Jefferson Starship - Mother Of The Sun EP

jeffersonstarship motherofthesunKaum eine Band hat eine so bewegte Geschichte, die vielen Besetzungswechsel zogen gleich zwei Namensänderungen mit sich. Nach dem kommerziellen Hoch der Achtziger unter dem Banner STARSHIP ging man wieder zum Zusatz JEFFERSON STARSHIP zurück, als Paul Kantner wieder an Bord kam. Mit seinem Tod hätte die Geschichte eigentlich enden können, doch seine letzten Mitstreiter haben sich noch einmal zusammen gerauft. Neben den früheren Mitgliedern Dave Freiberg sowie Schlagzeuger Donny Baldwin hat Sängerin und Gitarristin Cathy Richardson die Führungsrolle übernommen. Nach zwölf Jahren gibt es endlich wieder neue Songs zu hören, an denen auch frühere Mitglieder beteiligt waren, was kann die Truppe auf "Mother Of The Sun" noch bieten.

Zuerst einmal quantitativ eher wenig, denn bei der Scheibe handelt es sich um eine EP, von den sieben Titeln gibt es die Single "What Are We Waiting For?" in zwei Versionen. Beim Opener "It´s About Time" hat niemand Geringeres als die frühere Sängerin Grace Slick mitkomponiert und die Nummer hat es in sich. Leicht im Country angesiedelt erinnert das an zeitgenössische Acts wie SUGARLAND. Das Ding treibt toll nach vorne, die Strophe pumpt und der Refrain gerät hymnisch, Heartland Rock in Perfektion. Das große Talent der Formation die klassische amerikanische Musik mit so viel Euphorie darzubieten zeigte sich einst schon bei "Somebody To Love" und anscheinend haben sie wenig verlernt.

Die Verwendung eines prägenden Leadthemas findet sich auch bei "Setting Sun" wieder, das es eher abgehangen angehen lässt, Slidegitarren unterfüttern diese Coolness. Doch im Chorus offenbart die männliche Stimme eine intensive Leidenschaft, die mitreißt. Noch ruhiger sind die Leadpassagen beim angesprochenen "What Are We Waiting For?" aufgefallen, welche wiederum zur atmosphärischen Ausrichtung passen und in der Mitte ein wenig die psychedelischen Wurzeln der Sechziger erkennen lassen. Der Teil ist in der "Extended Version" am Ende der Scheibe etwas länger, ebenso die Coda aus blubbernden Sounds, bluesigen Licks und souligen Gesängen.

Einen leicht psychedelischen Touch besitzt auch die wunderschöne akustische Ballade "Runaway Again", wobei hier aber der großartige Beitrag von Richardsons dunkler Stimme alles überstrahlt. Was allerdings allen tollen Stücken etwas abgeht sind ein paar Wendungen oder gelungene Soli, die vielleicht noch etwas mehr hätten herausholen können, wie seinerzeit beim Überhit "Jane".
In künstlerischer Hinsicht kann nur das Instrumental "Embryonic Journey" Akzente setzen, in dem sich Sechssaiter Jude Gold in jazzigen Gefilden an der klassischen Gitarre und eben psychedelischen Welten austoben kann. Überraschenderweise wurde die Komposition live aufgenommen, ebenso wie das anschließende rein vom Piano getragene "Don´t Be Sad Anymore". Sogar der Loungejazz der fabelhaften Baker Boys steht JEFFERSON STARSHIP gut zu Gesicht.

Die Rumpfmannschaft hat immer noch ein Händchen für schmissige Songs, die sich wunderbar im Ohr festsetzen und vor ein paar Jahrzehnten Hits geworden wären. Auch die stilistische Vielfalt weiß zu überzeugen, wobei man sich fragen muss, warum es nicht mehr Lieder auf "Mother Of The Sun" geschafft haben. Hatte man nur ein paar sporadisch zusammen getragene Stücke aufgenommen, wofür die unterschiedlichen Aufnahmeorte sprechen, bei drei Titeln ist auch der frühere Bassist Pete Sears zu hören. Oder hatte man Angst, sich zu wiederholen, was dann allerdings fast zur Inhomogenität wurde. Denn von der Qualität hätten die Fans nach so langer Zeit gerne mehr gehört. (Pfälzer)

 

Bewertung:

Pfaelzer style=7,0 7 / 10


Anzahl der Songs: 7
Spielzeit: 32:13 min
Label: Golden Robot Records
Veröffentlichungstermin: 21.08.2020

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden