Gathering Of Kings - Discovery

gatheringofkings discoveryLange spukte die Idee einer All-Star-Truppe mit vielen verschiedenen Musikern im Kopf von Musikjournalist Ron Dahlgren herum. Vor zwei Jahren setzte er sie endlich in die Tat um und verpflichtete eine Reihe namhafter schwedischer Sänger und Instrumentalisten, um mit ihnen das Album "First Mission" einzuspielen. Musikalisch stand AOR mit starkem Achtziger-Appeal auf dem Speiseplan, von SAFFIRE-Gitarrist Victor Olsson authentisch und schmissig komponiert. Wem das Ganze irgendwie nach THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA klingt, dem sei gesagt, dass mit Björn Strid und Jonas Källsbäck zwei Musiker der Truppe beim Debüt dabei waren. Bei ein paar gefeierten Festivalauftritten waren beide noch dabei, auf dem nun vorliegenden "Discovery" ist zumindest noch der Schlagwerker zu hören, wohin geht die Reise diesmal?

Wie das knallig grüne Cover bereits andeutet, genau dorthin wo man zuletzt aufhörte, den Einfluss von Roger Dean und Rodney Matthews kann Zeichner Markus Vesper nicht leugnen, und die hatten ihre größten Auftritte in ebenjener Dekade. Auch die Keyboards des Intros "Starsleeper" sprechen eine deutliche Sprache, die Tasten haben hier eindeutig die Hoheit, wie man es von anderen Combos gerade aus ihrer Heimat her kennt. Wobei es dieses Künstlerkonglomerat etwas gesetzter angehen lässt, nicht so knallig agiert, sondern erwachsener in der Songanlage, wie man es etwa von MAGNUM her kennt. Man könnte das Ganze auch als THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA für Fortgeschrittene durchgehen lassen.

Von denen hat man sich auch die clean gepickten Gitarren im eigentlich Opener "Riders Of The Light" abgeschaut, welche auf die simplen Riffs der Eröffnung folgen. Wie Gitarre und Synthesizer im Refrain harmonieren hat etwas von der Rocky-Hymne "No Easy Way Out", einem großen Hit der Achtziger. Mit ähnlichem Gitarreneinsatz kommt auch "Highway To Paradise" daher, bevor im Chorus ein paar Staccato aufgefahren werden, um die Sache ein wenig härtetechnisch zu frisieren. Denn da mangelt es "Discovery" doch etwas, Stücke wie "Battle Cry" oder "Out Of My Life" vom Erstling vermisst man hier schon ein bisschen.

Gerade wenn bei "December" in Form des treibenden Einstiegs Hoffnung in der Richtung aufkeimt, lässt bereits die getragene Strophe nach, bevor der Chorus dann zu süßlich klingt. Wem es allerdings nicht cheesy genug sein kann, und auf "First Mission" lediglich mit "Long Way From Home" beglückt wurde, der wird spätestens an "Kiss From Above" seine helle Freude haben. Die Keyboards tauchen tief in den Pop der Eighties ein und die vielstimmigen "Ohoh"-Chöre machen endgültig jeden Zahnarzt nervös.
Hauptsächlich setzen GATHERING OF KINGS auf groß angelegte Fanfaren, was vor allem im bereits live vorgestellten "Heaven On The Run" glückt. Die flüssigen Melodiebogen kommen über den spärlichen Arrangements erst so richtig ans Laufen, eine Spezialität aus schwedischen Landen. Wenn sich dann noch so kraftvolle Refrains wie im Faustballer "Lorelei" erheben, oder die sechs Saiten im wuchtigen "Moonlight" fein perlen, hat Komponist Olsson so einiges richtig gemacht.

Man darf allerdings nicht verhehlen, dass er sich für manche Ausarbeitung mehr Zeit hätte lassen dürfen, die Scheibe kommt mir streckenweise vor, als hätte man nach den starken Reaktionen direkt nachlegen wollen. Das gilt auch für die Gesangsbeiträge, die im ersten Anlauf noch ausgefeilter waren. Natürlich ist es alles andere als schwach was der rockige Apollo Papathanasio (FIREWIND, SPIRITUAL BEGGARS), die klare Stimme von Alexander Frisborg oder kraftvolle Organ von Jonny Lindkvist (NOCTURNAL RITES) leisten.
Den besten Eindruck hinterlässt Rick Altzi der auch in ein paar deutschen Kapellen das Mikro schwingt, speziell im getragenen Schlussakkord "Final Hour". Mit den Synthieflächen sicherlich das atmosphärischste Lied von "Discovery", bei dem im Mittelteil auch Joel Sefors ein Moogsolo beisteuern darf und den Anspruch unterstreicht. Denn trotz der recht seichten Gangart und der hohen Eingängigkeit wurde ein paar instrumentale Schlenker eingebaut, welche für Langzeitwirkung sorgen.
Etwa die verspielten Keyboards in "Revelation", welches auch mit einem verhältnismäßig furiosen Soli aufwartet. Wo wir gerade bei den Gitarrensoli sind, muss auch das verträumte vom ruhigsten Titel "The One That Got Away" Erwähnung finden. Weit mehr als eine Pianoballade unterstreicht sie den dezenten britischen Touch. Somit gehört der zweite Longplayer zu den stärksten AOR-Veröffentlichungen des Jahres, auch wenn das überragende Debüt nicht getoppt werden kann. (Pfälzer)

 

 

Bewertung:

Pfaelzer7,5 7,5 / 10


Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 52:53 min
Label: RN Records
Veröffentlichungstermin: 15.05.2020

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden