dirge_andshalltheskydescend.jpg Schon seit 1994 besteht die französische Postcore-Formation, die in dieser Zeit schon drei Alben veröffentlicht hat. Diese kamen aber über ein kleines Label heraus, so dass sie weitestgehend unentdeckt blieben. Seit Beginn des Jahres sind sie nun bei Equilibre Music und bringen im Herbst ihr neues Opus „Wings of Lead over dormant Seas" unter die Leute. Vorher wirft das als Spezialist für abgedrehtes und ungewöhnliches bekannte Label noch deren dritten Longplayer „And shall the Sky descend" auf den Markt.

Longplayer, ja das vorliegende Werk zählt trotz der geringen Anzahl von nur vier Songs dazu, denn alle Kompositionen erstrecken sich über eine monumentale Länge. Unter 12 Minuten geht da gar nichts. DIRGE tun sich auch selbst den Gefallen und versuchen gar nicht erst wie die gängigen Bands dieses Genres zu klingen. Querverweise an CULT OF LUNA, NEUROSIS oder PELICAN sind kaum zu vernehmen. So kommen ihre Songs weitaus doomiger daher, was Plagiatsvorwürfen von vorneherein die Luft aus den Segeln nimmt.
Und wie extrem sie diese Richtung einschlagen. Wie eine unendlich träge Masse, ein nie enden wollender Strom wälzen sich die monolithischen Riffs nach vorne, vorbei an lärmenden Attacken. Fast scheint es, dass sie stehen, ein leicht hypnotisches Feeling schwingt immer mit. Sie erzählen vom Leid, der Einsamkeit und der Verzweiflung, die allgegenwärtig sind und einen bedrohlichen Schatten in den Liedern transportieren.
Auch die Texte, die von einem sonoren, monotonen fast Sprechgesang vorgetragen werden. Dieser zieht und grummelt sich genauso unablässig dahin wie die Songstrukturen, wird nur ab und an von klagenden Gesängen zerschnitten. Hin und wieder hebt sich aus der rohen, tiefen Lava so etwas wie eine betörende, todtraurige Melodie. Vor allem dann, wenn sich akustische Parts, gebrochene Frauenstimmen und Ambient-Flächen breit machen, die minutenlang für noch mehr Stillstand sorgen.

Auch vor Orchesterinstrumenten schrecken die Franzosen nicht zurück. Aber die werden hier nicht bombastisch aufgebauscht, sondern klingen ebenso spartanisch wie die Gitarren. Man sehnt fast den nächsten Ton herbei. Manchmal fällt ein Song gänzlich zusammen, so dass nur noch der reine, kalte Rhythmus pulsiert. Da ist teilweise nur noch das Schlagen der Becken zu hören zu der eine einsame Geige leise weint.
Doch kaum hat man das Gefühl, der Song gehe dem Ende entgegen, kommt er noch einmal mit düsteren Wogen zurück. Das heftige Tosen beginnt erneut, greift meist schon bekannte Themen aus dem Titel auf. Ein weiterer Schrei der Verzweiflung bricht hervor, ein letztes Aufbäumen des Songs.

Auch technisch beherrschen DIRGE ihr Handwerk, der rohe Sound kommt einem druckvoll entgegen. Vor allem beim Anfang von „The Endless", der alles niederwalzt und nur verbrannte Erde zurücklässt. Auch dadurch wirkt „And shall the Sky desend" kaum greifbar, ungemein sperrig. Man muss sich einfach Zeit dafür nehmen, damit sich die Wirkung entfalten kann. Die richtige Stimmung sollte auch voraus gesetzt werden, aber allzu nahe am Suizid sollte sich der Hörer nicht befinden.
Ein vollkommen verstörendes, ergreifendes und packendes Werk, das einem nicht mehr los lässt. Ein Trip in die seelischen Untiefen, ohne einen Schimmer Hoffnung. Trotz der monumentalen Länge bleibt die Scheibe die ganze Zeit über höchst spannend und elektrisierend. Die Atmosphäre könnte dichter kaum sein, fast gewalttätig, baut sich wie eine Mauer vor einem auf, erdrückt einem schier. (MetalPfälzer)


Bewertung: 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 4
Spielzeit: 73:13 min
Label: Equilibre Music
Veröffentlichungstermin: 06.07.2007 (Re-Release)

Submit to FacebookSubmit to Twitter
Anmelden

Neckbreaker auf Facebook

nb recruiting 2015

nb forum 2015

nb gallery 2015