Nazareth - Surviving The Law

Nazareth SurvivingTheLawDas 25. Studioalbum von NAZARETH, „Surviving The Law“, ist ein verdammt gutes Heavy-Metal-Album und überzeugt von Anfang bis Ende, getragen von dem charismatischen und sehr guten Sänger Carl Sentance (PERSIAN RISK, TOKYO BLADE, KROKUS DON AIREY). Dennoch muss jetzt ein „aber“ folgen. Aber beim ersten Hördurchgang hätte ich das Werk nicht als NAZARETH-Album identifiziert, denn ganz klar muss man sich eingestehen, dass das Alleinstellungsmerkmal nicht mehr gegeben ist; die einzigartige, kaputte Reibeisenstimme von Dan McCafferty als Hauptidentifizierungsmerkmal von NAZARETH zwischen 1968 und 2014.

Der heute 75-jährige Schotte verließ die Band nach zwei Zusammenbrüchen auf der Bühne im Jahre 2014 schweren Herzens, wollte aber ausdrücklich, dass NAZARETH weiter besteht. Er äußerte sich dazu im Interview: „Ich leide an einer chronischen Lungenerkrankung, die mit den Jahren immer schlimmer geworden ist. Du weißt nie, wann es losgeht, und dann kannst du plötzlich nicht mehr atmen. Ich kann das der Band nicht länger antun.“ Mittlerweile geht es Dan McCafferty gut, er nimmt auch weiterhin Platten auf, nur ist er nicht mehr in der Lage, anstrengende Touren durchzustehen.

Positiv ausgedrückt könnte man aber auch formulieren, dass Carls Sentance durch seine hervorragende Stimme den Geist von NAZARETH, bei denen nur noch Bassist Pete Agnew vom Original-Lineup geblieben ist, aufrechterhält und frischen Wind in diese großartige Hardrock-Band bringt. Ich denke, das ist genau die Philosophie, die Dan McCafferty sich vorstellte, wenn er heute in einem schottischen Pub sitzt und Rotwein trinkt. Leider habe ich bisher den neuen Shouter nicht beurteilen können, wenn er „This Flight Tonight“ oder „Dream On“ interpretiert, bin mir aber sicher, dass er seine Sache äußerst gut macht, ähnlich wie Kelly Hansen bei FOREIGNER.

Während auch NAZARETH, wie die meisten Hardrock-Bands, im Laufe ihres langjährigen Bestehens in gewisser Art und Weise weiterentwickelten, sich erfolgsorientierten Trends öffneten und somit Mainstream-lastiger und radiotauglicher wurden, gehen die Alben mit dem Nachfolgesänger von Dan McCafferty wieder zu den harten Ursprüngen zurück.

Knallharte Riffrocker wie „Strange Days“ oder „Sinner“, die energetisch schnell vorangetrieben werden und Reminiszenzen zu Judas Priest liefern, Songs mit schwer unterlegten Gitarren-Rhythmen und schleppendem Gesang wie „You Gotta Pass It Around“ sind komplex, intelligent arrangiert und weiten das Spektrum der früheren Formation deutlich aus. „Runaway“ sprüht nur so vor Power und Spielfreude. Zudem erinnert es sofort an das geniale „Razamanaz“ von 1973.

„Mindbomb“ ist klasse in Szene gesetzt und wird im Refrain zum rhythmischen Stampfer mit sphärischem Gitarrensolo. Hymnische Songs wie „Let The Whiskey Flow“, meistert Carl Sentance perfekt und zeigt seine enormen Qualitäten in gesamter Bandbreite. Die Varianz seiner Stimme in den unterschiedlichen Tonlagen ist beeindruckend-und manchmal auch ein wenig der von Dan McCafferty ähnlich.
Während sich „Ciggies And Booze“ im Midtempo etwas farblos präsentiert, kommt „Psycho Skies“ umso besser, beginnend mit einem leicht psychedelischen Beginn; dann knallt der Refrain richtig brachial rein, beinhaltet ein klasse Solo von Jimmy Murrison, mittlerweile auch schon demnächst 30 Jahre bei NAZARETH und gehört für mich zu einem der Höhepunkte des Albums neben „Sinner“.

Dass „Love Breaks“ trotz des Titels keine Ballade ist, wird sofort nach dem Gitarrenintro klar. Die Songstruktur, Harmonik und der eher „sleazige“ Chorgesang würde nicht auf eine schottische Band schließen lassen.

Und so erhält erst der Schlusstrack ansatzweise balladeske Züge und begeistert mich total. Ein völlig untypischer Song. Extrem cool in einer Art lässiger Sprechgesang von Pete Agnew, stark mit einem Bluesmuster unterlegt und bewusst einfach gehalten und genial…und vor allem keinerlei Anbiederungen an „Love Hurts“ oder „Dream On“.

Fazit: Ein modernes und innovatives Album von gesunder Härte, intensiv und stellenweise blueslastig im Grundmuster, hervorragende Gitarrenarbeit von Jimmy Murrison , dominierender Bass des Ur-Members Pete Agnew und klasse Drumming seines Sohnes Lee Agnew.

„Surviving The Law“ ist hervorragender alter Heavy Metal im modernen neuen Klanggewand. Wer NAZARETH liebt und sichVeränderungen nicht verschließt, wird mit einem hervorragenden Album belohnt. Und dem Wohlwollen von Dan McGafferty kann man sich auch gewiss sein. (Bernd)


Bewertung:

Ebi8,5 8,5 / 10

Label: Frontiers
Anzahl der Songs: 15
Spielzeit: 49:14 min
Veröffentlichungstermin: 15.04.2022

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