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Mitte der 90er waren die Finnen AMORPHIS dank der ersten drei Alben, besonders dem göttlichen "Tales From The Thousand Lakes", eine meiner Lieblings-Death Metal-Bands. Als sie dann mit Album Nummer 4 "Tuonela" ihre Todesblei-Elemente abgelegt haben, habe ich auch mein Interesse an ihnen verloren. Umso verwunderter war ich dann, als ich zufällig in das nunmehr sechste Werk "Far From The Sun" reinhörte und ziemlich positiv überrascht war.

Death Metal sucht man hier zwar auch vergebens, aber trotzdem erinnert mich diese Platte stark an die tolle "Elegy"-Platte, auf der die Nordlichter um Esa Holopainen damals perfekt ihre Wurzeln mit ihrem jetzt beschrittenen Weg fusionieren konnten. Wahrscheinlich deshalb, weil sie alles mich störende überflüssige Brimborium der beiden Vorgänger wie Saxophone über Bord geschmissen haben. Was bleibt ist größtenteils melancholischer, aber nicht depressiver folkloristischer Heavy Rock – eigentlich ein Ausdruck, den ich hasse, weil er meiner Meinung nach vor allem von metalunkundiger Seite verwendet wird, hier passt er als Beschreibung allerdings bestens – mit ordentlicher Seventees-Schlagseite a la Pink Floyd oder Deep Purple, der insgesamt eine ziemlich relaxte Stimmung rüberbringt. Beste Beispiele sind "Planetary Misfortune" oder der überragende Opener "Day Of Your Beliefs".

Für mich kommt "Far From The Sun" klarerweise nicht an die alten Death Metal-Klassiker von AMORPHIS heran. Aber irgendwie haben sie hier erstmals die Trademarks, die ich damals an ihnen liebte, in ihren neuen Sound einfliessen lassen, dass ich damit etwas anfangen kann, auch wenn ich letztlich nicht genau sagen kann, warum diese Scheibe mir besser gefällt als "Tuonela" und "AM Universum". Auf jeden Fall eine gute Scheibe für ruhige oder benebelte ;-) Stunden, auch Fans der ersten Stunde sollten einfach mal ein Ohr riskieren. (Kai)



Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 43:48 min
Label: Virgin
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