Cheap Trick - Another World

cheaptrick inanotherworldAuf die US.Amerikaner von CHEAP TRICK ist seit fast fünfzig Jahren Verlass, wenn es um die Veröffentlichung guter Rockmusik geht. Obwohl in ihrer Karriere nahezu alles erreicht, ruhen sich die Jungs, die längst dem Millionärsclub angehören, offenbar niemals aus. Zwanzig Millionen verkaufter Tonträger, vierzig Auszeichnungen für Platin und Gold und die Aufnahme in die Rock And Roll Hall Of Fame haben bei den Urgesteinen Robin Zander, Rick Nielsen und Tom Petersson keine Müdigkeit hinterlassen. CHEAP TRICK sind auf Dauer-Tour und komponieren in den Pausen neue Alben.

So steht „In Another World“ als zwanzigstes Studioalbum analog vieler Neuveröffentlichungen heutzutage unter dem Eindruck und den damit verbundenen Schwierigkeiten der Corona-Pandemie, was Robin Zander textlich auch deutlich in einzelnen Songs zum Ausdruck bringt. Produziert wurde „In Another World“ in Nashville von dem Oscar-nominierten Produzenten und Songwriter Julian Raymond, den eine enge Freundschaft zu CHEAP TRICK seit dreißig Jahren verbindet und den Robin Zander als fünftes Bandmitglied bezeichnet. Seit zehn Jahren sitzt mittlerweile auch schon der Sohn von Rick Nielsen, Daxx Nielsen an den Drums, der das Gründungsmitglied Bun E. Carlos im Jahr 2010 ersetzte.

Nicht ganz der Härtegrad wie zum Beispiel „Bang.Zoom.Crazy…Hello“ oder „We`re Allright“, ist das neue Album jedoch wieder gewohnt von einer enormen musikalischen Varianz. Und die große Stärke der Band ist eindeutig ihr Gespür für gute eindringliche Melodien, wie zum Beispiel der Opener „Here Comes The Summer“, ein melodiöser facettenreicher Song in typischer CHEAP TRICK-Manier mit treibendem Beat und gewohnt souveränem Gitarrenspiel von Rick Nielsen.
Zu den schnelleren, härteren Rocksongs auf der Scheibe gehören „The Party“ oder „Girls-Rock N Roll“ und insbesondere „Light Up The Fire“ mit energiegeladenem Gitarrensolo und einem schreienden Robin Zander, der den Refrain „So Light Up The Fire But Don't Burn That Love To The Ground“ brachial raus haut.
Stark beeindruckt hat mich „Quit Waiting Me Up“, welches schwermütig mit verwobenen Gitarrenschleifen im Arrangement und psychedelischer Instrumentierung eine „Sgt.Peppers-Atmosphäre“ schafft; nur eben härter. Überhaupt ist die Affinität zu den übergroßen BEATLES immer präsent und Robin Zanders kann seine Stimmlage ja der seines Idols John Lennon adäquat anpassen.

Das fantastische „Final Days“ beginnt als klassischer Blues und Robin Zander zeigt wieder die gesamte Bandbreite seiner immer noch grandiosen Stimme; er schmachtet und er krächzt. Die Perfektionierung des Songs entsteht durch die grandiose Blues-Harp des Grammy-nominierten Sängers und Wet Willie-Frontmanns Jimmy Hall, einem der Gastmusiker auf „In Another World“.
Kein CHEAP TRICK Album ohne Balladen, bekanntermaßen eine der großen Stärke der Band. „I`ll See You Again“ zeichnet sich durch „Slow Motion“ mit Akustikbegleitung und einem schönen E-Gitarrenlauf im Background aus. Der langsame Aufbau verleiht der charakteristischen Stimme von Robin Zander eine unvergleichliche Dramaturgie. Die zweite echte Ballade ist „So It Goes“, mit starker Reminiszenz an die BEATLES. Mit Streicher-Untermalung liefert CHEAP TRICK einen tollen Song im Stil von „Eleanor Rigby“ ab.

Der Titeltrack „In Another World“ ist in zwei Varianten auf der Platte; als interessante harte Rocknummer und zuvor als nachdenkliche Midtempo-Ballade mit spartanischem Pianoeinsatz. Das Thema ist brisant und bezieht sich auf die Corona-Pandemie. „Diese Platte spiegelt ganz besonders wieder, was gerade in der Welt um uns herum passiert.“, führt Robin Zander aus. „Wir waren immer eine positive Band und stets hoffnungsvoll, wenn auch hin und wieder ironisch. Doch nun, wo wir älter werden, spielen wir nicht mehr so sehr mit der Schadenfreude.“ Dennoch sehen die Rocker aus Rockford/Illinois auch bei aller Melancholie und Ernsthaftigkeit: „These Are The Worst Times We Ever Had“, immer optimistisch in die Zukunft:“ We Believe In Another World“.

Die Coverversion des großen John Lennon beschließt das Album und gehört für mich mit zum Highlight des Albums. „Gimme Some Truth“ mit der brachialen Gitarre vom Gaststar und ehemaligen SEX PISTOLS-Gitarristen Steve Jones eingespielt, trifft den Zeitgeist heute genauso wie damals; in vorliegender Version mit einem wütend schreienden Robin Zander der die Politik auffordert uns doch einfach nur die Wahrheit zu sagen. Damals wie heute ein starkes Statement gegen Korruption, Lobbyismus und Machtgier.
Positiv stimmt mich auch, dass es CHEAP TRICK noch lange geben wird, denn wie Robin Zander im Interview erklärte: Platten veröffentlichen und auf Tour gehen. Das war der Grund, warum wir die Band überhaupt gegründet haben. Wenn all das nicht mehr da wäre, hätte es doch keinen Sinn mehr, oder?".
CHEAP TRICK machen auf ihrem zwanzigsten Album wieder alles richtig. Perfekte Musik für die Ewigkeit. Dem CHEAP TRICK Fan wird es gefallen und ich bin einer. Um es mit den Worten von Mick Jagger zu sagen: „I Know It`s only Rock`n Roll But I Like It.“ (Ebi)


 

Ebi8,0 8 / 10

Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 42:50 min
Label: BMG
Veröffentlichungstermin: 09.04.2021

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