Quiet Riot - Hollywood Cowboys

quietriot hollywoodcowboysSeit vielen Jahren herrscht bei der Hair Metal-Legende mal das gepflegte Chaos. Waren die Jahre nach der Reunion von Line-Up-Wechseln und weiteren Zerwürfnissen geprägt, so dreht sich seit de Tod das Karussell auf der Sängerposition auf vollen Touren. Immerhin ist der Rest seit 2006 stabil und mit Frankie Banali sowie Chuck Wright zwei Musiker dabei, welche schon in den Achtzigern bei QUIET RIOT waren. Dazu gibt sich die Truppe produktiv wie seit der Hochphase nicht mehr. Doch die jüngsten Entwicklungen sind schon etwas grotesk, denn das hier vorliegende "Hollywood Cowboys" wurde im Frühjahr von James Durbin eingesungen. Der ist nun nicht mehr an Bord, stattdessen schwingt sein Vorgänger Jizzy Pearl wieder das Mikro.

Die Frage ist natürlich, ob es bei der Produktion schon Spannungen gab und ob die Truppe in der Konstellation noch motiviert war, als sie ins Studio ging. Was die Leistung des jüngst entlassenen Frontmannes angeht würde ich da leider beneinen, denn seine Leistung wirkt doch arg beliebig. Kaum einen Melodiebogen, den er so hinbekommt, dass er im Ohr hängen bleibt, da zündet einfach kein Refrain. Manches biegt fast mit alternativer Weinerlichkeit um die Ecke, also auch stilistisch weit von der Hymnenhaftigkeit vergangener Tage entfernt.
Ob man den Makel unbedingt dem mittlerweile gefeuerten Vokalisten anhaften sollte, sei mal dahin gestellt, denn bis auf wenige Ausnahmen war er nicht an den Kompositionen beteiligt, vieles kam von den Backgroundsängern. Dennoch muss man die teils quäckende Stimmlage im schweren und ziemlich modernen "Change Or Die" schon hinterfragen. Am stärksten ist der Mann, wenn er etwas Aggressivität in seinen Gesang legt, das war schon bei Kevin DuBrow so, der nun wirklich kein begnadeter Sänger war.

So kommt Durbin am besten im fordernden "Insanity" zur Geltung, wo krachende Riffs die Richtung vorgeben, da geht auch was in der Nackenmuskulatur. Doch Frankie Banali, der mittlerweile die künstlerische Führung übernommen hat, überzieht in dem Stück etwas, eine zu präsente DoubleBass im bluesigen Hard Rock war schon bei "Fast Road" von GREAT WHITE nicht passen. Überhaupt orientiert man sich wie beim Album mit Paul Shortino eher an denen oder frühen KINGDOM COME als an der eigenen Legende. Auch der tolle sleazige Swing in "Last Outcast" wird von Banalis Drumattacken zerballert, oft weiß man gar nicht, wo die Nummern hinwollen. Das macht schon der Opener "Don´t Call It Love" deutlich, bei dem Schlagzeug und Gitarren beide nach vorne wollen, aber das schleppende bluesige Tempo gar nicht dafür gemacht ist. Zudem wählte man zum Auftakt noch mit den schwächsten Refrain, damit schon der Einstieg erschwert wird.

An guten Songideen mangelt es eigentlich nicht, nur an der Umsetzung oder Positionierung. Ein paar coole Basslicks schaden in dem Genre ebensowenig wie gelegentliche "UhUh"-Chöre, das treibende "The Devil That You Know" ist allerdings das unpassende Vehikel dafür. Mit "Roll On" wagt man sich dann weit in den Blues vor, Chuck Wright zieht das Schema schön durch, Toningenieur Neil Citron steuert ein paar Tastentöne bei, doch am Ende bleiben nichts als sechs Minuten Langeweile. Da hilft auch nicht die Ausrede, der Rezensent sei von vielen guten Bluesreleases in letzter Zeit verwöhnt.
Ein paar Sachen können ansatzweise zünden, eben vor allem dann, wenn es auch ohne zu viel Druck von den Drums nach vorne geht, das riffrockige "Heartbreak City" bringt durch die ruhige Bridge zusätzliche Dynamik. Etwas schwerer rifft es in "Hellbender", teilweise meint man ein paar LED ZEPPELIN-Vibes zu hören, jedoch fällt der Chorus da ebenfalls ab. Ein paar melodischere Mainstream-Sachen hat man auch reingepackt, "Wild Horses" beispielsweise, oder auch das dezent angeblueste "Holding On". In letzterem könnte der Mastermind mit ein paar knalligen Arrangements gewinnen, doch ich weiß nicht was er da letzten Endes veranstaltet.

Zum nicht ganz ausgereiften, teilweise unfertig wirkenden Songwriting gesellt sich dann auch noch die Produktion der Herren Banali und Citron, welche "Hollywood Cowboys" den Rest gibt. Streckenweise klingt das völlig undifferenziert und schwammig, lässt jeden Druck oder Volumen vermissen, dabei schreit diese Spielart durchaus danach. Schlimmer ist noch, dass oft einzelne Leadinstrumente im Vordergrund stehen und dadurch komplett die Homogenität vermissen lassen. Sicher liefert Alex Grossi ein paar tolle Soli ab, doch die werden gar nicht richtig in die Songs eingebunden. Da wäre es besser, wenn die Rhythmusbegleitung ganz ausgesetzt hätte, wie es die Größen Page oder Emmett vorgemacht hatten. Die Idee in der optischen Gestaltung die Musiker als Filmcowboys darzustellen ist zwar gelungen, der Scheibe dennoch kein Hollywood-Happy End beschienen. (Pfälzer)

 
Bewertung:

Pfaelzer4,0 4 / 10


Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 45:02 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 08.11.2019

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