Katatonia - City Burials

Katatonia 200

Nun ist KATATONIA eine Band, die schon so lange existiert und ich habe erst vor knapp eineinhalb Jahren von ihnen erfahren als ich meine Hose verschönern lassen wollte und ich mir deshalb einen KATATONIA Patch auf die Stelle nähen lies. Und da ich keine Patches oder Shirts von Bands trage, die ich nicht kenne, lernte ich sie durch das Album „The Fall Of Hearts“ (2016) kennen. Nun sind sie nach ihrer etwas längeren Pause mit ihrem neuen und elften Album „City Burials“ zurück und ich erhielt die Chance die Band etwas näher kennenzulernen.

 

"After the whole tour cycle was over, we decided to have a little bit of a break,” explains Renkse. “It was the first time we’d ever done that with Katatonia. We’d been doing the band for such a long time we thought we might all focus on something else for a while, to see if we still have the drive and the hunger to do Katatonia. As it turned out, we all missed it very much. It’s been a good thing, because it really showed us that Katatonia is a very crucial part of our lives and we need to move forward with it.” Durchaus verständlich, dass eine Band nach 30 Jahren eine Pause voneinander braucht, um neue Kraft zu schöpfen. Umso schöner, dass sie wieder zurück in der Szene sind. Ganz besonders an diesem Album ist, dass Jonas Renkse die meisten Texte und die Musik geschrieben hat, sodass das Album persönlicher ist als die Alben zuvor. Nicht nur das, es wurde auch in drei verschiedenen Studios aufgenommen. Unter anderem stammen die Gesangsaufnahmen in Jonas eigenem Studio. Es ist ein Werk, das für die Band einen Schritt nach vorne bedeutet und gleichzeitig mehr Wert verleiht, da die Band es allein produziert hat. Wie nun das Ergebnis des neuen Albums klingt, darauf gehe ich nun näher ein, unterstützt durch einige Zitate aus einem Interview über das neue Album, die ich durchaus interessant fand.

Der metallische Einstieg und zugleich fast längste Song des Albums beginnt mit „Hearts Set To Divide“. Es handelt von vielen verschiedenen Emotionen die man im Laufe seines Lebens erlebt und durchlebt. An die man sich eventuell erinnern möchte oder auch nicht, aber sie sind ein Teil von einem. Eine gute Mischung an Instrumentalarbeit und Text – er wirkt recht schwer, durch die metallischen Klänge. Also kein träumender und dahintragender Sound. Für mich eine Nummer, die man in der Art von ihnen kennt, aber noch nichts, dass mich sofort packt.

„Behind The Blood“ wurde ja bereits vorab veröffentlicht, aber es ist wirklich unschlagbar gut, um es hier nicht zu erwähnen! Um dem neuen Album etwas Abwechslung zu geben, gelingt es KATATONIA ihren alten Heavy Metal Wurzeln nachzugehen und ihren bekannten Stil nicht zu verlieren. Der Song ist textlich zutiefst verspielt mit Bildern und erlaubt der Fantasie freien Lauf."Such a long wait Before you would let me know Before you would bless me with your thunder" durch diese Worte kann ich mir vorstellen, dass er eine bestimmte Person meint, die ihm eigentlich nicht gut tun, er aber nicht widerstehen kann. Mir hat "Behind The Blood" so gut gefallen, dass ich gerne mehr in die Richtung hören würde. Maybe it’s a little bit unexpected for us to do that, but it’s something that we wanted to play around with a little bit,” Jonas grins. “We’re not the youngest guys anymore and we all grew up with heavy metal music. On the last tour we did, we played a Judas Priest cover every night, Night Comes Down, and it was so fun to do it, we thought that maybe we should have some ‘80s heavy metal stuff thrown into our music for the hell of it and see how it works out. I think it works really well. It’s something that we’ll probably enjoy doing live, that kind of riffing and the solos. It’ll be fun to take that to the stage.” Ich kann mir gut vorstellen, dass den Fans der Song live gut gefallen würde und gleichzeitig der Band Spaß am Spielen bereiten würde. Wenn ihnen die Richtung gefällt, dann sollte es jetzt erscheinen. 

„Lacquer“ wurde bereits auch veröffentlicht, aber wen wundert das? Mit elektronischen Elementen wurde der Song aufbereitet, sodass eine schöne eigene Note entstanden ist und eindeutig unverkennbar ist. Die Stimme wird durch technische Feinheiten bearbeitet, sodass diese das Highlight des Songs wird.

Und der nächste härtere Track „Rein“, der mich irgendwie ein wenig paralysiert. Die Drums des Schlagzeugs und der Bass der E-Gitarre erschüttern Mark und Bein und erzeugen einen progressiven Klang. Die abgestimmte Melodie in Kombination der Stimme lassen einen vollständig werden. Ab der Mitte kommt es zur Wendung - die paralysierende Passage der Gitarre schwächt ab und der ruhige Part beginnt, der mich an manche Lieder von ALCEST erinnert. Diesen Stimmungswechsel finde ich von den Tönen recht schwer zu beschreiben, daher mal in bildlicher Ebene: würde man den live spielen, würde man zu Beginn im Rhythmus mitwippen und sich von der Musik mitnehmen lassen, bis man dann doch nur noch paralysiert dasteht und die Musik auf sich wirken lässt.  

„The Winter Of Our Passing“ ist ein Mix aus elektronische Elemente mit einem klassischen KATATONIA Chorus. Das Keyboard und die leicht verzerrte Stimme ergeben hier mit der Lead-Gitarre den Sound an. Der Song handelt von Verzicht und dem Versuch die Dunkelheit zu steuern. Entsprechender mystischer und dunkler Sound schallt einem entgegen. Ein wenig, als wolle er mich mit sich in die Tiefen locken und mir seine Geschichte mitteilen.

Nach der ruhigen und doch sehr kitschigen Ballade „Vanishers“ erklingt das Gegenteil mit dem längsten Track des Albums „City Glaciers“. Zu Beginn der ersten Sekunden wirkt er durch die Lead-Gitarre schneller als manch andere Tracks. Dies bleibt bis auf einzelne Passagen auch so erhalten. Man merkt, dass die Texte persönlicher geworden sind, denn hier schwingen eigene Erfahrungen und Erinnerungen mit. So kann der Song jeder für sich interpretieren, aber den wirklichen Wert werden wir vermutlich nicht begreifen, denn er ist einzigartig. Trotzdem gibt er mir musikalisch einfach nichts Besonderes wieder, auch wenn es schön zum Anhören ist. Mir hätte hier ein Solo gefehlt, um ein Alleinstellungsmerkmal zu kreieren.

Gerade textlich gefällt mir der letzte Track „Untrodden“. Will you meet me there Underneath the pallid city lights In the rain of Summerland Over the ashes Our memories in open hands”.  Gerade die Frage “Will you meet me there? erklingt in dem Moment so zweifelnd, als könne man nicht sicher sein, dass es doch anders eintrifft. So viel zum Thema vergangen Lebenserinnerungen, die man teilweise allein für sich, aber auch mit anderen zusammen macht. Wer nach einem guten, längeren Gitarren Solo sucht, der ist hier richtig. Den Höhen und Tiefen kann man sich hingeben und mitziehen lassen. Ein wenig ins Grübeln geraten und mitfühlen und die ganze Stärke aufnehmen.Ich finde es so besonders, weil es so melodisch ist und kein „Metal“ in sich trägt. "But I’ll stay another year To see if things might change Remain where you are“. Der Schluss endet mit den letzten epischen tönen des Keyboards und man möchte gar nicht, dass es danach aufhört.

Nach 50 verzauberten Minuten, mitgenommen in eine andere Welt, teils mitgetragen von eignen Empfindungen, kommt man wieder zurück in die Realität. Viele abwechslungsreiche Songs und keiner war eine Minute zu lang. Die Songs wirken auf mich wie einzelne Lebensweisheiten und Geschichten, die mir vermittelt werden und mich mitragen. Eine völlig neue Richtung schlagen sie nicht ein. Sie bleiben sich selbst treu. Der Einschlag in die Heavy Metal Richtung war das Beste, was sie machen konnten, wodurch sie sicherlich vielen Fans ein Lächeln ins Gesicht gezaubert haben. Keine Scheu davor den alten Wurzeln nachzugehen, gerne würde ich mehr in diese Richtung hören. Und erst recht, wenn KATATONIA auch ihren Gefallen dran findet auf der Bühne loszulegen. Also an sich ein gutes, gelungenes Album, welches viel Abwechslung bietet und den Tracks auch eigene Noten bietet. Jedoch hätte mir hier und da ein Solo gefallen, um noch mehr Besonderheit zu erlangen. Und die Ballade "Vanishers" ist eben Geschmackssache. Mal abgesehen davon möchte ich an dieser Stelle dem Gitarristen  Roger Öjersson „gratulieren“. Dies ist sein erstes Album, auf dem er mitwirken konnte, seit dem er Mitglied der Band ist. Ob man ihn missen möchte?

We’re very excited to present this album to the world,” Jonas concludes. “I guess people from our generation are still waiting for great albums, they still have the attention span for it. But even with my own kids, it’s very different these days. They just listen to the same songs over and over again. The album as a concept is unknown to them. But you have to respect that as well. We can’t change that. But hopefully if people hear a song on this album and they like it, they might try a few more!” Morgen ist es soweit und ihr Album wird veröffentlicht. Ich bin mir sicher, dass die hartgesottennen Fans glücklich über das neue Album sind und es ihnen Kraft geben wird. Zudem spanende und wichtige Worte, die er ausspricht. Ich gebe ihm Recht. Heute hört man relative oft dieselben Songs. Die Themen wiederholen sich sehr oft und manchmal scheint es so, als wäre die Kreativität eingeschränkt. Aber irgendwann haben Künstler über das meiste geschriebene, was geht. Außerdem stimme ich zu, dass das Konzept eines Albums den Meisten nicht mehr bewusst ist. Der Aufbau von vielen Songs von heute, je nach Genre, ist dazu ausgelegt, dass man den Chorus besonders oft wiederholen lässt. Dies ist eben nicht der Fall bei KATATONIA und das macht sie für mich so besonders, weil sie sich von der Menge abheben. Also seine Hoffnung ist in Erfüllung gegangen, sie haben mich erreichen und begeistern können!(Sarah-Jane)


 

 

Bewertung:

sarahjane8,5 8,5 / 10


Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 48:33 min
Label: Peaceville Records
Veröffentlichungstermin: 24.04.2020

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