Auðn - Vökudraumsins Fangi

audn vökudraumsinsfangiEndlich gibt es wieder was Neues von AUÐN. Lange war es relativ ruhig um die Isländer, aber jetzt ist endlich ihr drittes Album „Vökudraumsins Fangi” erschienen. Das heißt, ganz so ruhig war es bei AUÐN dann doch nicht. Die Band hat sich in der Zwischenzeit vermehrt und aus dem Fünfer ist ein Sechser geworden. Bassist Hjálmar Gylfason wechselte an die Gitarre und für ihn ist Matthías Hlífar Mogensen als neuer Bassist nachgerückt. Damit verfügen AUÐN nun über drei Gitarristen. Als Black Metal-Band. In dieser Szene findet man diese Kombination nun auch nicht alle Tage, aber zur Musik der Isländer passt es.

Denn AUÐN klingen ohnehin nicht wie von dieser Welt. Die Band hatte ja schon immer einen sehr eigenen Stil, den sie auf „Farvegir Fyrndar“ schon perfektioniert hatten. Dachte man. Denn mit „Vökudraumsins Fangi” setzen die Isländer nochmal einen drauf. Wie keine andere Band verstehen es AUÐN wunderschöne Melodien mit hartem Black Metal zu verweben. Dabei beginnt das Album noch ganz ruhig. Zu sanften Akustikklängen startet „Ein Um Alla Tíð“, um dann nach gut anderthalb Minuten zu explodieren. Wie eigentlich immer schafft es die Band Eingängigkeit und Härte in perfekter Harmonie zu verbinden. Immer wieder gibt es wunderschöne melodische Passagen zum Augen schließen und Träumen und kurz drauf wird einem dann das Hirn weggeblasen und Sänger Hjalti Sveinsson kreischt und keift als gäbe es kein Morgen.

Doch als wäre auch das noch nicht genug, setzt man mit „Eldborg“, einem Song der bereits vorab als Single veröffentlicht wurde, nochmal einen drauf. Hier geht es gleich richtig los. Dieser Song hat einen Groove, dass es eine wahre Freude ist. Und gleichzeitig hat er einen wunderbaren düsteren Doom-Touch. Definitiv einer der herausragendsten Songs des Albums. Und das gleich zu Anfang. Was soll da noch kommen?

Eine ganze Menge! Denn dieses Album hat absolut keine Schwächen, ist ein Genuss von Anfang bis Ende. „Vökudraumsins Fangi” wird einfach nie langweilig, ganz im Gegenteil, man kann dieses Album wieder und wieder hören und dabei doch immer nochmal etwas neues entdecken, aber auch immer wieder in ruhige Melodien eintauchen, in harten Parts die Aggressionen raus lassen oder einfach nur genießen. Oder sich leichte Schauer über den Rücken jagen lassen von der Düsternis und Verzweiflung dieses Albums.

So wird das Album gegen Ende hin auch immer ruhiger, ohne jedoch eine gewisse Schwere und Düsternis zu verlieren. Aber auch hier gibt es diese ständigen Ausflüge in die dunkelsten Black-Metal-Abgründe. Und immer wieder trifft man auf diese unglaublichen Ohrwurmmelodien, denen man sich einfach nicht entziehen kann, wie z.B. in „Horfin Mér“. Kurz vor Schluss gibt es dann auch mit „Ljósstýra“ noch einen weiteren Höhepunkt auf einem Album auf verdammt hohem Niveau. Ganz ruhig schreitet der Song heran, um dann doch noch richtig in Fahrt zu kommen, nur um sich immer wieder zurückzunehmen, sich aber unauslöschlich ins Gedächtnis zu bohren. Damit steht der Song fast schon stellvertretend für das ganze Album, auch wenn das natürlich noch abwechslungsreicher ist.

Schubladen sind ja nun so gar nicht mein Ding, daher sei mir die Frage gestattet: Gibt es das Genre Melodic Black Metal? Jedenfalls könnten AUÐN perfekt als Definition dafür herhalten. Die Isländer haben ja schon längst ihren ganz eigenen, unverkennbaren Sound kreiert, aber mit „Vökudraumsins Fangi” haben sie ihn noch mal verfeinert und perfektioniert. Es könnte sein, dass „Vökudraumsins Fangi” das Album ist, an dem sich die Band in der Zukunft messen lassen muss. An dieser Scheibe gibt es einfach nichts auszusetzen, ich kann mir kaum vorstellen, wie die Band das zukünftig noch toppen will. Diese düstere Atmosphäre, diese unvergleichlichen Melodien, gepaart mit brutaler Härte – das bekommen so nur AUÐN hin. Das Album braucht seine Zeit, bis es seine volle Wirkung entfaltet, bis man all die vielen Einzelheiten erfasst hat – aber so etwas ist mir lieber als ein Album, das sofort zündet, denn die hat man meist genauso schnell wieder vergessen. „Vökudraumsins Fangi” wird dagegen noch lange im Ohr bleiben. Und ich werde noch lange Freude daran haben, hier immer wieder neues zu entdecken und immer wieder aufs Neue in die Atmosphäre des Albums einzutauchen. (Anne)

 

Bewertung:

Anne9,0 9 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 55:09 min
Label: Season Of Mist
Veröffentlichungstermin: 30.10.2020

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