Rival Sons - Feral Roots

rival sons feral rootsEndlich, die neue RIVAL SONS. Kaum einen Release warte ich gespannter ab, und die Vorfreude kannte mit der Veröffentlichung der ersten Snippets schon keine Grenzen mehr. “Feral Roots”, zu deutsch “Wilde Wurzeln”, einen besseren Titel hätten die Kalifornier nicht wählen können.

Denn wie es der Titel bereits vermuten lässt, bieten die RIVAL SONS die volle Bandbreite. In ihrem ureigenen Sound zelebrieren sie mit elf Stücken alles, was die Band bisher ausgemacht hat und lassen ganz nebenbei noch Neues mit einfließen. Wenn man Rockmusik als Kunst bezeichnen möchte, dann kann man hier getrost den “Kunst”-Stempel rausholen und auf das tolle Artwork drücken. Ich bin selbst keiner, der Menschen oder Alben oder Künstler durch eine Etikette wie “Das ist Kunst” über andere stellt, aber bei den RIVAL SONS trifft “Kunst” den Nagel ziemlich auf den Kopf. Ihre Musik ist modern und dennoch klassisch, ziemlich abgefahren und noch dazu sehr abwechslungsreich. Zuletzt gab es etwas Derartiges, soweit ich das sehen kann, nur bei LED ZEPPELIN, wobei diese lange von den Kritikern nicht in der Form gefeiert und respektiert wurden wie diese Band.

Doch das nur als kurze Einleitung, letzten Endes machen die RIVAL SONS Rockmusik, und das verdammt gut. Auch auf “Feral Roots” stellen die Jungs das einmal mehr unter Beweis. Der starke vorab veröffentlichte Opener “Do Your Worst” ist ein straighter Rock-Song, der den Zuhörer mit den ersten Tönen abholt. Der Stil passt zu früheren Großtaten wie “Keep On Swinging”, und Scott Holiday wird es damit ganz sicher schaffen, die Frauen im Publikum zum Tanzen zu animieren. Nach diesem Opener würde man eigentlich erwarten, es ginge ähnlich weiter, stattdessen ist “Sugar On The Bone” aber völlig anders. Hier zeigt sich der erste große Pluspunkt von “Feral Roots” - Abwechslung. Mit einem teils hypnotischen Rhythmus und schönen Tempowechseln inklusive Cowbell (Anm. d. Red.: Hell yeah!) stampfen die RIVAL SONS durch diese großartige Nummer. Live werden die Fans bei dem Song sicherlich ordentlich mitstampfen.

Ebenfalls vorab, mit Schlagzeuge-RambaZamba als Intro, wurde “Back In The Woods” veröffentlicht. All diejenigen, die “Do Your Worst” mit “Pfft, langweilig und straight forward” abgewunken haben, konnten hier zurückrudern. Denn die RIVAL SONS fahren kein Standard-Programm. Mit Soul-Einflüssen und Backgroundsängerinnen kommt “Back In The Woods” nicht nur aufgrund des genialen Drum-Intros erfrischend anders daher. Erfrischend anders wird es auch mit dem mystischen Mid-Tempo Rocker “Look Away”, nach einem großartigen Instrumental-Teil werden teils düstere und etwas ruhigere Töne angeschlagen. Man muss eben nicht immer brüllen, um gehört zu werden. Besonders auffällig sind hier die teils ausschweifenden und genialen Kompositionen. Scott Holiday, Dave Beste und Mike Miley arbeiten mittlerweile auf einer ganz anderen Ebene miteinander, Wahnsinn. Nicht zu vergessen sind auch die dezent und großartig gesetzten Keyboardakzente, die zu keinem Zeitpunkt zu aufdringlich sind.

Mit “Feral Roots” wird es akustisch, eine großartige Ballade, inklusive dramatischen Aufbau. So klingt richtige Rockmusik; was LED ZEPPELIN auf ihrem dritten Album vorgemacht haben, bringen die RIVAL SONS hier in ihrem Stil zurück. “Too Bad” schließt wieder etwas mehr zu “Do Your Worst” auf, von einem Riff getragen spielt die Band mit vielen Pausen, und Jay Buchanan gibt alles im Refrain, schöne Nummer, erneut mit Backgroundgesang. Mit “Stood By Me” wird es schön bluesig, denn auch das können die Jungs. Hier wird einmal mehr deutlich, wie viel Potenzial in ihrer Musik steckt. Die verstärkten Backgroundsängerinnen lassen hier sogar regelrecht den Soul aufleben.

Nach derartigen Experimenten wird mit “Imperial Joy” wieder mehr auf tanzfähigen Classicrock gesetzt. Dennoch lassen die Sängerinnen hier und da wieder den Soul aufleben, was sich allerdings großartig mit der Musik und dem Stil der RIVAL SONS verbindet. Ruhiger wird es erneut mit der Ballade “All Directions”, eine Nummer, die zum Nachdenken anregt. Auch wenn ich sonst kein Fan von Flöten bin, hier passen sie super. Jay Buchanan zeigt bei diesem Stück einmal mehr, was für ein Sänger in ihm steckt- Gänsehaut pur. Auch die Dynamik des Songs ist nicht zu übertreffen, wenn der Song unerwartet explodiert.

Das Intro von “End Of Forever” lässt zunächst eine experimentelle Nummer vermuten, doch dann folgt die Überraschung, straighter Rock in bester RIVAL SONS Tradition. Eine große Nummer kurz vor Schluss, die sehr viel Epik mit sich bringt. Die erwähnten Soul-Einflüsse entladen sich final in “Shooting Stars”, womit die Band das Album definitiv mit einem Soul-Song beendet. Auch wenn ich nicht der größte Soul-Fan jenseits von Ray Charles bin, ist das ein großartiger Abschluss. Wahnsinn.

Bisher hat mich noch kein Album der RIVAL SONS enttäuscht, wenig überraschend, dass dies auch auf “Feral Roots” zutrifft. Die RIVAL SONS entwickeln ihren Stil und Sound stetig weiter. Genau so soll das sein, ich kann mir kaum vorstellen, wo die Reise dieser großartigen Band noch hinführen wird. Eines ist jedenfalls sicher, es ist und bleibt weiterhin verdammt spannend! (Pascal)


Bewertung:

Pascal9,5 9,5 / 10


Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 47:04 min
Label: Atlantic Records / Warner Music
Veröffentlichungstermin: 25.01.2019

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