Heavy Feather - Mountain Of Sugar

heavyfeather mountainofsugarLisa Lystam und Matte Gustafsson sind zwei sehr umtriebige Seelen in der Musiklandschaft. Schon mit SIENA ROOT und ihrer eigenen LISA LYSTAM FAMILY BAND machen sie gemeinsame Sache. Was sie nicht daran hinderte mit Bassist Morgan Korsmoe und Schlagzeuger Ola Göransson vor vier Jahren HEAVY FEATHER aus der Taufe zu heben, oder besser bei Jams entstehen zu lasen. 2019 erschien ihr Debüt "Debris & Ruble", bei dem sei weiter ihrer Leidenschaft für rootsige Klänge frönten. Können sie sich mit "Mountain Of Sugar" überhaupt noch in dem Überangebot behaupten oder sich stilistisch absetzen.

Gerade letztere Frage wird zur großen Herausforderung, denn schließlich ist man musikalisch in den Sechzigern und Siebzigern unterwegs, wo bereits ein weitreichendes Arsenal solcher bluesigen Rockklänge veröffentlicht wurde. Da fällt es natürlich schwer sich da noch die eigene Nische zu suchen, und ganz ehrlich entdeckt man immer wieder Anleihen an die glorreiche Historie wie an das eigene Schaffen. Das Alleinstellungsmerkmal muss also in der Herangehensweise gesucht werden und da setzt der Vierer auf eine sehr spontane und direkte. Die Scheibe ist geprägt von offenen Stimmungen, wenig Schnörkeln und einem sehr luftigen Klangbild.

Das führt dazu, dass selbst die rockigen Stücke nicht nach vorne drücken, sondern eher in Stimmungen versetzen, wie man sich schon am Opener abzeichnet. "30 Days" ist trotz eines ähnlichen Gesangsarrangements nicht verwandt mit einem ähnlich betitelten HUMBLE PIE-Klassiker. Was sofort auffällt, ist da streckenweise Dominanz einzelner Instrumente wie etwa der Bass von Korsmoe nicht nur im folgenden "Bright In My Mind", welches sich immer in Lauerstellung befindet, dann aber in einen weiten Refrain mündet.
Vom rollenden Rhythmus her tönt da ein wenig nach BLUES PILLS, wobei es eine in Schweden ansässige Band mit Frontfrau erwartungsgemäß schwer hat, diesem Vergleich aus dem Wege zu gehen Ähnlich gestrickt ist das "Come We Can Go", wobei hier die Drums von Göransson die Führung übernehmen und den treibenden Groove stetig voran bringen. Dass der Chorus fast schon gospelartig daher kommt, kann die Vergleiche nicht komplett aus der Welt räumen.

Soulige Anklänge sind "Mountain Of Sugar" ohnehin nicht fremd, wie "Love Will Come Easy" zeigt, das auf schleppende Riffs und ebensolchen Gesang von Lystam setzt. Die Leads muten sich bei der Nummer eher als Kontrast an, ohnehin bringt die Spontaneität immer wieder solche Gegensätze auf das Tableau, die sich im trockenen Klangbild nicht immer auspendeln können. Genau diese Art Gitarrenleads finden sich auch im hippiesken "Sometimes I Feel" wieder, in welchem einer der Herren den Leadgesang übernimmt und Orgel sowie Mundharmonika weiter Klangfarben einbringen.

Folkorientierte Klänge kann man auch im abschließenden "Asking In Need" bewundern, bei dem mit dem perlenden Piano und dem bluesigen Solo wieder Elemente auftauchen, die der Hörer nicht unbedingt erwartet hätte. Bei der sehr knappen Spielzeit der Stücke können diese Dinge allerdings nicht ihre volle Wirkung entfalten, interessant ist da schon gestaltet. Wie bei einigen anderen Liedern ist auch hier eine Nähe zu frühen HEART nicht zu verleugnen, bei der Stilmischung drängt sich der Vergleich geradezu auf. Wie etwa im getragenen "Lovey Lovely Lovely", das von Riffs und einem Southernrockigen Solo garniert wird, die auch so vo de Wilson-Schwestern hätten stammen können.

Ordentlich grooven dürfen HEAVY FEATHER im Titelsong, welcher einen stoischen, fast staccatomäßigen Groove durchexerziert, nur um dann plötzlich ein jazziges Break zu präsentieren und die Harmonika auszupacken, welche die gute Lisa auch in ihrer Soloband bedient. Manchmal hat man schon den Anschein, als wolle man in einer guten halben Stunde alle Stilauswüchse unterbringen, das rockige "Too Many Times" legt dann noch die Slidegitarre in die Waagschale. Auf "Mountain Of Sugar" gelingt es durchaus eine eigene Handschrift zu präsentieren, die vor Ideenreichtum strotzt und von der Formation auch sehr tight umgesetzte wird. Den Mut sich durchzusetzen haben HEAVY FEATHER auf alle Fälle, fraglich ob sich die geneigten Fanschichten auf diesen losen Songcharakter einlassen können. (Pfälzer)


Bewertung:

Pfaelzer7,0 7 / 10


Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 37:29 min
Label: The Sign Records
Veröffentlichungstermin: 09.04.2021

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