glennhughes_liveinaustralia.jpgGLENN HUGHES noch groß vorzustellen hieße Schnee in die Arktis zu tragen, denn seit vier Jahrzehnten ist der Mann nicht mehr aus der Rockszene wegzudenken. Seine ersten Erfolge feierte er mit Mel Galley und Dave Holland, später bekannt durch WHITESNAKE bzw. JUDAS PRIEST bei dem Trio TRAPEZE. Der Durchbruch gelang ihm 1974 mit seinem Einstieg bei DEEP PURPLE, wo er neben der Rolle als Bassist auch einige Vocals beisteuern konnte. Seitdem ist er einer der geachtetsten Sänger im Rock-Buissness, der immer wieder Soloplatten veröffentlichte oder mit anderen Koryphäen wie BLACK SABBATH-Gitarrist Tony Iommi, Pat Thrall oder Joe Lynn Turner (RAINBOW, DEEP PURPLE) zusammen arbeitete.

Auf „Live in Australia" präsentiert er jetzt einen ungewöhnlichen Konzert-Mitschnitt, bei dem „The Voice of Rock" in akustischer Besetzung auftrat. Die Aufnahmen dieser intimen Show sind als CD und DVD erhältlich, mir liegt nur die Audio-Version vor.

Aufgenommen wurde die Scheibe im Sydneyer Club „The Basement", welcher nicht sehr groß zu sein scheint. Eher einer dieser Blues-Clubs, in denen man bei zu viel Whiskey die Erinnerung an die verflossenen herunterspült. Dadurch wurde die Atmosphäre dieses Gigs noch verstärkt, denn Hughes und seine Mitstreiter treten in sehr minimalistischer Besetzung auf. Neben dem Meister selbst an den vier Saiten und Gesang sowie seinem langjährigen Weggefährten JJ Marsh, kommt nur noch Lachlan Doley an der Orgel dazu. Unterstützt werden die Drei von einem Streichquartett, welches aber nur sporadisch eingesetzt wird.

Das Songmaterial setzt sich aus allen Schaffensphasen von GLENN HUGHES zusammen, so dass auch Klassiker der britischen Hardrock-Legende nicht fehlen dürfen, wie z.B. „This Time around" oder „You keep on moving". Dazu gesellen sich Songs von seinem Solo-Debüt wie „I found a Woman" der HUGHES/THRALL-Kollaboration („Coast to Coast") und den letzten Werken „Soul Mover" und „Music for the Divine". Ferner covert er mit „Nights in white Satin" und „A whiter Shade of Pale" noch zwei absolute Standards.

Doch er tut es auf „Live in Australia" in einem anderen Sound, der roh, ursprünglich gefühlvoll und ehrlich klingt, Musik in ihrer reinsten Form. Da bleibt von der Rock-Power der verschiedenen Kompositionen nicht mehr viel übrig, zumal sein soulgefärbtes Organ eindeutig im Vordergrund steht. Dieses unvergleichliche Timbre ist über die Jahre sein Markenzeichen geworden, dem diese auch nichts anhaben konnten.
Doch damit reduziert sich auch die Zahl der Interessenten an diesem Album, denn wer auf krachende Riffs setzt, der wird hier nicht fündig. Treibende Schlagzeugspuren sucht man ebenfalls vergeblich, denn darauf hat man von vorneherein verzichtet. Vielmehr setzt die Formation auf die Atmosphäre der Stücke, welche von der meist dezent im Hintergrund gehaltenen Orgel schön ergänzt wird. So bekommt „Mistreated" eine ganz eigene, interessante Dynamik, die dem Song gut zu Gesicht steht.
Auch die Streichinstrumente dienen nur als Klangtupfer, mit denen sparsam umgegangen wird um die Nummern nicht zu verwässern. Wenn sich mal ein Instrument in den Mittelpunkt drängt, dann höchstens eine funkige Basslinie von HUGHES oder ein Solo von Marsh. Wer schon einmal Joe Perry live „Janie´s got a Gun" darbieten gesehen hat, der weiß um die geheimnisvolle Schönheit von Akustik-Gitarren-Soli.
"The Voice of Rock" selbst macht natürlich das meiste der Magie aus, er singt, croont, schreit wie in besten Tagen, lebt seine Songs mit unheimlichem Feeling. Seine Stimme ist aber wie immer gewöhnungsbedürftig, so einige DEEP PURPLE-Fans hatten immer ihre Probleme damit. Dazu führt er sein Organ manchmal zu sehr spazieren, will in höchsten Lagen, im Stile einer Soul-Diva zeigen wozu er fähig ist, strapaziert damit aber ein wenig die Nerven seiner Zuhörer.

Im Prinzip großartige Musik, die auf „Live in Australia" zelebriert wird, nur für die Klientel der harten Klänge ungeeignet. Die Scheibe kann eher Anhängern von Jazz, Blues oder Soul empfohlen werden, diese werden mit den ruhigen Klängen mehr anzufangen wissen. Das mit viel Gefühl dargebotene Material eignet sich besser zu einem guten Glass Rotwein am Kaminfeuer, denn zu Bier im gleißenden Scheinwerferlicht der großen Hallen. (MetalPfälzer)

 

Bewertung: 6,5 / 10

Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 76:49 min
Label: Edel
Veröffentlichungstermin:  23.11.2007

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