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memoriam thesilentvigilAls sich MEMORIAM aus den beiden Bands BENEDICTION und BOLT THROWER formierten, da ist wohl so mancher Fan des klassischen britischen Death Metals vor Freude im Dreieck gesprungen. Versprach diese Konstellation alleine doch schon höchste Qualität. Die flugs hinterher geschobene Demo „The Hellfire Demos“ enttäuschte die Erwartungen nicht. Was dröhnte da für ein Brett aus den Boxen! Dagegen fiel – meiner Meinung nach – das Debüt „For The Fallen“ ein klein wenig ab – war aber immer noch ein richtig geiles Death Metal-Album.

2017 habe ich die Band auf dem Dong Open Air gesehen. Und obwohl dieser reinrassige britische Death ja eigentlich nicht so meine Baustelle ist, hat mich die Band an diesem Abend echt weggeblasen. Gut, das mag man vielleicht in der allgemeinen Festivaleuphorie etwas überbewerten – aber all die anderen können sich ja nicht auch irren. An jenem Abend hat sich mir insbesondere „Nothing Remains“ ins Hirn gefressen, das Sänger Karl Willets über seine an Demenz leidende Mutter geschrieben hat. Doch dieser Song würde erst auf dem neuen Album „The Silent Vigil“ erscheinen.

Monate habe ich darauf gewartet, den Song endlich in Studioqualität auf Youtube zu entdecken. Aber es gab nur Liveaufnahmen mit miesem Sound. Doch dann, endlich! Ausgerechnet „Nothing Remains“ wurde vorab veröffentlicht. Voller Freude klickte ich auf das Youtube-Video. Endlich „Nothing Remains“ in Studioqualität! Und es klingt – sterbenslangweilig. Haben mich meine Erinnerungen so getäuscht? Hab‘ ich vielleicht was an den Ohren? Naja. Was soll’s. Ich hab‘ mir dann doch das komplette Album angehört. Und es ist – sterbenslangweilig.

Leute! Was habt ihr gemacht? MEMORIAM 2018 klingen wie BOLT THROWER mit eingeschlafenen Füßen. Und der Produzent ist gleich ganz eingeschlafen. Was ist das denn für ein Sound? Wollt ihr das so? Hat das noch keiner gemerkt? Legt die Plattenfirma da kein Veto ein? Der Sound von „The Silent Vigil“ ist so dermaßen altbacken, statisch und stumpf, das man es nicht recht glauben mag. Ich habe mir das Album jetzt über verschiedene Anlagen angehört, aber überall der gleiche flache Sound. Es klingt, als hätte man sich Watte in die Ohren gestopft. Die Drums dümpeln irgendwo im Hintergrund rum, und der Gesang von Karl Willets reißt einen jetzt auch nicht gerade zu Begeisterungsstürmen hin. Die Gitarren dagegen übertönen alles. Ist das der Sound des Jahres 2018?

Ich zweifele langsam an meiner Erinnerung. Also nochmal die Demo angehört. Was für ein Brett! Was für ein Sound! Nochmal „For The Fallen“ angehört. Der Sound ist schon etwas stumpfer als auf der Demo, aber grundsätzlich immer noch geil. Der Sound von „The Silent Vigil“ ist unterirdisch. Den Songs fehlt jede Dynamik, das Album anzuhören macht überhaupt keinen Spaß. Auch sind die Stücke selbst ruhiger und – ja – langweiliger als auf dem ersten Album. Geradezu uninspiriert. Nicht einen einzigen Lichtblick kann ich hier entdecken. Es gibt einige gute Ideen und Ansätze, aber die gehen im Einheitsbrei des Albums unter, dem man irgendwann überhaupt keine Aufmerksamkeit mehr widmet, weil es einen schlicht anödet.

Die Band schafft es überhaupt nicht, die Liveenergie einzufangen und auf Platte zu bannen, so wie sie es auf der Demo vermocht hat. Vielleicht hätte man sich auch einfach mehr Zeit lassen sollen und nicht innerhalb von zwei Jahren eine Demo und zwei Alben rausballern sollen. „The Silent Vigil“ jedenfalls ist eine Enttäuschung und ein Album, das bei mir sicher nicht mehr laufen wird. Außer vielleicht, um anderen zu zeigen, wie scheiße Death Metal klingen kann. Ich bleib‘ dann lieber bei „For The Fallen“ und „The Hellfire Demos“. Oder vielleicht gibt es ja irgendwann mal eine remasterte Version des Albums. Dann können wir nochmal drüber reden. (Anne)

Bewertung:

Anne4,5 4,5 / 10

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 49:27 min
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin: 23.03.2018

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death death  
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