte das Schiff nicht richtig auf Kurs, doch in den letzten Jahren hat sich das Glück etwas gewandelt. Mit komplett neuer Mannschaft konnte Mastermind Kurdt Vanderhoof zwei Alben aufnehmen, die wieder den Spirit der Hochphase atmeten. Dazu gab es gut besuchte Tourneen und umjubelte Festival-Shows. Nun steht mit „This present Wasteland" der dritte Dreher mit Sänger Ronny Munroe in den Startlöchern. Mal sehen, ob die Erfolgskurve weiter nach oben zeigt.

Schon der Start klingt sehr vielversprechend, das Intro beim Up-Tempo-Opener „The Company of Sorrow" hätte so auch auf dem MEGADETH-Klassiker „Rust in Peace" stehen können. Alles beim alten, fette Double Bass, ein Mid-Tempo-Part in der Mitte, der für die nötige Abwechslung sorgt, flotte Soli, oder?

Das schon, aber irgendwie kommt der Gesang von Ronny Munroe nicht so recht aus dem Quark. Ein begnadeter Sänger war er ja noch nie, hatte immer das Problem mit seinem Lispeln, aber auf „This present Wasteland" klingt er doch ein wenig zu dröge. Da fehlt einfach der letzte Dampf, das letzte Quäntchen an Ausdrucksstärke. Und warum versucht er wie Bruce Dickinson zu singen, wie etwa im nach späten BLACK SABBATH klingenden „Deeds of a Dead World", wenn er es nicht kann.
Dabei ist das Songwriting wieder vom feinsten, wenn man auch mit zunehmenden Alter ein wenig an Power eingebüßt hat. Der oben erwähnte, schleppende Track ist nur ein Beispiel davon. Man geht eine ganze Nummer vielschichtiger zu Werke als noch zuletzt, obwohl man da auch öfter die Dynamik variierte. So findet sich fast in jedem Song ein ruhiger Part wieder, auch das erinnert ein wenig an IRON MAIDEN, wie so manche Lead-Melodie. Selbst bei schnellen Nummern wie „Meet your Maker" oder dem Schlusslied „Congregation" nimmt man eine Auszeit vom ständig nach vorne treibenden.
Auch klassische Rock-Zitate tauchen auf und klingen weniger metallisch als noch so manche Cover-Version in der Vergangenheit. Beim eher episch angelegten „The perfect Crime" und dem mit einem leichten „Breadfan"-Groove ausgestatteten „Monster" sind Riffs zu vernehmen, die an Biker-Rock erinnern. Großartig finde ich auch die Halbballade „A War never won", die fast an Glanz-Taten wie „Gods of Wrath" oder „Time will tell" heran reicht.

Leider können nicht alle Nummern da mithalten, „Crawling to Extinction" wirkt ziemlich lahm, was an der nicht sonderlich druckvollen Produktion liegt. Auch das Drumming von Jeff Plate kommt nicht mit der nötigen Durchschlagskraft daher. Ich habe den Mann schön öfter mit SAVATAGE gesehen und weiß, dass er ganz anders in die Felle hauen kann.
Wie gesagt, eigentlich schade, denn die Gitarrenarbeit von Vanderhoof und seinem neuen Nebenmann Rick van Zandt ist vorzüglich. Neben den schon erwähnten Vorzügen gefallen auch akzentuierte Riff-Kaskaden, schöne Lead-Fills und ein paar Duelle der beiden. Unterm Strich ein Album, das den Band-Klassikern hinterher hinkt. Fans werden METAL CHURCH dadurch nicht verlieren, aber auch kaum neue dazu gewinnen. (MetalPfälzer)

 

Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 57:23 min
Label: Steamhammer/SPV
Veröffentlichungstermin: 19.09.2008

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