auri auriWenn irgendwo Tuomas Holopainen draufsteht, bin ich in der Regel ja Feuer und Flamme. Andererseits hat er dieses Album gemeinsam mit seiner Frau aufgenommen und so Ehepaardinger werden meistens irgendwie seltsam. Wiederum andererseits ist aber auch Troy Donockley von NIGHTWISH mit an Bord, es verspricht also sehr folkig zu werden und das kann ja wieder gut sein. Und völlig andererseits versuche ich, bei Tuomas Holopainen keine Erwartungen zu haben. Schon bei seinem Soloalbum hatte ich keine Idee, was da auf mich zukommen würde. Und ich liebe es nach wie vor. Und schon dort hat Johanna Kurkela ja mitgewirkt und das Ergebnis ist perfekt. Also mal sehen, ob eine weitere positive Überraschung gelingt.

Mit „The Space Between“ bietet das Album jedenfalls einen verdammt starken Einstieg. Sofort wird klar, in welche Richtung es hier geht. Mit NIGHTWISH hat das hier nur am Rande zu tun. Gemeinsam ist allerdings der Folkanteil, der bei AURI jedoch stärker ausgeprägt ist. Außerdem tendiert man stark Richtung Pop, dem Genre, in dem Johanna Kurkela ja ursprünglich beheimatet ist. Man scheut nicht davor zurück, Elektropopelemente zu verwenden, die sich perfekt in die Songstruktur einfügen. Auch Johannas nahezu kindlich-naiv gefärbte Stimme passt hier. Normalerweise mag ich solche Frauenstimmen ja gar nicht; wenn ich irgendwo unverhoffter Weise Annett Louisan höre, fängt mein Körper an zu krampfen. Zu „The Life And Times Of Scrooge“ passte Johannas Stimme aber sehr gut. Genau wie hier.

Allerdings zeigt sie im Laufe des Albums auch, wie wandelbar ihre Stimme ist und dass sie eine viel bessere Sängerin ist, als es zunächst den Anschein hat. Egal ob sanft dahingehaucht oder kräftig wie in „Aphrodite Rising“ oder „See“, wo sie stellenweise an die färöische Sängerin Eivør Pálsdóttir erinnert. Egal ob begleitet oder a capella – sie macht immer eine gute Figur. Und selbst wenn ihre Stimme nur als weiteres Instrument dient, wie z.B. in „Skeleton Tree“ oder „The Name Of The Wind“, passt sie sich perfekt dem Song an.

Dass ihre Stimme im Mittelpunkt steht, das hört man immer wieder. Oft sind die Songs nur sanft und dezent instrumentiert, wie z.B. bei „I Hope Your World Is Kind“. Musikalisch kann man die Band wohl am ehesten mit den Deutschen FAUN vergleichen. Auch diese mischen Folk und Elektrosounds in perfekter Harmonie. Gleichzeitig scheinen aber – natürlich – auch immer wieder die Holopainen-Projekte NIGHTWISH und „The Life And Times Of Scrooge“ durch. Dabei steht der Folk aber immer im Vordergrund.

Und mit „Desert Flower“ gibt es ein wunderschönes, nahezu dahingehauchtes Duett zwischen Johanna und Troy, das nur von sanfter, akustischer Instrumentierung begleitet wird. Das kann man kitschig finden – oder auch einfach nur schön. Dabei ist die Band offen für vieles. So findet man in „See“ zahlreiche orientalisch angehauchte Melodien und Tonfolgen.

Aber man kann nicht nur lieblich. „Savant“ beginnt zwar auch eher leise und ruhig, entwickelt sich dann jedoch zu einem richtig düsteren Song, der mit Spoken Words endet. Streicher leiten dann das ebenso düstere „Underthing Solstice“, den längsten Song der Platte, ein. Dieses Stück wirkt schon beinahe wie ein Kirchenlied. Und das nicht nur aufgrund der Orgel und der Chöre, die hier zum Einsatz kommen. Wie ein Licht in der Dunkelheit scheint hier Johanna Kurkelas sanfte Stimme hell über der düsteren Instrumentierung. Ein Stück voller Gegensätze und gerade deshalb wahnsinnig schön.

Und ehrlich gesagt wäre das das perfekte Ende für die Platte gewesen. Das geradezu fröhliche „Them Thar Chanterelles“ wirkt da fast schon wie eine fehlplatzierte Zugabe. Andererseits wird es hier nochmal sehr folkig und man kehrt damit zum Anfang des Albums zurück. „Auri“ ist ein Album, das sicher nicht jeder NIGHTWISH-Fan lieben wird, dafür ist der Folk- und Popanteil doch deutlich höher und der Bombast deutlich geringer als bei der Hauptband von Tuomas Holopainen und Troy Donockley. Aber gerade das macht auch den Reiz dieses Albums aus. (Anne)

Bewertung:

Anne8,0 8 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 56:00 min
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin: 23.03.2018

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