Red Dragon Cartel - Patina

reddragoncartel patinaVor fast fünf Jahren gab Jake E. Lee nach langer Zeit mal wieder ein Lebenszeichen von sich. Seit dem letzten Album von BADLANDS 1998 erschienen lediglich zwei wenig beachtete Soloscheiben des früheren OZZY-Gitarristen, ansonsten war es ruhig um ihn. Mit RED DRAGON CARTEL hob er damals eine neue Combo aus der Taufe, die ihr selbstbetiteltes Debüt veröffentlichte. Doch bis auf ein paar Konzerte im Anschluss und einen, aufgrund technischer Probleme, unglücklichen Auftritt beim SwedenRock war wieder längere Zeit Funkstille. So wurden nur ein paar Besetzungswechsel gemeldet, umso überraschter war ich, als mit "Patina" ein zweites Werk angekündigt wurde.

Irgendwo hatte ich auch einen Wechsel auf der Sangesposition auf dem Schirm gehabt, der ist aber mit von der Partie, dafür ging mit Greg Chaisson sein alter Kumpel aus BADLANDS-Zeiten von Bord. Und der gute Darren James Smith durfte dieses Mal den kompletten Longplayer einsingen, nachdem auf dem Erstling viele Gastvokalisten vertreten waren. Man muss dem Mann zugestehen, dass er seine Sache live sehr gut gemacht hat, zumindest seine optische Performance war sehr cool. Doch hier vermag er nicht zu überzeugen, zu wenig bleibt von seinen Melodien hängen, die auch ausgefeilter hätten sein dürften, manchmal klingt das fast schon uninspiriert.

Auf knallige Akzente, wie sie einst der Blues-Hard Rock der Vorgängercombo brachte, muss man bei der stilistischen Aufstellung auch nicht unbedingt hoffen, die auf dem Erstling eingeschlagene Modernisierung wurde hier fortgesetzt. Wenn überhaupt etwas an die weitere Vergangenheit von Lee erinnert, dann am ehesten "Crooked Man" mit seinen interessanten Drumshuffles, doch spätestens im Refrain macht sich eine neugewonnene Vorliebe für ALICE IN CHAINS bemerkbar. Hier allerdings ohne die mehrstimmigen Harmonien, doch von der Melodieführung oft sehr ähnlich, was in vielen Stücken von "Patina" nachzuhören ist.

Wobei der Titel irgendwie Programm scheint, denn dieser Stil hat deutlich Patina angesetzt, noch mehr als das, wofür der Name des Gitarristen einst stand. Vor allem die Verbeugung vor LED ZEPPELIN ist kaum nennenswert vorhanden, höchstens in ein paar Soli blitzt sie noch auf. Warum Musiker aus den Achtzigern heute noch diesen Weg einschlagen weiß ich nicht, vor zwanzig Jahren hätte das durchaus Sinn gemacht, mit der Marschroute nach dem Tod von Ray Gillen weiterzumachen, anstatt "Dusk" posthum rauszuhauen. LITA FORD erlitt vor zehn Jahren mit ihrer Neunziger-Anbiederung schon Schiffbruch und RED DRAGON CARTEL ergeht es nicht viel besser.

Ein paar bluesige Einsprengsel findet man hier und da, doch gerade das balladeske "A Painted Heart" wirkt noch dröger als die Grungehymne "Black Hole Sun". Ein paar psychedelische Versuche funktionieren in "Chasing Ghosts" mit seinem coolen Basslauf ganz gut, hier kann man mit etwas Atmosphäre punkten, doch "A Beautiful Mess" fährt diese Herangehensweise gegen die Wand. Richtig flott geht es nur beim Opener "Speedbag" und "Bitter" zu, wobei man bei letzterem noch dezent an OZZY OSBOURNE erinnert wird. Der Eröffnungstrack hingegen stolpert so ruppig daher, dass man wirklich Mühe hat, dem zu folgen, zumal alles noch mit Effekten vollgeladen wurde.

Dennoch muss man attestieren, dass es nicht unbedingt die stilistische Direktive ist, die einem hier sauer aufstößt, sondern die Umsetzung, besagte Seattle-Heroen haben ja jüngst gezeigt, dass die Mischung mit Classic Rock gut funktionieren kann. Der gute Jake weiß auch auf seiner Axt zu brillieren, gerade im Blues-Swing des stärksten Tunes "Havana" scheint viel Spielfreude durch. Solistisch lässt er ebenso nichts anbrennen und zeigt, dass das Feuer noch in ihm lodert.
Mit Phil Varone (SAIGON KICK, SKID ROW) hat man zudem einen renommierten Drummer verpflichtet, der ein paar tolle Ideen beisteuert, etwa die sphärischen Patterns in "The Luxury Of Breathing". Doch mit orientalischen Klängen und Mundharmonika überfrachtet man das Lied ungemein. Das Manko, welches sich bereits bei "Voodoo Highway" abzeichnete, macht sich hier erheblich bemerkbar, die Musiker schaffen es nicht, die guten Ansätze zu schlüssigen Songs zusammen zu fügen. (Pfälzer)


Bewertung:

Pfaelzer3,5 3,5 / 10


Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 50:58 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 09.11.2018

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