Walter Trout - Ride

Walter Trout RideEine Musikzeitschrift hat mal geschrieben, WALTER TROUT ist die Art von Spieler, für die die Bezeichnung „Guitar Hero“ erfunden wurde. Unbestritten steht er in der Riege der ganz Großen wie Hendrix, Page oder Clapton. Das unverwüstliche Urgestein des Blues/Bluesrock startet aktuell wieder durch.

WALTER TROUT, fast dem Tode geweiht, scheint nach seiner Lebertransplantation im Jahr 2014 unverwüstlich. Die langwierige Rekonvaleszenz eröffnete ihm eine neue Sicht auf das Leben und verlieh ihm einen unbändigen Lebenswillen.

Dass er nun schon lange mit seiner neuen Leber jede Konzertbühne unsicher macht, verwundet ihn selbst am meisten. "Manche Leute bekommen eine Lebertransplantation, und sie halten zwei Jahre durch. Gregg Allman bekam eine; er überlebte nur drei weitere Jahre. Und bei mir sind es schon sieben Jahre", gab WALTER TROUT unlängst in einem Interview preis.

Der 71-jährige aus Ocean City/New Jersey spielte seit Beginn seiner Karriere im Jahr 1968 bei vielen Stars mit großem Namen; unter anderen John Lee Hooker, RIGHTEOUS BROTHERS, CANNED HEAT und vor allem seinem Mentor JOHN MAYALL AND THE BLUESBREAKER, bei denen auch schon Eric Clapton, Peter Green und Mick Taylor in die Lehre gingen.

1989 gründete er die „WALTER TROUT BAND“ und tourte permanent um den Erdball, gab bis zu 200 Konzerte jährlich und wurde nur durch die schwere Krankheit und die Corona-Pandemie aufgehalten. Nun veröffentlicht er am 19.08.2022 sein 30. Soloalbum mit dem Titel „Ride“.

Das Album bezeichnet die Blues-Ikone dem Titel entsprechend als musikalischen Ritt, das Leben als Fahrt an sich und WALTER TROUT möchte sein Leben, das bereits einmal fast vorbei war, in vollen Zügen genießen. Der Mann hat die Schattenseiten des Lebens in allen Facetten gesehen, von der Gewalt in der Kindheit, Armut, Heroin- und Alkoholsucht bis hin zur Todesangst. Das Leben selbst ist die Inspirationsquelle für die Musik des Künstlers und hat so viele Spuren und Lackschäden wie seine uralte Fender Stratocaster.

Wahrscheinlich sind die Töne, die er seiner Gitarre so einzigartig und filigran entlockt, deshalb so klagend, fordernd oder aggressiv, weil sie seine Emotionen so authentisch ausdrücken. Hinzu kommt die markante Stimme, die autobiografisch jede Situation seines Lebens bewältigt. WALTER TROUT spricht über jedes Thema und sagt er habe nichts zu verbergen, so als hätte der Blues einen therapeutischen Zweck. Als großer Songwriter und „Storyteller“ etabliert, verarbeitet er seine Selbstzerstörung primär in seiner Musik. Das schönste Geschenk seines neuen Lebens machte ihm seine Managerin, gleichzeitig seine Ehefrau, zum 70. Geburtag: Ein neuer Plattenvertrag, den sie ausgehandelt hatte für den Mann, der Musik machen muss- und zwar immer. So entstand jetzt „Ride“ und der Virtuose schlägt ein neues Lebenskapitel auf.

Das Album ist spektakulär und erfrischend. Der Titeltrack „Ride“ kommt mit Eisenbahngeräuschen genau wie eine Dampflok daher; enorm kraftvoll, energiegeladen und rockig, mit gewohnt unglaublich gefühlvollem Solo, geprägt von seiner rasant schnellen und präzisen Griffbrettarbeit; die perfekte Symbiose zwischen Blues und Rock. Der Mann, der in Interviews beteuert, dass Carlos Santana ihn von den Drogen wegbrachte, spielt zu recht in der Oberliga des Blues-Rock. Bei seinen Soli scheinen die Finger die Tonleitern rauf und runter zu jagen-und das alles völlig entspannt aus dem Herzen und/oder der Seele.

„Ghosts“ folgt dem klassischen Blues-Schema, die Fender heult klagend, die Hammondorgel bringt sich eindrucksvoll ein. WALTER TROUT umgibt sich auf dem neusten Werk mit seinem langjährigen Schlagzeuger Michael Leasure, dem regulären Keyboarder Teddy 'Zig Zag' Andreadis und dem neuen Bassisten Jamie Hunting.

„So Many Sad Goodbye`s“ oder „High Is Low“ sind die Spitzenklasse-Arrangements des klassischen Mid-Tempo-Blues; stimmlich ist WALTER TROUT im „High-Level“. Auch der tieftraurige elegische Slow-Blues „Waiting For The Dawn“ ist unglaublich und verursacht Gäsnehaut-Feeling-etwas was Joe Bonamassa bei mir nie hervorruft. Ohne auf jeden Song einzugehen, zeigt der Protagonist eindrucksvoll, dass er einer der größten Bluesrocker der Welt ist, ein Gitarrist der Superlative und ein begnadeter Songwriter; eben ein Mensch der den Blues 24 Stunden am Tag lebt.

Das Gesamtkonzept des Albums ist mehr als gelungen. Die Einflüsse unterschiedlicher Stilarten sind innovativ und geben dem Album Abwechslung obwohl der Grundtenor immer der Blues bleibt oder mit den Worten WALTER TROUTs: "Dieses Album ist offensichtlich das, was ich geistig und emotional durchgemacht habe. Ich denke, ich habe immer noch etwas Neues über die Welt zu sagen, und das ist mir wichtig. Aber mein Leben war ein Höllenritt und als ich mir das Album noch einmal anhörte, stellte ich fest, dass viele der Songs von meiner eigenen Vergangenheitsbewältigung handeln."

Und so bleibt eigentlich nur zu sagen, dass es unmöglich ist, „Ride“ nicht zu kaufen. WALTER TROUT zelebriert den Blues wie eine Religion und das wird er bis zum letzten Atemzug tun. (Bernd Eberlein)


Bewertung:

Ebi9,5 9,5 / 10

Label: Mascot
Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: xx:xx min
Veröffentlichungstermin: 19.08.2022

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