Goresquad - Hypergenocide

goresquad hypergenocideGORESQUAD könnte man, wenn man wollte, als färöische Metalsupergroup bezeichnen. Denn alle Mitglieder der Band spielen eigentlich in anderen Bands. Das gilt auf den Färöern zwar für fast jede Band und fast jeden Musiker, aber das ignorieren wir an dieser Stelle mal gekonnt. Damit das Ratespiel, wer jetzt wer ist, etwas spannender gestaltet wird, haben alle Bandmitglieder überaus wohlklingende Pseudonyme erhalten, die schon als ein erster Hinweis auf den etwas anderen Humor der beteiligten Personen gesehen werden können.

Aber auch auf die Kreativität, die dahinter steckt. Und welche echten Personen hinter den Pseudonymen stecken, das lässt sich, wenn man sich ein bisschen in der färöischen Metalszene auskennt, auch recht leicht erraten. Verraten werden soll an dieser Stelle jedoch nichts, denn wir wollen doch nicht das Mysterium zerstören. Das erste Lebenszeichen von GORESQUAD in gepresster Form gab es im Jahr 2015, als an einem Freitag, den 13. die erste EP namens „Mutilation Chamber“ erschien. Abgesehen von einigen Auftritten in den Jahren danach war es dann seit 2017 sehr, sehr ruhig um die Band. Vermutlich wurde sie in Cryoschlaf gelegt.

Doch in jenem denkwürdigen Jahr 2020, in dem eine schlechte Nachricht die andere jagt und jede Woche mit neuen Hiobsbotschaften aufwartet, da ist das einzige, was der Menschheit noch fehlt eine Invasion von Außerirdischen, deren primäres Ziel es ist, aus Menschen lecker Gehacktes und Püriertes (Smoothies?) zu machen und uns als leicht zugängliche Nahrungsquelle zu nutzen. Ich bin mir zwar nicht sicher, ob die außerirdischen Monster das immer noch so gut fänden, wenn sie mal die Liste der Inhaltsstoffe genauer studiert hätten, aber was soll’s. Oder ist Mikroplastik am Ende gar der Schlüssel zum Erfolg?

Wie auch immer, auf jeden Fall sind GORESQUAD erwacht und zurück. Und sie wissen, was der Menschheit blüht. Zwecks musikalischer Umsetzung haben sich die festen Bandmitglieder entschlossen auch noch jede Menge Gäste auf der EP in Erscheinung treten zu lassen, und auch diesen wurden natürlich stilechte Pseudonyme verpasst. Und auch an diesen sieht man teilweise, dass in der Zwischenzeit doch irgendwas passiert sein muss. Frei nach dem Motto von Buzz Lightyear, „Bis zur Unendlichkeit und noch viel weiter!“, wurden viele der Pseudonyme spacig aufgehübscht. So wurde Regurgitox zum Gorefleet Commander Rick Gurgitoxx befördert, der Mutilator Axeman ist nun der Mutilator Spaceman, der Cuntcrusher wurde zu Spacecunt und der Lord Ov Vomit zum Lord Ov Space Vomit. Und während man sich auf der letzten EP noch mit einem ganz normalen Genozid („In The Wake Of The Genocide“) begnügte, so handelt es sich jetzt um „Hypergenocide“.

Aber eigentlich soll es hier ja um die Musik gehen. Also genug gelabert, ran an den (Menschen-)Speck. Spacige Sounds formen ein dramatisches Intro, bevor „Enemy Unknown“ zunächst mit einem wahren Riffgewitter einsetzt und gleich richtig zur Sache kommt, bevor der Song später etwas ruhig wird. Dominiert wird er von harten Riffs, Drums und den Growls von Lord Ov Space Vomit, auch bekannt von Bands wie HAMRADUN und NECROLEPSIA.

„Depths Of The Mothership“ ist schneller, aber gleichzeitig auch melodischer, dazwischen versteckt sich ein dramatisches Gitarrensolo und der Interstellar Shockmaster und der Cosmogasm (JOE & THE SHITBOYS, IRON LUNGS) growlen um die Wette. Im Anschluss gibt es dann meinen absoluten Lieblingssong auf dem Album. „Murder Pact“ schlägt ein wie eine Bombe. Hier hat man es geschafft, Härte und Melodie perfekt aufeinander abzustimmen und auch der Gesang von Vomitorial Throatfuck (IRON LUNGS, SIC), der seine Wut in die Welt brüllt, passt wie eine Eins. Das ist ein Song, den ich verdammt gerne live sehen möchte, denn er macht einfach nur Spaß und geht sofort ins Ohr.

Gurgelnde Sounds leiten „These Slithering Monstrosities“ ein, ein etwas schleppender Song mit leicht progressiven Einschlag, bei dem schöne Melodien auf die wütenden Growls von Gorefleet Commander Rick Gurgitoxx, bekannt aus Bands wie HAMFERÐ oder BARREN EARTH, trifft. Ganz plötzlich endet der Song und mit typischen, bedrohlichen Raumschiffsounds wird „Cryoslaughter“ eingeleitet. Hier hört man den Alien Teabagslayer aus Grönland, bzw. von SOUND OF THE DAMNED gurgelnd growlen. zKorgz The Intergalactic Warlord (CLAWFINGER) zeichnet sich hier für die Spacesounds verantwortlich. Auch „Cryoslaughter“ (zu dem es auch ein sehenswertes Video gibt) ist eher schleppend und düster unterwegs und erinnert bei den Melodien öfter mal an HAMFERÐ.

Das kommt nicht von ungefähr, immerhin stellen HAMFERÐ hier (mehr oder weniger) die meisten festen Mitglieder. Neben ihnen findet man hier auch Musiker aus Bands wie SVARTMÁLM, SON OF FORTUNE, HAMRADUN, NECROLEPSIA, JOE & THE SHITBOYS, IRON LUNGS, AMOKK, SIC – kurz, einmal quer durch die Szene. Und das macht diese EP so interessant, aber auch so gut. In Deutschland sagt man ja oft „Viele Köche verderben den Brei“, was hier aber definitiv nicht der Fall ist. Schon „Mutilation Chamber“ hat mir gut gefallen, aber „Hypergenocide“ legt nochmal eine Schippe drauf. Hier gibt es rohen, ungeschliffenen Death, der aber trotzdem sehr melodiös ist und nicht so glattgebügelt klingt, wie man das heute bei vielen Produktionen hört. Wer auf Death Metal steht und mit einem etwas eigenen Humor zurechtkommt, der sollt sich GORESQUAD mal anhören. Denn Spaß macht das Album auf jeden Fall.

Wieder mal habe ich jedoch einen Kritikpunkt anzubringen, den ich bei den meisten färöischen Scheiben habe: 17 Minuten ist zu kurz (ja, ja, ich weiß, EP und so. Ist mir aber egal, ich will jammern)! Das reicht ja nicht mal für den Weg von zu Hause bis zur Arbeit… Davon abgesehen ist „Hypergenocide“ aber eine richtig schöne Melodic-Death-Scheibe, die wirklich Spaß macht und bei mir im Autoradio seit einigen Wochen hoch und runter läuft. (Anne)

 


Bewertung:

Anne8,0 8 / 10

Anzahl der Songs: 5
Spielzeit: 17:18 min
Label: Tutl Records
Veröffentlichungstermin: 21.08.2020

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