Kairon; IRSE! - Polysomn

kaironIrse polysomnAuf KAIRON; IRSE! bin ich eher zufällig gestoßen. Ein Bekannter, dessen Geschmack sehr oft mit meinem übereinstimmt, postete etwas zum neuen Album, mir stach der Name sofort ins Auge und zufällig flatterte genau an dem Tag eine Reviewanfrage in mein Postfach. Wenn das kein Wink des Schicksals ist? Also habe ich mir „Polysomn“ ausgiebig zu Gemüte geführt. Und was soll ich sagen? Seltsame Bandnamen halten oft, was sie versprechen.

Die anfangs etwas krude und chaotische Mischung aus Shoegaze und Psychedelic muss man als Hörer auch erst mal erfassen und aufnehmen, aber dann entfaltet sich recht schnell die ganze Klasse dieses Albums. Lange Instrumentalpassagen führen den Hörer immer wieder auf verschlungenen Pfaden durch malerische und traumhafte Soundlandschaften, der Gesang findet nur untergeordnet statt, viele Songs sind ganz oder hauptsächlich instrumental gehalten.

Die Songs sind oft sehr ruhig, geradezu relaxt, wie z.B. der Opener „Psionic Static“, der im Großen und Ganzen ruhig vor sich hin plätschert und nur ab und zu in wildere Gefilde ausbricht. Doch immer wieder setzen sanfte Melodien dem ein Ende. Als weiteres Stilmittel setzt man Chöre ein, die gerade beim Opener öfter an Devin Townsend zur „Epicloud“-Phase erinnern. Auch beim fast schon fröhlich swingenden „Retrograde“ muss ich des Öfteren an Devin denken.

Die ruhigen Töne beherrschen die Finnen also gut. Aber auch heftig können sie. Das beweisen sie mit meinem absoluten Favorit auf dem Album, „An Bat None“, bei dem das Tempo nochmal deutlich angezogen wird, Soundwände aufgebaut und wieder eingerissen werden und die Gitarren dröhnen, dass es fast schon schmerzt. Da kommt einem das ruhige und leise „Mir Inoi“ danach gerade recht. Und nicht nur hier werde ich noch an eine andere Band, bzw. einen anderen Künstler, erinnert.

Immer wieder, gerade in den ruhigen, leicht spacigen Passagen erinnern KAIRON; IRSE! auch an KING BATHMAT bzw. ARCADE MESSIAH, zwei der Projekte von John Bassett. Und zwar sowohl bei der Instrumentierung, also auch insbesondere beim Gesang. Dmitry Melet hat da doch eine sehr ähnliche Stimmfärbung.

Auch „Altaïr Descends“ ist so ein Song, der mal leicht und sphärisch schwebend daher kommt, nur um sich dann hämmernd und dröhnend mit roher Gewalt in die Gehörgänge zu zwängen. Manchmal wird es sogar fast zu viel, so wie in „Hypnogram“, das zwar ruhig und entspannt beginnt, dann jedoch immer intensiver wird und auch immer schneller und flirrender, bis man gar nicht mehr weiß, wo einem der Kopf steht.

Aber gerade diese Wechsel zwischen ruhig und fast übersteuert machen den Reiz dieses Albums aus. Gut, man sollte natürlich schon mit spacigen Klängen, mit Psychedelic Rock und mit Instrumentalmusik was anfangen können. KAIRON; IRSE! sind daher ganz sicher nicht mainstreamgeeignet. Aber wer offen für etwas Neues ist, das man vielleicht auch als ein bisschen abgefahren bezeichnen könnte, der sollte sich die Finnen mal anhören. Das ist jetzt keine Musik, die ich mir jeden Tag anhören könnte, aber hin und wieder – interessanterweise gerade beim Autofahren – finde ich das hier doch sehr angenehm. (Anne)

 

Bewertung:

Anne7,5 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 49:01 min
Label: Svart Records
Veröffentlichungstermin: 11.09.2020

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