The Damned - Darkadelic

TheDamned DarkedelicGerade erst haben die britischen Punkrock-Legenden THE DAMNED mehrere Konzerte in Deutschland, darunter Berlin, Hamburg, München und Dresden gespielt. Ende des letzten Jahres überzeugten sie mit dem ziemlich abgefahrenen Live-Album „A Night Of A Thousend Vampires“, mit dem sie das renommierte Londoner Palladium in eine Vampirgruft verwandelten.

THE DAMNED wurden 1976 gegründet und sind unumstritten wegweisend in den Genres Punkrock und Gothik-Rock etabliert. Nun veröffentlichen sie am 28. April 2023 ein brandneues Studioalbum namens „Darkadelic“. Man durfte gespannt sein, denn die seltsamen, verrückten Exzentriker um Dave Vanian und Ray Burns, besser bekannt als Captain Sensible, erleben zurzeit ihren zweiten oder dritten Frühling.
Auf „Darcadelic“ kristallisiert sich schnell ein „Back To The Roots“-Feeling heraus. Wieder gelingt es der Band ihren Sound mit allen für THE DAMNED typischen Qualitäten zu verschmelzen und keine Schublade zu bedienen. „The Invisible Man“, die vorab veröffentliche Single-Auskopplung, ist ein klar strukturierter, harter Rocksong, der wie so oft Züge von Dave Vanians Vorliebe für das Mystische trägt und im Mittelteil psychedelisch angehaucht ist. Das metaphorische Platten-Cover ist skurril, die Bandmitglieder mit verzerrten Gesichtern in fluoreszierenden Farben. Das sind neben Sänger Dave Vanian und dem Captain an der Gitarre, dem neuen Schlagzeuger William Granville-Taylor, Bassist Paul Gray und dem irren Keyboarder Monty Oxymoron, über den Dave Vanian im Interview einst sagte:“ Der ist verrückt. „Clinically insane“. Aber ein brillanter Keyboarder. Keyboarder sind oft exzentrische Charaktere, die leben in ihrer eigenen musikalischen Welt“.

Dave Vanian, der elegante, meist im Bela-Lugosi-Outfit gekleidete Totengräber, überzeugt einmal mehr mit seiner unverkennbaren Bariton-Stimme. Captain Sensible, der ehemalige Toilettenreiniger, der wie Marc Bolan sein wollte, ist auch heute im hohen Alter von seiner Haltung her mehr Punk als die SEX PISTOLS oder THE CLASH es je waren. Auf „Darkadelic“ steuert er mit harten Riffs den wütenden und sarkastischen Song „Beware Of The Clown“ bei, indem er mit der Haltung aller Politiker abrechnet. Bezeichnenderweise textet er über das „Fließband von Idioten, die uns führen“. Das Video zu der straighten Rocknummer ist bissig und treffend witzig; am besten gefällt mir die Downing Street Number 10 mit dem Graffiti „Vote Sensible“.

„Darcadelic“ ist vielschichtig und zeigt die große musikalische Differenziertheit der Band. Das Album enthält einfache und radiotaugliche Rocksongs wie „Follow Me“ oder „Motorcycle Man“, mitreißende New Wave Balladen wie „Western Promise“, in der Dave Vanian die ganze Bandbreite seiner mittleren Gesangsstimmlage ausspielt und den Song pompös und jazzartig mit Keyboards und Bläsern enden lässt. Auch auf der neusten Scheibe bleiben Vanians theatralischer Stil und seine Vorliebe für Film Noir und Horror erhalten, der oft melodramatisch, teils schwulstig, anmutet und dem sich der Sänger so gerne hingibt; er mutiert wieder zu einer Art Bela Lugosi; eindrucksvoll auf dem Track „Wake The Dead“ zu hören. Dave Vanian erzählt hier wieder seine düsteren Geschichten und kombiniert sie mit der Eigentümlichkeit von Captain Sensibles Gitarre und den Keyboardwänden des seltsamen Monty Oxymoron.

Alles zusammen ergibt den unverwechselbaren Sound von THE DAMNED. „Bad Wheather Girl“ ist grandios mit sphärischen Keyboardklängen und Kirchenglocken. Dann explodiert der Song und mutiert mit seinen schnellen, harten Riffs zu einem echten Punkrocksong, bis der Captain durch ein ziemlich cooles Solo aufwartet, um kurz das Tempo zu drosseln, bevor das Stück wieder mächtig an Fahrt aufnimmt.
Im Schluss-Song „Roderick“ hören wir dann doch noch einmal den Schauspieler Dave Vanian, die „Gothik-Diva, mit einem elegischen Song, geprägt von Piano, Streichern und pompösen Bläsern, schleppend und düster mit einer Botschaft über Verlorenheit wie ein Stummfilm-Klassiker der Zwanziger.

46 Jahre nach ihrem Debut klingen THE DAMNED immer noch verdammt gut und zeichnen sich durch Spielfreude, Abwechslungsreichtum und englischen Humor aus. Ein sehr starkes Spätwerk der Briten. Die Scheibe kommt in unterschiedlichen Konfigurationen, wie CD-Digipak, Vinyl Black oder Limited Edition Vinyl White Transparent LP. (Bernd Eberlein)

 

Bewertung:

Ebi8,5 8,5 / 10

Label: Ear Music
Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 48:27 min
Veröffentlichungstermin: 28.04.2023

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