Lord Vigo - Six Must Die

lordvigo sixmustdieNormalerweise bekommt man es ja recht zeitig mit, wenn in der lokalen Szene (zu der ich Rheinland-Pfalz, zumindest die „grenznahen“ Regionen, jetzt einfach mal dazu rechne). Dennoch haben es LORD VIGO geschafft, lange Zeit unter meinem Radar zu existieren. Und irgendwie habe ich es sogar geschafft, bis zum letztjährigen Dong die Band live regelmäßig zu verpassen. Aber was ich dort sah – und hörte – gefiel mir und dann ist es ja nur selbstverständlich, dass ich mich nun auch endlich mal auf Platte ausführlich mit der Band beschäftige.

Das zweite Album des Fünfers behandelt thematisch den Film „The Fog“. Für den geneigten Metalfan ist das jetzt nicht unbedingt was neues, haben sich damit ja unter anderem THE VISION BLEAK schon vor Jahren beschäftigt. Nun also ein komplettes Konzeptalbum. Also ran an den Speck. Das Intro „Elizabeth Dane“ haut schon mal gleich ordentlich auf den Putz, bevor es mit „Doom Shall Rise“ richtig zur Sache geht. Ich gebe zu, an den von der NWOBHM mehr als nur angehauchten Sound musste ich mich erst mal gewöhnen. Und jetzt aufpassen, dass ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehne, nachdem ich mir so manche Diskussion über den Sound der neuen MEMORIAM geliefert habe, aber – hier passt es einfach. (und ist außerdem viel, viel, VIEL dynamischer als der von MEMORIAM, so).

Zu „Doom Shall Rise“ hat man auch ein nettes Video gedreht, in dem man statt einer kalifornischen Bucht den Pfälzer Wald bewundern kann, aber der ist ja auch schön. Und neblig (habt ihr euch die Sequenzen mit den Walddurchfahrten eigentlich beim Hardrockhasen Harald abgekuckt? Wollte ich die ganze Zeit schon fragen.). Grundsätzlich ein wirklich cooler Song, dessen Instrumentalpassagen manchmal ein wenig dahinplätschern, aber spätestens wenn der Gesang von Vinz Clortho einsetzt, wird der Song richtig interessant.

Noch besser wird es meiner Meinung nach bei „I Am The Prophecy“, der vom ersten Moment an ins Ohr geht. Ob es daran liegt, dass das Intro doch ziemlich nach ICED EARTHs „The Hunter“ klingt? Sicher nicht nur deshalb. Die leichte Gruselnote steht dem Song sehr gut und auch das abwechslungsreiche Drumming kann hier überzeugen. Gegen Ende wird das Stück dann etwas hektisch und fast schon progressiv. Aber cool. Ich mag es.

„Thul-Rar“ und „Thal-Mun-Rar“ begeistern vor allem durch die düstere Stimmung, die sie transportieren, unterstützt von Chören und Soundsamples wie Glockenklängen findet man sich in einer ganz eigenen Soundwelt wieder. Eine ganz andere Hausnummer ist dann wieder „Evil In Disguise“, das schon gut anfängt, sich über schöne Melodiebögen an einen Ohrwurmrefrain heranarbeitet, sich immer weiter steigert und dann dramatisch endet. Und somit auch einer meiner Favoriten auf dem Album ist.

Es folgt der epische Titelsong „Six Must Die“, der jedoch leider nicht über die vollen 13 Minuten Spielzeit die Spannung halten kann, auch wenn er eigentlich richtig gut ist. Hier zeigen Lord Vigo, dass sie ihren eigenen Stil gefunden haben, dass man aber auch durchaus mal genrefremde Elemente stimmungsvoll einbauen kann. Sänger Vinz Clortho kann hier zeigen, dass er auch fast schon sanft singen kann. Verwendung findet hier auch das „The Fog“-Theme von John Carpenter, aber auch das haben THE VISION BLEAK ja schon vorgemacht. Alles in allem ist mir der Song aber einen Ticken zu aufgebläht, hier wäre an der ein oder anderen Stelle weniger mehr gewesen.

Das ruhige Outro „21. April 1880“ beschließt mit Meeresrauschen, Glockenklängen und schönen Gitarrenläufen dieses Konzeptalbum und bietet damit einen gelungenen Abschluss. Damit ist „Six Must Die“ ein noch besseres Album geworden als ich erwartet hatte, auch wenn zumindest ich persönlich den Sound zunächst gewöhnungsbedürftig fand. Aber nach mehrfachem Hören wäre jeder andere Sound einfach unpassend. Wer auf epischen Doom, verfeinert mit einem guten Schuss NWOBHM steht, der sollte LORD VIGO auf jeden Fall einmal antesten. (Anne)


Bewertung:

Anne8,0 8 / 10

Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 45:13 min
Label: No Remorse Records
Veröffentlichungstermin: 25.05.2018

Kategorie: CD-Reviews