Für Joe Elliot von DEF LEPPARD gelten MOTT THE HOOPLE als größte Band der Welt und er selbst sieht sich als deren Botschafter. Anlässlich des 50-jährigen Jubiläums erscheint jetzt ihr erfolgreichstes Album „All The Young Dudes“ aus dem Jahr 1972 erneut in unterschiedlichen Deluxe-Formaten und optimiertem Sound.

Dabei waren MOTT THE HOOPLE eigentlich schon fast Geschichte. Nach vier relativ erfolglosen Alben war die Auflösung bereits beschlossen, bis David Bowie, der die Band und deren Potenzial sehr schätzte, sich als Produzent anbot und der Band den Vorschlag unterbreitete, einen Imagewechsel vorzunehmen. Schließlich war es die Hochzeit des Glam-Rocks und das Konzept ging voll auf. Der von Bowie beigesteuerte, titelgebende Song des Albums, „All The Young Dudes“, schlug ein wie eine Bombe.

Zwar ist das Album weit entfernt vom anfänglichen harten und psychedelischen Rock, doch kann man die einzelnen Songs nicht in ihrer Gesamtheit in die Schublade des „Glam-Rocks“ einsortieren. Natürlich ist gerade der Titelsong mit seiner poppigen eingängigen Melodie unbestreitbar in David Bowies „Ziggy Stardust“-Universum verankert. Auch ist die Nummer bis heute unweigerlich mit den Namen Ian Hunter und Mick Ralphs (Gitarre), sowie der Band MOTT THE HOOPLE verbunden; ansonsten sind die Tracks des Albums jedoch variantenreichreich im klassischen Rock angesiedelt.

Ian Hunter Stimme gleicht dabei einer Kreuzung aus Mick Jagger und Bob Dylan. Bereits der Einsteiger, das von Lou Reed geschriebene „Sweet Jane“, versprüht mit dem „schnoddrigen“ Gesang und der druckvollen E-Gitarre die coole Lässigkeit von VELVET UNDERGROUND, allerdings mit mehr Druck. Diese Lockerheit ist allen Songs durchgängig immanent. „Sucker“ ist ein recht harter bodenständiger Rocker mit dominierendem Saxophon. „Jerkin' Crocus“ und „One Of The Boys“ sind Gitarrenrock vom Feinsten mit deutlicher Reminiszenz zu den ROLLING STONES der frühen Jahre. Auf „One Of The Boys“ lamentiert Hunter wie Mick Jagger bei „Gimme`Shelter“.

Ganz anders und surreal zeigt sich „Soft Ground“ als psychedelische Nummer mit grotesk verzerrten Orgelsound. Das von Mick Ralphs geschriebene „Ready For Love After Lights“ ist eigentlich eine kompositorische Einheit mit markantem Riff und bestimmenden Gitarrensolo. Nachdem Mick Ralphs die Band trotz des großen Erfolges wegen der Stilrichtung verlassen hatte, gründete er gemeinsam 1973 mit Paul Rodgers BAD COMPANY. „Ready For Love“ wurde weiterhin ins Standardprogramm seiner neuen Formation aufgenommen. Die pianolastige Ballade zum Abschluss des „All The Young Dudes“-Albums, „Sea Diver“, ist ergreifend und erstarkt noch durch den schrägen Gesang. Die Melodramatik des Songs zeugt wiederum von David Bowie`s starkem Einfluss.

Das Album sollte eigentlich in keinem Plattenregal fehlen; wurde es doch als Inspirationsquelle von Bands wie KISS, DEF LEPPARD, MÖTLEY CRÜE, THE CLASH oder QUEEN hoch gelobt. Der Meilenstein der Rockgeschichte erscheint nun zum 50. Jubiläum in unterschiedlichen Formaten und einem guten Remaster, wobei die Deluxe-Box mit Alternativversionen, Session-Outtakes, instruktiven Linernotes, einem 72-seitigen Buch und sonstigen Devotionalien neben den üblichen Formaten das (auch preislich) Highlight darstellt. (Bernd Eberlein)

Bewertung:

 9 / 10

Label: Madfish Music
Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: --:-- min
Veröffentlichungstermin: 08.12.2023