Heiðrik - Illusions

heidrik illusionsHeiðrik á Heygum ist sicher einer der schillerndsten und extravagantesten Künstler der Färöer. Aber auch einer der vielseitigsten. Ich persönlich kannte ihn jahrelang nur als Filmemacher, der vor allem mit oft düsteren Kurzfilmen und Musikvideos auf sich aufmerksam machte. Wie gut er darin ist, das beweisen zahlreiche Auszeichnungen und Nominierungen, die er für diese schon erhalten hat. Aber auch als bildender Künstler ist er tätig und hat schon zahlreiche Coverartworks für färöische Bands gestaltet. Dass er auch selbst Musik macht habe ich – warum auch immer – erst sehr spät mitbekommen. Im März dieses Jahres hat er nun sein drittes Album „Illusions“ veröffentlicht.

Er selbst bezeichnet das Album als „Break Up Album“. Das bräuchte er eigentlich nicht extra zu erwähnen, es springt dem Hörer beim Genuss des Albums ganz offensichtlich ins Gesicht. Das machen schon Songtitel wie „Bitter“, „Love Sick“, „Hope You’re Crying“, „Miss Your Body, Not Your Head“ und nicht zuletzt natürlich „Break Up Song“ mehr als deutlich. Aber auch die Texte kann man nicht missverstehen. Und ich muss gestehen, dass mir dieses Album einen Ticken zu viel Selbstmitleid beinhaltet. Vielleicht muss man aber auch einfach manchmal die Texte zugunsten des Musikgenusses ausblenden.

Der Opener „Bitter“, seinen Titel konterkarierend, leitet das Album swingend, jazzig, fast schon fröhlich und relaxed ein, bevor das ruhige und sanfte, auf wenige Elemente reduzierte „Love Sick“ einsetzt. „Hope You’re Crying“ wurde schon vorab als Single veröffentlicht, hat mir mit seinen schönen Melodien und dem leichten 70er-Flair ausgesprochen gut gefallen und war mit ein Grund dafür, dass ich mir das Album überhaupt zugelegt habe. Auch die Instrumentierung ist hier richtig toll arrangiert. Der dezente Einsatz der Streicher setzt hier und da Akzente, ohne den Song jedoch zu überladen.

Auch „Miss Your Body, Not Your Head“ ist ein angenehmer Midtemposong, bei dem die schönen Chöre und die Streicher Akzente setzen. Ein wenig erinnert das Stück an Musicals – im Gegensatz dazu stehen die teilweise doch recht expliziten Texte. In eine ganz andere Richtung geht das fast schon fröhliche, sehr rhythmische „You’ll See“, das über einen leichten BEATLES-Vibe verfügt.

In „Silent Tear“ schlägt die Stimmung dann wieder um. Sehr traurig und ruhig kommt der Song daher. Der Gesang steht hier im Vordergrund, man setzt auf eine sparsame Instrumentierung. Aber trotz der melancholischen Grundstimmung hat das Stück auch eine hoffnungsvolle Note.

„This Ship Has Sailed“ ist ein weiteres Highlight des Albums, das vor allem mit seinen schönen Melodien besticht. Beginnt das Stück zunächst ganz ruhig, steigert es sich immer mehr und wird immer intensiver. „Nothing In Return“ schraubt da Tempo und Intensität wieder deutlich herunter, aber dennoch ist es ein sehr schöner, sanfter, trauriger Song.

Mit dem guten Ratschlag „One Demon A Day“ endet das Album dann. Ziemlich kurz ist es geraten. Gerade einmal eine gute halbe Stunde lang ist „Illusions“, was mir fast etwas zu wenig ist. Andererseits ist man dann aber auch so tief in die düstere Gedankenwelt nach einer Trennung eingetaucht, dass es auch irgendwann mal gut ist. Insgesamt ist „Illusions“ ein schönes, meist eher ruhiges Popalbum geworden, bei dem Heiðrik á Heygums sanfte Stimme oft im Vordergrund steht, zärtlich akzentuiert von Streichern, Chören und Klavier. Man merkt dem Album zu jeder Zeit an, dass es mit Liebe zum Detail geschrieben und produziert wurde. Hier wird kein Ton zufällig gespielt, sondern alles ist passgenau und überlegt zu einem Gesamtkunstwerk zusammengefügt. Wer handgemachten, gerne auch mal akustischen Pop mag und sich auch von den klassischen Instrumenten Klavier und Streicher nicht abschrecken lässt, der sollte hier unbedingt mal reinhören. Auch wenn mir persönlich das Album auf Dauer etwas zu traurig ist – so ist es doch der perfekte Popsoundtrack für Liebeskummer. (Anne)

 

Bewertung:

Anne8,0 8 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 33:03 min
Label: Heiðrik ‎– HEIDRIKILL01AL
Veröffentlichungstermin: 27.03.2020

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden