Jeff Loomis - Zero Order Phase

jeffloomis_zeroorderphase.jpg Jetzt hat er es also auch getan. Legte NEVERMORE Fronter Warrel Dane im Frühjahr mit „Praises To The War Machine“ sein erstes Soloalbum vor, so zieht JEFF LOOMIS, seines Zeichen Gitarrist bei den Power-Thrashern aus Seattle, nun ebenfalls seinen ersten Solostreich nach.
War „Praises To The War Machine“ ein Album, das problemlos jedem NEVERMORE-Fan munden dürfte, so könnte die Sache bei „Zero Order Phase“ etwas anders aussehen, denn JEFF LOOMIS hat sein Soloalbum komplett instrumental gelassen, und reine Instrumentalalben sind nun mal nicht jedermanns Sache.
Der zu erwartende geringere kommerzielle Erfolg ist aber keineswegs gleichzusetzen mit einem geringeren Qualitätslevel, nein „Zero Order Phase“ kann auf seine ganz eigene Art und Weise durchaus mit dem großartigen „Praises To The War Machine“ konkurrieren, kommt in seinen besten Momenten sogar an Göttergaben wie „Dead Heart In A Dead World“ oder „This Godless Endeavor“ heran. Und auch wenn ich persönlich etwas die Stimme von Warrel Dane vermisse, steht eines jedenfalls außer Frage: Das Spiel des Amerikaners ist unverwechselbar, eine solche Position und einen solch ureigenen Stil muss man sich erst einmal erarbeiten.


Dafür sorgt vor allem ein Gesichtspunkt, der beim Hören von „Zero Order Phase“ sofort auffällt. JEFF LOOMIS versucht erst gar nicht, sich auf Teufel komm raus von seiner Stammband abzugrenzen, das Material von „Zero Order Phase“ atmet größtenteils den Spirit von NEVERMORE, allerdings ohne als purer Abklatsch oder Resteverwertung angesehen werden zu müssen.
Diese Tatsache macht das Album allerdings nicht unbedingt leicht verdaulicher, denn viele Songs sind sich auf den ersten Blick in Form und Inhalt sehr ähnlich, erst nach mehrmaligem Hören hat man sie so seziert, dass die Unterschiede deutlich werden. Ein großer Pluspunkt von „Zero Order Phase“ liegt hingegen darin, dass JEFF LOOMIS bei allen Kabinettstückchen und wilden Soli fast nie den Song an sich aus den Augen verliert. Mit dem experimentellen Doppel „Azure Haze“ und „Cashmere Shiv“ (ganz großes Kino) hat der gute JEFF aber auch 2 Songs dabei, die stilistisch etwas offener geraten sind.
Ähnlich wie bei NEVERMORE werden die für ein Instrumentalalbum überraschend heftigen Songs öfters von ruhigeren Passagen aufgelockert („Sacristy“, „Departure“), dieses Miteinander von flotten instrumentalen Abfahrten und zugänglicheren Parts stehen „Zero Order Phase“ insgesamt sehr gut. Allerdings hätte zur besseren Zugänglichkeit eine gesangliche Unterstützung bei 2 Songs ganz sicher nicht geschadet.
Dafür stimmt aber die instrumentale Unterstützung, die der Protagonist im Studio erhalten hat. Die Rhytmusfraktion, allen voran Mark Arrington an den Drums (ein alter bekannter in der NEVERMORE Historie), leistet ganze Arbeit und mit Ron Jarzombek (WATCHTOWER), Pat O’Brien (CANNIBAL CORPSE) und dem Jazzmusiker Michael Manring dürfen sich noch einige Gäste mit JEFF LOOMIS duellieren. Dass der Sound von NEVERMORE Stammproduzent Neil Kernon keine Wünsche offen lässt, ist sowieso eine Selbstverständlichkeit.   
 
Wer sich einen Überblick über das Album verschaffen möchte, hört am besten mal in das furiose Eröffnungstrio „Shouting Fire At A Funeral“ (der Hit der Platte), „Opulent Maelstrom“ (erinnert etwas an DREAM THEATER zu „Train Of Thought“ Zeiten) und „Jato Unit“ (tolles Zusammenspiel von Loomis und Jarzombek) herein. 

„Zero Order Phase” ist das interessanteste, spannendste und intelligenteste Instrumentalalbum, das die Metalwelt in den letzten Monaten gesehen hat und muss sich nicht hinter dem genialen Solostreich seines Kollegen Warrel Dane verstecken. Eigentlich ist es nur schade, dass JEFF LOOMIS und Warrel Dane nicht die besten Momente ihrer Soloalben gebündelt haben, denn dann hätte ein wahrer NEVERMORE Klassiker das Licht der Welt erblickt. Aber vielleicht haben beide ja noch genug Ideen in Reserve für ein kommendes Meisterwerk. Für alle NEVERMORE Fans überbrückt „Zero Order Phase“ die Wartezeit sehr gut und alle Instrumentalfetischisten sollten sich das Teil sowieso zulegen. (Maik)


Bewertung: 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 54:04 min
Label: Century Media Records
Veröffentlichungstermin: 22.08.2008

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