Vulture Industries - Ghosts From The Past

vultureindustries ghostsfromthepastSechs lange Jahre hat es gedauert, bis es endlich wieder neues Material von VULTURE INDUSTRIES gibt. Wie so viele andere Bands waren auch die Norweger von Corona und all seinen Folgen betroffen, doch nicht nur das hemmte die Arbeiten am neuen Album. Zum ersten Mal gab es auch ein Crowdfunding für die Aufnahmen einer Platte. Zum Glück war es erfolgreich, denn sonst würden wir jetzt nicht dieses Album in Händen halten.

„Ghosts From The Past“ versprüht von Anfang an eine düstere, negative Stimmung. Auch die Promofotos sind so ganz anders als man sie von früher kennt und deutlich trüber gehalten. Doch nicht nur musikalisch, auch textlich ist diese düstere Stimmung überall spürbar. Die Texte sprechen sehr deutlich von den Ängsten, die wohl viele Menschen entwickeln in einer Welt, die sich immer mehr zum Negativen hin verwandelt, die außer Kontrolle geraten scheint, sowohl was das Klima, als auch was die politischen Entwicklungen angeht. Immer mehr Staaten rücken immer weiter nach rechts, die Demokratie weicht immer mehr Autokratien und Diktaturen, Kriegsgebiete rücken immer näher.

Was liegt da näher als es zu machen wie Sänger Bjørnar Erevik Nilsen in „Right Here In The Dark“ und zu flehen „Don’t wake me up please; tomorrow is too soon; don’t flick the light switch; outside is too cruel; I want to stay right here in the dark“. Schon der Opener „New Lords Of Light“ geht gleich in die Vollen und ist ein richtig guter Song geworden. VULTURE INDUSTRIES gehören zu den Bands, die einen absolut einzigartigen Sound geschaffen haben und so hört man auch hier von der ersten Sekunde an, wer hier am Werk ist. Dieser Song macht richtig Lust auf den Rest des Albums.

„Saturn Devouring His Young“, das auf die römische Mythologie anspielt, handelt in Wahrheit von machthungrigen Machthabern auf der Welt und dem Unglück, in das sie ihr eigenes und andere Völker stürzen. Dazu gibt es die typischen VULTURE INDUSTRIES-Chöre, die dem Song das gewisse Etwas verleihen.

Ein gewisses Etwas gibt es auch in den nächsten Songs. „This Hell Is Mine“ und „Deeper“ verfügen beide über prominente Bläserparts. Zwar sind die Norweger nun beileibe nicht die erste Band, die Bläser und Metal kombiniert, aber sie zeigen, wie fantastisch man das umsetzen kann. „This Hell Is Mine“ zeigt daneben eine fantastische Gesangsleistung von Bjørnar Erevik Nilsen, die die düstere Stimmung des Songs noch einmal unterstreicht. „Deeper“ wird von Hans Marius Andersens Trompete und einer Akustikgitarre eingeleitet dann steht der Gesang im Vordergrund. „Deeper“ ist richtig heavy ohne zunächst auch wirklich heavy zu sein. Doch im weiteren Verlauf wird das Stück auch musikalisch immer härter, bis gegen Ende die Rhythmusfraktion immer dominanter wird.

„Right Here In The Dark“ wird VULTURE INDUSTRIES‘ Ruf als Avantgarde-Metal-Band gerecht. Stücke wie dieses zeigen, dass auch eine Band, die auch schon mal Richtung Black Metal geschoben wird auf einem Festival wie dem Prog Power Europe genau richtig ist. Großartiger Song, großartiger Text und dennoch weit davon entfernt massentauglich zu sein. In die gleiche Kerbe schlägt „Not By Blood, But By Words“. Ein absolut großartiges, avantgardistisches, etwas sperriges Stück. Sehr düster und eher getragen, aber auch etwas experimentell kommt es daher und kann gerade mit diesen Eigenschaften überzeugen.

Das Opus Magnum hat man sich für das Ende aufgehoben. Mit rund neun Minuten Spielzeit ist „Tyrants Weep Alone“ das mit Abstand längste Stück des Albums. Hier gibt man den Songs Zeit, sich langsam zu entwickeln. Zunächst nur mit Gesang und Akustikgitarre sehr ruhig gehalten wird das Stück allmählich immer härter, der Gesang bleibt jedoch ruhig und insbesondere der Refrain ist wunderbar melodisch. Hier gibt es auch wieder die Bläser zu hören und gegen Ende wird das Stück immer härter und intensiver.

VULTURE INDUSTRIES mögen lange an „Ghosts From The Past“ gearbeitet haben und am Ende ist ein Album herausgekommen, das gerne etwas länger hätte sein dürfen. Doch das wäre auch so ziemlich mein einziger Kritikpunkt an dieser Platte, denn von vorne bis hinten gibt es hier einfach nur richtig gute Songs. Die sind zwar nochmal etwas sperriger geworden als die Norweger ohnehin schon sind, aber das tut der Sache keinen Abbruch. VULTURE INDUSTRIES haben wieder mal ein fantastisches Album vorgelegt. Ich hoffe nur, dass ich es dieses Jahr endlich mal wieder schaffe, die Band live zu sehen. Es wäre wieder an der Zeit. (Anne)

Bewertung:

Anne8,5 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 7
Spielzeit: 40:04 min
Label: Dark Essence Records
Veröffentlichungstermin: 16.06.2023

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