Joe Lynn Turner - Second Hand Life Das goldene Musiker-Jubiläum hat Joe Lynn Turner mittlerweile auch eingefahren: Schon auf über 50 Alben ist der ehemalige RAINBOW und DEEP PURPLE-Sänger zu hören gewesen. Neben diversen Solowerken veredelte der kleine Mann (der erst kürzlich wieder unter die Top 10 der Rocksänger gevotet wurde) Scheiben von BRAZEN ABBOTT oder erntete erst im vergangenen Jahr für das aktuelle Projekt mit Jim Peterik namens SUNSTORM positive Reaktionen.
2007 beehrt uns Mr Turner aber wieder mit einem Solowerk – und erfreut sich hier auch wieder namhafter Unterstützung in Form von Gitarrist Karl Cochran (ACE FREHLEY) oder Drummer Michael Cartellone (LYNYRD SKYNYRD), der im übrigen auch das letzte ACCEPT-Studiowerk eingetrommelt hat. Offenbar hat sich Mr Turner bei SUNSTORM ein wenig zu viel inspirieren lassen und einen deutlichen Teil der Power eingebüßt, mit der „The Usual Suspects“ noch auftrumpfen konnte.
Der Opener „Love Is Life“ kommt zwar noch ganz zügig daher und kann sich mit frühen JOURNEY messen, danach kommt „Got Me Where You Want Me“ aber schon deutlich gebremst und drucklos daher. Der Titeltrack „Second Hand Life“ wartet mit einem netten Riff und gelungenen Vocals auf und kann im Mittelteil überzeugen, ist allerdings im Refrain mit etwas viel Weichspüler versehen. Und da offenbar vom Weichspüler noch reichlich übrig war, hat man den direkt danach auch bei dem unsäglich schmalzigen, Michael Bolton-verdächtigen „In Your Eyes“ nochmal in rauen Mengen ausgeschüttet.

Das erste Mal richtig überzeugen kann „Second Hand Life“ mit „Blood Red Sky“, das zunächst mit einem Gitarrenintro loslegt, das stark an ein Live-Solo von Richie Blackmore zu RAINBOW-Zeiten erinnert. Der danach einsetzende treibende Rhythmus und eine starke Leistung von Herrn Turner machen die Nummer zu einem kleinen Höhepunkt.
Apropos Blackmore – dass die Herren Turner und Blackmore offenbar noch Kontakte pflegen, sieht man daran, dass der nächste Track „Stroke Of Midnight“ in Zusammenarbeit entstanden ist. Auch Jim Peterik und der alte DEEP PURPLE/RAINBOW-Weggefährte Roger Glover haben hier ihre Finger im Spiel. Viele Köche verderben den Brei? Mitnichten. Allerdings hat man hier ausgiebig bei eigenen altgedienten Songs geklaut, was aber zumindest dafür sorgt, dass hier ein 80er-Jahre-Rocker in modernem Gewand Punkte sammeln kann.
Ebenso modern wie dreckig gibt sich „Over The Top“ und rockt straight vor sich hin. Stimmliche Vielseitigkeit muss man „JLT“ ja immer noch bescheinigen.

Nach den drei knackigen Titeln ist dann aber wieder der Tritt aufs Bremspedal angesagt, so dass „Cruel“ zwar mit seinen interessanten Arrangements und einer erneut sehr guten Performance des Sängers punktet, das ein oder andere Quentchen Power aber durchaus noch hätte vertragen können. Genau in derselben Manier ist „Sweet Obsession“ angelegt – die Nummer erinnert nicht nur vom Titel her an BONFIRE.

Mit „Love Is On Our Side“ platziert man dann nochmal eine unnötige, weil absolute Schmalznummer, bevor mit „Two Lights“ der Bonus Track zumindest in die Regionen des Openers vorstoßen kann.

Bei aller Liebe – Herr Turner, da ist man Besseres von Ihnen gewohnt.
Melodic Rock und Balladen sind eine Sache, aber so viel Schmalz hätte es hier nicht gebraucht. Gute Ansätze sind nur da vorhanden, wenn tief in die eigene Historie zurückgegriffen wird. Soll das wirklich der Joe Lynn Turner sein, der vor zwei Jahren mit „The Usual Suspects“ so überzeugt hat? Beim nächsten Versuch bitte wieder mehr Dampf auf die Gitarren und Kraft in die Stimme geben…

Note: 5,5 / 10

Anspieltipps: „Love Is Life“, „Blood Red Sky“, „Stroke Of Midnight“

VÖ: 20.04.2007

Spielzeit: 50:04 min
Titel: 11
Label: Frontiers Records

(Naglagor)
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