Lukather - Bridges

Lukather bridgesDa ist es endlich. Das neue TOTO-Album seit TOTO XIV. Sollte man meinen, aber „Bridges“ ist das jüngste Solowerk des TOTO-Bandchefs und Gitarristen Steve Lukather. Oder ist es etwa doch ein TOTO-Album unter anderem Namen? Im Gegensatz zum letzten Solowerk des Protagonisten, „I Found The Sun Again“, das ein Album für Gitarrenfanatiker darstellt, ist „Bridges“ ausgeklügelter, vielseitiger, verspielter, opulenter und erinnert primär an den guten alten TOTO-Sound der Siebziger- und Achtzigerjahre. Der weltweit als Gitarrenvirtuose anerkannte Steve Lukather dreht den Pegel runter und konzentriert sich auf die Gesangsparts. Der Name ist Programm: „Bridges“ schlägt die Brücke zu TOTO.

Die Reminiszenzen sind logisch, schaut man auf die Musikerliste, mit denen sich Steve Lukather umgibt. Seine aktuellen TOTO-Mitstreiter Joseph Williams, John Pierce und Steve Maggiora fusionieren mit ehemaligen TOTO-Bandmitgliedern wie u.a. dem Keyboarder David Paich, Basslegende Leland Sklar, sowie den Drummern Shannon Forrest und Simon Phillips. Vervollständigt wird die namhafte Besetzung von Lukathers Sohn Trevor sowie Bassist Jorgen Carlsson (GOV't MULE). Zu dem Sound des neuen Werkes und der Band erklärte Steve Lukather im Interview:“ Es beweist einfach, dass die meisten meiner alten Kumpels und ich immer noch gute Freunde sind, und ich wollte eine Platte im TOTO-Stil machen, da die Band nie wieder ein Studioalbum aufnehmen wird. Das ist so nah dran, wie wir nur kommen können.“

Und vorab kann man festhalten, dass unter dem Namen Steve Lukather hier ein „TOTO-Album“ generiert wurde, welches die Essenz von allen grandiosen TOTO-Musikern in die acht Songs einfließen lässt. Es ist ein Album für den Mainstream, für TOTO-Fans, die perfekte Scheibe zwischen Pop und AOR; musikalisch brillant, technisch opulent und detailliert. Man findet harte Rock-Riffs, BEATLES-artige Passagen, ein Sound, der manchmal an CHICAGO erinnert, aber vor allem an die Band, der alle Musiker verbunden sind: TOTO. „Bridges“ ist perfekt strukturierter, retrospektiver AOR, der sich beim mehrmaligen Hören als wahrer Gigant entpuppt. Immer wieder gewinnt man neue Nuancen des komplexen und feinfühligen Arrangements. Das ist TOTO mit der Abdeckung der gesamten musikalischen Bandbreite und der optimalen Übernahme in die Neuzeit.

„Far From Over" ist ein toller Opener mit harten Rock-Riffs. „When I See You Again“ kommt beschwingt mir radiotauglichen Pop-Attitüden, man fühlt sich sofort mit TOTO in die Achtzigerjahre zurückversetzt. Spätestens bei der soften, mehrstimmigen Ballade „All Forevers Must End“, die mit der melancholischen E-Gitarre von Steve Lukather in den Bereich von „Africa“ oder „Rosanna“ vordringt, wird die Feinfühligkeit des Werkes klar Steve Lukather setzt seine beeindruckende Solofertigkeit dieses Mal zurückhaltend ein. Seine Gitarrenarbeit ist gewohnt emotional, flüssig und spektakulär; aber ganz im Dienst des Albums. Keine Spur zu den TOTO-Livekonzerten, wo ihm doch der Spielraum gewährt wird, seine Versiertheit ausgiebig zu demonstrieren und ihn meist in harte Gefilde und ausufernde Rock-Jams führt. Die Texte auf „Bridges“ sind teilweise episch, lyrisch, ansatzweise elegisch wie in „I ll Never Know“, rudimentär bluesig mit Souleinflüssen wie bei „Take My Love“. oder „nostalgisch Achtziger“ wie im Song „Someone“. Auch „Burning Bridges“ schlägt die Brücke in die gefühlvolle Balladenzeit der erfolgreichsten Jahre von TOTO. Steve Lukather weiß bei jedem Song, die perfekte Melodieführung mit seiner Gitarre zu übernehmen.

Fazit: Keine Ahnung, warum das Album nicht unter dem Namen TOTO erschienen ist. Grund werden wohl rechtliche Differenzen sein. Für Fans wird „Bridges“ eine Offenbarung sein. Acht fantastische TOTO-Songs unter dem Namen Steve Lukather; der perfekte Mix aus Pop, Rock, Blues und Soul. Jeder Song stellt ein abwechslungsreiches Highlight dar, die flüssigen Gitarrenlicks des Protagonisten sind omnipräsent aber dezent am Song orientiert. Kritiker werden Lukather wahrscheinlich vorwerfen, dass die Musik zu uninspiriert, wenig innovativ ist und dass zu opulent produziert wurde, aber genau das war die Intension von Steve Lukather; den Kontrast zu seinen Vorgängeralben zu finden-und ein TOTO-Album zu kreieren, bzw. ein Album, welches ganz nah dran ist. Und das ist ihm aus meiner Sicht gelungen. (Bernd Eberlein)

 

Bewertung:

Ebi9,0 9 / 10

Label: Mascot Label Group
Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 35:08 min
Veröffentlichungstermin: 16.06.2023

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