Marquis De Sade - Chapter II

marquisdesade chapterIIBereits 1979/1980 in London gegründet, brachten es MARQUIS DE SADE lediglich auf eine Single ("Somewhere Up In The Mountains/Black Angel") und ein vier Track Demotape. Bevor es richtig losgehen konnte, wanderte Bassist Pete Gordelier Richtung ANGEL WITCH aus. Anyway die Band lag auf Eis. 2019 gab es endlich die Reunion immerhin mit drei Originalmitgliedern an Bord. 2023 dann den legendären „Keep It True“ Auftritt und jetzt das neue und auch erste volle Album!

Sozusagen Kapitel II! Es klingt herrlich altmodisch und man spürt immer noch den Geist von damals. Immerhin war das die Blütezeit der NWoBHM und MARQUIS DE SADE kann man getrost dazu zählen. Stilistisch sind die Inselaffen dann eher dem pompösen Hardrock zuzurechnen wie MAGNUM, NIGHTWING oder SARACEN. Dazu kommt noch eine gehörige Schippe Progrock der Marke PALLAS und IQ, aber auch DEEP PURPLE.

Ein Song wie „Border Wall“ beginnt balladesk und steigert sich in eine doomige Nummer mit großartiger Orgeluntermalung. Der Sänger erinnert mich (auf dem gesamten Silberling) etwas an Michael Sadler (SAGA) und bringt Dramatik auf. Für mich einer der besten Songs von 2023 bisher. „Fortress Of Solitude“ beginnt ebenfalls erst einmal ruhig und hat im Refrain fantastische mehrstimmige Gesangspassagen, die fesseln. Das ist eher Prog hier, aber verdammt gut und eingängig.

Die Produktion ist auffallend ungekünstelt und klingt sehr erdig und auch null modern. Daumen hoch auch dafür. Mit „Marquis De Sade“ kommt auch endlich der Metal zum Tragen. Schön mit gruseligen Seventies-Hammondsounds und fetten Riffs. Hat diesen Horrorfilm-Touch und weckt Erinnerungen an die Hammerstudios und deren grandiose Filme. Ein weiteres Highlight auf „Capter II“ stellt „Suspended Animation“ (nein, kein PESTILENCE Cover!) dar. Eine dramaturgisch spannende Nummer mit großartiger Instrumentierung und herausragender Gesangsdarbietung. Progrock zum Anbeten!

Diese Tastenarbeit ist einfach gigantisch, duellierend mit der Gitarre – ein Traum. Ebenfalls erwähnen möchte ich den Song „Living In The Ice Age“, sozusagen der Bandhit! Dieser befand sich bereits auf dem Demo von 1981 und ist ein Longtrack von mehr als 9 Minuten. NWoBHM pur und kultig wie die Hölle. Vor allem der einfache, aber prägnante Refrain lässt mich nicht mehr los. Die nicht weiter beschriebenen Stücke auf diesem 9-Tracker fallen nur unwesentlich ab.

Wow. Das Album hat es in sich. Ich muss zugeben, dass sich beim ersten Hörgenuss bei mir die wahre Klasse noch nicht entfalten konnte. Nach einigen Durchläufen hat es sich dann allerdings wie ein Parasit in meine Hirnsynapsen eingenistet. Dieses Teil ist wie ein Fuckfinger gegenüber diesen ganzen Plastikbands da draußen und aufgeblasenen Produktionen, die sich als Metal/Rock bezeichnen. Nennt es/mich altmodisch, drauf geschissen. Das ist noch echte Musik mit Substanz, Klasse und brennender Leidenschaft. (Ralf)

Bewertung:

Ral9,5 9,5 / 10

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 58:12 min
Label: Golden Core Records
Veröffentlichungstermin: 28.07.2023

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