U.F.O. - Lights Out (2024 Remaster)

UFO Lights OutBereits in den Anfangstagen 1970 waren UFO in Großbritannien und verstärkt in Japan vielbeachtet mit ihrem atmosphärisch harten Boogie-und Space-Rock. „Boogie For George“ und „Prince Kajuku“ sind Perlen der frühen Rockmusik. Der steile Aufstieg begann allerdings 1973 mit dem Einstieg des damals erst 17-jährigen Michael Schenker, der zu dieser Zeit bei den SCORPIONS in Diensten stand. UFO wurde durch den „German Wunderknaben“ zu einer völlig neuen Band. Wesentlich eingängiger ersetzte der neue Gitarren-orientierte Hardrock die improvisatorische und bluesorientierte Zielrichtung der ersten Alben und erreichte damit kommerziell auch den US-amerikanischen Markt.

In der „Schenker-Ära“ folgten dann sehr erfolgreiche Alben, deren Zenit 1979 mit einem der besten Livealben aller Zeiten, „Strangers In The Night“, erreicht wurde. Dieses Live-Album steht in einer Reihe mit THIN LIZZY´S „Live And Dangerous“, IRON MAIDEN`s „Live After Death“ oder „Live“ von STATUS QUO. Nach diesem Album trennte sich der mit Drogenproblemen kämpfende Michael Schenker wegen Differenzen mit UFO-Sänger Phil Mogg. Das erfolgreichste Studioalbum der Briten war allerdings das im Mai 1977 erschienene „Lights Out“, das Platz 23 der US-amerikanischen Billboard-Charts erreichte und zahlreiche, bis heute verwendete Klassiker der „Schenker-Ära“ vereinte. Bei diesem Album stieg Paul Raymond als zweiter Gitarrist und Keyboarder ein, wodurch sich das Klangspektrum der Band nochmals erweiterte.

Dieses wegweisende sechste Studioalbum erscheint nun am 2. Februar über Chrysalis,Proper/Bertus als 3-LP / 2-CD-Set in einer remasterten und erweiterten Neuauflage. Neben dem Originalalbum und zusätzlichen Alternativversionen enthält die Auflage den bislang unveröffentlichten Live-Gig im Londoner Roundhouse aus dem Jahr 1977 anlässlich der „Lights Out“-Tour. Klangtechnisch jetzt in sehr gutem Sound, kann man die ungeheure Spielfreude und die perfekte Interaktion der wohl besten UFO-Besetzung aller Zeiten mit Phil Mogg (Gesang), Michael Schenker Schenker (Leadgitarre), Paul Raymond (Rhythmusgitarre/Keyboards), Pete Way (Bass) und Andy Parker (Schlagzeug) erleben. UFO waren und sind noch immer primär eine Live-Band, die erst auf der Bühne ihr volles Potenzial entfalten. Bestes Beispiel ist das ikonische „Doctor Doctor“, live um Längen besser, aggressiver und härter als in der zahmen Studioversion. „Lights Out“ und die dazugehörigen Live-Tondokumente sind nach heutigem Standard Pflichtkauf für alle Heavy-Metal-Fans.

"Too Hot To Handle" und "Just Another Suicide" sind nach vorne treibende, einprägsame Rocker; die Dominanz von Michael Schenker an der Leadgitarre ist omnipräsent. Er beherrscht es wie kein anderer, sich dem Song und der Band unterzuordnen und dann wieder brachial mit einem Riff oder einem Solo aufzutrumpfen. Der schwermütige Gesang von Phil Moog, der nie über große Stimmvarianz verfügte, aber als „begnadeter Gossenpoet“ gilt, ist perfekt für die Band. Pete Ways treibender Bass ist fantastisch und Andy Parker liefert an den Drums den grundsoliden harten Backbeat.

Nach der melancholischen Ballade „Try Me“, die vom grandiosen Gitarrensolo lebt, wird das Tempo wieder drastisch angezogen und ein weiterer UFO-Klassiker, der Titeltrack der Scheibe, „Lights Out“, kommt melodisch mit der gehörigen Portion Härte. Seite zwei der LP beginnt etwas verhaltener mit dem Midtempo-Rocker „Getting Ready“, der vom prägnanten Riff Schenkers bestimmt wird. „Alone Again Or“, die Coverversion von LOVE, ist völlig konträr zu den klaren, straighten Rocknummern. Psychedelisch angehaucht, mit Streichern, orientalischen Klängen und natürlich Michael Schenkers integrierten Solo-Passagen, zeigt sich UFO in progressiven Gefilden. Der Song erinnert an frühe THE WHO-Klassiker oder LED ZEPPELIN`s Kashmir.

Mit „Electric Phase“ wird’s dann wieder deutlich härter und die Band steuert auf den epischen Schlosssong von fast acht Minuten, „Love To Love“, hin. Es ist der Über-Song des Albums, UFO`s „Behind Blue Eyes“; ein Meisterwerk. Die Breaks und Spannungsbögen im Song sind vielschichtig. Das von Phil Mogg herzzerbrechend herausgequälte „Misty green and blue“, die dramatischen Orchestereinlagen, die hypnotischen Keyboardklänge von Paul Rymond und das knallharte Solo des Ausnahmegitarristen enden in purem Bombast und sind herausragend. Michael Schenker erklärte im Interview damals:“ „Die Keyboards gaben dem Song die Farbe. Es ist unglaublich, wie Paul Raymond das Intro zu „Love To Love“ machte, was als Instrumental begann, dass ich geschrieben hatte, und dann zu einem Song mit Vocals wurde. Und die Farbe in „Lights Out“ ist wirklich gut.“

Als Sahnestück der Neuauflage sind die Liveaufnahmen der „Lights Out“-Tour vom 2. April 1977 beigefügt. Neben fünf Songs der damals aktuellen „Lights Out“-Veröffentlichung, komplettieren große Klassiker die Setlist und zeigen die Band und insbesondere Michael Schenker in Höchstform. Hier perfektionieren sie „Doctor Doctor“, „Rock Bottom“ oder „Out In The Streets“. Mit ihrem letzten Song, der krachenden achtminütigen Hardrock-Version des Eddie-Cochran-Hits, „C'mon Everybody“, huldigt man nochmal der Anfangszeit von UFO vor Michael Schenker. Es war 1970 die erfolgreichste Nummer des Debutalbums.

Fazit: Starke Neuveröffentlichung eines Meilensteins der klassischen Rockmusik mit hervorragendem Sound. Auch wenn „Strangers In The Night“ wohl die Speerspitze der Live-Alben demonstriert, ist der Sound der Live-Nummern von 1977 hervorragend optimiert, roh, unverfälscht und von adäquater Härte. Anspieltipp hier wäre für mich das zehnminütige „Rock Bottom. Hier verausgabt sich der Gitarrengott auf der Flying V und zeigt unglaubliches Feeling für Melodieführung, Schnelligkeit und Virtuosität. Auch die Coverversion „C`mon Everybody“, der legendäre Kracher der Anfangstage, fängt die Live-Atmosphäre sehr gut ein. (Bernd Eberlein)

Bewertung:

Ebi9,0 9 / 10

Label:Chrysalis, Proper / Bertus
Anzahl der Songs: 11 (CD 1) / 13 (CD 2)
Spielzeit: --:-- min
Veröffentlichungstermin: 02.02.2024

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