Son Of Fortune - Fullmáni

sonoffortune fullmaniBenjamin Petersen gehört zu jenen färöischen Künstlern, die es geschafft haben, ihre ganz eigene Handschrift zu entwickeln, so dass man sie sofort erkennt, wenn man sie irgendwo hört. So ist dies auch beim SON OF FORTUNE-Debüt „Fullmáni“. Wer schon das vor einigen Jahren erschienene Album „Ave“ von ihm, einfach unter seinem Namen BENJAMIN“ erschienen, kennt, der wird sofort merken, wer hier am Werk ist. Schon beim Opener „Verið Góð Við Mánan“ zeigt sich durch die typische Melancholie, dass dieses Stück nur von Benjamin Petersen stammen kann.

Hier taucht auch schon zum ersten Mal der Mond auf, der auf diesem Album eine zentrale Rolle spielt und dies auch schon bei der Entstehung des Albums getan hat. Texte findet man im beiliegenden Booklet zwar leider keine, dafür aber die Entstehungsgeschichte des Albums. In einer Vollmondnacht im Juli 2015 beschlossen Jan Rúni Poulsen und Benjamin Petersen in ihrem ehemaligen Proberaum in Fuglafjørður zu jammen. Die Ideen flossen nur so aus ihnen heraus und nach und nach entstand so das Album, das später den Namen „Fullmáni“ – Vollmond – bekommen sollte.

Schnell stieß Mikael Blak zum Duo. Diesen dürften die meisten wohl von seinem Engagement bei EIVØR kennen, auch wenn er gefühlt in jeder zweiten färöischen Band spielt. Nur einen Monat später, im August 2015, ebenfalls um Vollmond herum, wurde das Album dann im Studio eingespielt. Überzeugt von den selbstgeschaffenen Klanglandschaften sollten diesen entsprechende poetische Landschaften gegenübergestellt werden. Daher wurden die Texte nur teilweise von Benjamin Petersen selbst geschrieben. Für die meisten Stücke griff man auf Texte der beiden färöischen Dichter Petur Pólson und Jóanes Nielsen zurück. Bei einigen Songs wurden diese auch noch durch Benjamin ergänzt.

Klingt der Opener noch sehr nach „Ave“, so ändert sich das schon beim zweiten Stück „Gróðrarbotnur“. Beginnt der Song zunächst eher unspektakulär, entwickelt er sich schnell zu einem absoluten Ohrwurm. Ein schöner, ruhig rockender Song, bei dem man einfach nicht still sitzen kann. In eine ganz andere Richtung geht man mit „Fótafesti“, das sehr ruhig und getragen ist, fast schon doomig angehaucht und daneben auch noch ein paar Vibes der 70er bietet.

Und der Titelsong „Fullmáni“, der auch der längste Song des Albums ist, geht schon wieder in eine andere Richtung. Leicht experimentell gehalten, steht hier oft die Rhythmusfraktion im Vordergrund. Daneben gibt es aber auch die wunderschöne Melodie und über allem liegt Benjamins sanfter Gesang. Dass es sich hier um den experimentellsten Song des Albums handelt, merkt man spätestens gegen Ende, als diverse Schreie und Vogelrufe die Musiker ablösen und dem Song eine mystische Atmosphäre verleihen.

Im anschließenden „Angi“ zeigt die Band dann schon wieder ein ganz anderes Gesicht. Leicht bluesig und swingend entwickelt sich das Stück zu einem flott rockenden Song, der zu einem der besten auf dem Album gehört. „Vakna Trælur“ legt dann schon gleich hart los und wirkt durch den Sprechgesang noch sperriger. Unterbrochen wird das ganze immer wieder durch jazzige Gitarrenausflüge. Das klingt jetzt sehr chaotisch und das ist es auch. SON OF FORTUNE haben es jedoch geschafft, dass das Endergebnis dennoch harmonisch klingt.

Mit „Millum Himmal & Helviti“ hat man einen weiteren Song geschaffen, der ins Ohr geht. Zwar sind die Strophen etwas sperrig, aber der Refrain hat es in sich. Wer hier stillsitzen kann, dem ist auch nicht mehr zu helfen. Mit einigen schrägen Soundsamples und Sprechgesang beginnt auch „Hungur“ zunächst sperrig, entwickelt sich dann aber zu einem herrlich rockenden Stück. Den gelungenen Abschluss des Albums bildet dann „Sár“, bei dem zunächst auch wieder die Drums im Vordergrund stehen, bevor das Stück dann eine wunderbare, getragene Melodie bekommt, von der man einfach immer mehr will. Doch leider ist das Album damit auch schon zu Ende.

Und damit käme ich auch schon zum einzig wirklichen Kritikpunkt: Die Alben färöischer Künstler sind oft einfach zu kurz. Aber gut. Andere Länder, andere Sitten. „Fullmáni“ ist ein Album, das das ganze Können von SON OF FORTUNE aufzeigt, das in viele Richtungen zeigt und sich doch auf keine festlegt. Ich wurde auf die Band auf dem letztjährigen G!-Festival aufmerksam, habe mir gleich das Album gekauft und werde diese Band auf jeden Fall im Auge behalten. Denn am Ende spielen sie – wie so viele färöische Künstler – einfach nur wunderschöne Musik. (Anne)

Bewertung:

Anne8,0 8 / 10

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 37:40 min
Label: Tutl Records
Veröffentlichungstermin: 16.06.2017

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