Communic - Hiding From The World

communic hidingfromtheworldMit dem Doppelschlag zum Auftakt ihrer Karriere haben sich die Norweger gleich oben in der damaligen Prog Power-Bewegung etabliert und wurde als das kommende Ding gehandelt. Doch persönliche Präferenzen sowie Tragödien bremsten das Trio immer wieder aus, das nur noch sporadisch von sich hören ließ. Dabei liefen sie der Qualität der beiden ersten Werke stets ein wenig hinterher, auch wenn die Qualität immer noch stimmte. Mit drei Jahren Abstand bringen COMMUNIC ihr sechstes Album recht nahe zum Vorgänger "Where Echoes Gather" heraus. Kann "Hiding From The World" verlorenen Boden gutmachen?

Dieses Mal haben sie auch komplett auf neues Material gesetzt, während der Vorläufer aus Bearbeitungen von altem Material bestand, was man dessen rohem Charakter auch anhörte. Heuer kommt die Melancholie wieder mehr in einem wärmeren Klangbild zum Tragen. Doch auf allzu viel Weichspülerei wurde dennoch verzichtet, die stieß schon 2008 beim wohl schwächsten Longplayer "Payment Of Existence" mit seinen Keyboardeinlagen sauer auf. Dabei war das das einzige Mal, als man etwas aus dem bekannten Klangbild ausgeschert ist.
Hier liegt vielleicht auch die Krux seiner Karriere, dass die Fans den Dreier zu sehr mit seinem eigenwilligen Stil verbinden, von dem er schwer loskommt, den Proggies dafür aber eben zu wenig Neuerungen bieten kann. In der Tat haben es sich COMMUNIC trotz kleiner Kurskorrekturen wie dem düsteren "The Bottom Deep" in ihrer Nische bequem gemacht, welche sie schon zu Beginn ihrer Karriere besetzt haben. Da treffen wie gehabt die Wucht von NEVERMORE und die Verspieltheit von FATES WARNING auf die tiefe Traurigkeit von CANDLEMASS, was in vielen Metallagern Anklang fand.

Zuletzt schlug das Pendel etwas mehr zu einem härteren direkten Pol aus, was aber vor allem daran lag, dass beim Vorgänger Material benutzt wurde, das schon vor dem Debüt entstand und somit noch ein wenig die eigenen Wurzeln offenlegte. Auch wenn die Gitarre erst einmal in den gestreckten Galopp geht, fällt das Werk insgesamt deutlich ruhiger aus. Das kommt aber den Kompositionen zu Gute, die viel runder wirken und zeigen, dass die Norweger nie nur von der Attacke gelebt haben, sondern von den fein dosierten Ausbrüchen und einer Vielzahl von prägnanten Leads.
Dann wenn die Staccato nur kurz aufbrausen und regelmäßig das Tempo forcieren, das dann wie Wogen über den Hörer fegt. Interessanterweise haben es die Drei immer wieder hinbekommen den Gesang stets den Vorgaben folgen zu lassen und so die Melodien ebenfalls Stück für Stück aufzutürmen. Oddleif Stensland verfügt über eine ebenso ungewöhnliche Stimme wie sein Kompositionsstil, egal ob sie Metalkracher servieren oder sich an einer großen mächtigen Ballade versuchen, stets tönt sein Organ sehr getragen. Damit transportiert er die tiefen dunkeln Emotionen seiner Lieder, scheut sich aber nicht davor den ein oder anderen Scream auszupacken.

Nur eine Gitarre und ein Bass, der hin und wieder heraus stechen darf hinterlassen ab und an ein paar Soundlöcher. Diese weiß genialerweise Schlagzeuger Tor Atle Andersen zu stopfen, indem er seine Breaks nicht nur rhythmisch anlegt, sondern sie Führungsarbeit überlassen lässt. Dabei versteht der Mann auch mal die DoubleBass durchzutreten, dann jedoch oft als Kontrast zu eher schweren Riffs und Melodien. Die Musik von COMMUNIC kehrte seit jeher einen progressiven Anspruch heraus, der äußert sich aber nicht in Effekten oder Frickeleien, sondern der sorgsamen Entfaltung der Emotionen, dem langsamen An - und Abschwellen der Dynamik und dem Ineinanderfließen der unterschiedlichen Themen.

So marginal die Änderungen zu dem bisherigen Schaffen auch ausfallen mögen, die ruhigere Herangehensweise bringt auch viele sanfte Soli hervor, wie man sie von Neo Progbands her kennt. Ihre früheren Labelgenossen THRESHOLD, mit denen das Trio seine erste große Tour gespielt hat, haben ebenso sehr viel damit gearbeitet. Hier kann Stensland beweisen, dass er nicht nur in seinen Gesangsbeitrag viel Gefühl legen kann. Was bei den härteren Passagen etwas auffällt sind ein paar moderne Nuancen, die dem aktuellen Songwritingprozess geschuldet sein dürften.
Mit ihnen bekommen vor allem die doomigen Passagen eine etwas andere, lebendigere Klangfärbung. Insgesamt steht aber die angestammte Stilistik über allem, nur mit ein paar Pinselstrichen verfeinert. Dieses Mal in einer so hohen Qualität wie seit "Waves Of Visual Decay" nicht mehr, mit dem sich die Formation endgültig definierte. Wer die sie bisher mochte, wird "Hiding From The World" lieben, alle anderen sollten die Scheibe für sich entdecken. (Pfälzer)

 

Bewertung:

Pfaelzer8,0 8 / 10


Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 60:28 min
Label: AFM Records
Veröffentlichungstermin: 20.11.2020

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