Social Disorder - Time To Rise

SocialDisorder TimeToRiseEtwas Skepsis macht sich bei mir schon immer breit aufgrund der Zunahme sogenannter „All-Star-Projekte“. Die Koalition bereits etablierter Hardrock-Größen stellt eben auch immer die Gefahr dar, dass jedes Mitglied sein Ego bedienen und einen übermäßig eigenen musikalischen Beitrag abliefern möchte.

Und im Fall von SOCIAL DISORDER, die im Jahr 2021 ihr Debutalbum „Love 2 Be Hated“ vorgelegt haben, trifft die Koalition herausragender Musiker definitiv zu. Jetzt hat Multiinstrumentalist Anders „LA“ Rönnblom (X-ROMANCE, WOLFPAKK) das Projekt wieder ins Leben gerufen und erneut Thomas Nordin rekrutiert. Mit diesem relativ unbekannten Sänger ist ihm der große Wurf gelungen, denn der Schwede hat eine beeindruckende Hardrock-Stimme und verfügt über eine immense „Vocal-Range“; der perfekte Frontmann. Komplettiert wird die Truppe von Gitarrist Tracii Guns (LA GUNS, Ex-GUNS ‘N’ ROSES), der im Alter immer besser wird und kürzlich überzeugende L.A. GUNS-Alben veröffentlicht hat. Shawn Duncan (ebenfalls LA GUNS) bearbeitet die Drums; am Bass steht kein Geringerer als Rudy Sarzo (WHITESNAKE, QUIOT RIOT, OZZY OSBOURNE) und an den Keyboards sind David Stone (RAINBOW) und Leif Ehlin (PERFECT PLAN) eine Bank.

Am 23. Februar wird nun der zweite Longplayer von SOCIAL DISORDER, „Time To Rise“ via Pride & Joy Music veröffentlicht. Und Freunde des Mainstream-orientierten melodiösen Hardrocks liegen hier genau richtig, wenn auch das Debutalbum polarisierte. Neben überschwänglich guten Kritiken, existierten auch Rezensionen die das Album als „üble SCORPIONS-Schnulzigkeit“ bezeichneten. Aber negative Kritiken wegen der Balladen- und Mainstream-Lastigkeit der Scheibe bildeten eher die Ausnahme.

Die 10 Songs auf „Time To Rise“ knüpfen nahtlos am Vorgängeralbum an und Anders Rönnblom zeigt seine dominierende Fähigkeit für große Melodien und starke Riffs im Stil von WHITESNAKE oder EUROPE. Diesmal geht er es allerdings etwas härter an und reduziert die balladesken Anteile, die allerdings verdammt ausdrucksstark und mit tollem Achtziger-Flair trumpfen können; so das bluesige „Free Your Spirit“ und das emotionale, nicht im geringsten kitschige „Dancing In The Rain“. Manche Kritiker werden das altbacken nennen; für mich sind es Perlen des AOR-Rocks der Achtziger in modernem Gewand. Auch merkt man, dass zum Vorgängeralbum die einzelnen Bandmitglieder stärker in das Songwriting integriert worden und der Sound vielfältiger ausgefallen ist.

Zwar erfolgt kein Stilwechsel und übermäßig innovative Strukturen sind nicht erkennbar, aber Progressivität ist auch nicht gefragt. Hier wird AOR vom Feinsten geboten und jeder Titel könnte ein Radiohit sein. Die schnelleren Tracks wie „Forged In Fire“ oder theatralisch pompöse Midtempo-Songs wie „Stardust In Mirrors“ haben einen enormen Drive und erinnern an „King Of Dreams“ oder Songs von RAINBOW`s post-DIO-Werken wie „Straight Between The Eyes“.

Unbeschwingt und lässig präsentiert sich „Last Call“ mit coolen Hammond-Klängen, einem schneidenden Gitarrensolo und der extrem geilen Stimme des Shouters. „Can`t Get You Out Of My Hat“ ist anspruchsvoll arrangiert, der bluesige Refrain gibt dem Song eine bedrohliche Aura. Die Songstruktur ähnelt manchen Songs des letzten LA GUNS-Albums. Der Titeltrack „Time To Rise“ ist im Intro hart und riffstark. Mit einfacher Botschaft und schräger Gitarrenbegleitung sowie dem nach vorne gepeitschten Drive ist der Song ein fantastisches Beispiel für polarisierenden AOR-Rock.

Fazit: 10 Songs auf hohem Niveau; fulminanter, geistreicher Hardrock für die Massen. Der Achtzigerjahre-Sound, klangtechnisch natürlich perfekt, lässt den Hörer eine Zeitreise unternehmen. Alle Songs bieten eine gut austarierte Kombination aus schnelleren Rocksongs und ausdrucksstarken Balladen. Die Band agiert zusammen als eine Einheit mit enormer Spielfreude und liefert memorable Hooks, erhebende Refrains und starke Instrumentalphasen mit stilistischer Inspirationen von RAINBOW und DEEP PURPLE. Über allem steht ein Sänger der eigentlich das Prädikat „weltklasse“ verdient. Für mich eine klare Kaufempfehlung. (Bernd Eberlein)

Bewertung:

Ebi9,0 9 / 10

Label:Chrysalis, Pride & Joy Music
Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 42:20 min
Veröffentlichungstermin: 23.02.2024

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