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bonfire templeofliesMan kann ja von Hans Ziller halten, was man will, sicher ist er ein nicht unumstrittener Zeitgenosse, doch die von ihm gegründete Band hat er stets im Griff. Nicht wenige sahen nach dem Ausstieg von Claus Lessmann das Ende von BONFIRE gekommen, doch irgendwie hat er die alte Lokomotive wieder flott bekommen. Als Symbol dafür dampft jetzt eine Eisenbahn im Bandlogo über die Schienen. Auch wenn an  der Sängerposition weiter Unstimmigkeiten herrschten, so brachten die neuen Leute frischen Wind hinein, welche die angestaubte Patina von so Werken wie "The Räuber" wegwehten. Mit David Reece überraschte man auf "Glörious", für "Byte The Bullet" hat man Alexx Stahl verpflichtet, der zuvor live überzeugen konnte. Wurde erstgenanntes Album beim kleinen Label Borila Rekords veröffentlicht, so erschien der Nachfolger bei UDR, einem Auffangbecken für altgediente Acts, nun hat man mit AFM einen der größten Partner hierzulande an Land gezogen. Damit will man den Erfolg der letzten Scheibe toppen, als man in den Charts endlich wieder punkten konnte. Hat "Temple Of Lies" nach gerade einem Jahr das Zeug dazu?

Herrschten auf dem Vorläufer eher Keyboards und rockige Klänge vor, so geht man hier nach dem etwas übertheatralischen Intro "In The Beginning" mit dem Titeltrack in die Vollen. Von den Riffstrukturen her geht die schnelle Nummer in die Richtung von JUDAS PRIEST, Alexx Stahl beweist, dass ihm das NWOBHM-Genre nicht ganz fremd ist. In der Strophe überdreht er aber ein bisschen, verharrt zu sehr im Falsett, so das man sich fragen muss, ob man nicht aus Versehen ein Scheibe der Landsleute AXXIS eingelegt hat. Der weite, hymnische Chorus ist dann eindeutig als aus der Feder der Ingolstädter zu identifizieren, der sphärische Mittelpart dann eher wieder als die britische Legende in den Achtzigern.
In dem Jahrzehnt fühlt sich die Truppe am wohlsten und deswegen sieht sie auch keinen Grund, sich allzu weit davon zu entfernen. So richtig heftig wird es auch nur noch bei "Stand Or Fall", bei der die Nähe zu den Vorbildern, welche sie in ihren Glanzzeiten mit auf Tour nahmen, erneut durchscheint. Doch hier können sich BONFIRE mehr freischwimmen, die Chöre und die knalligen Arrangements, die sie bereits in der Strophe präsentieren, kicken sofort und lassen die Faust nach oben schnellen. Mit Gangshouts im Refrain und ein paar feinen DoubleBass-Attacken kann der Song weitere Akzente setzen.

In die gänzlich andere Richtung geht aber bereits der zweite Titel, die Keyboardfanafaren geben direkt zu Beginn die Richtung vor, die Gitarren beschränken sich eher auf simple Riffs, die Melodien stehen im Vordergrund. So gerät der Chorus von "On The Wings Of An Angel" denn auch zur Gratwanderung hin zum Kitsch, aber die Süffigkeit kann man ebenso absprechen wie die Klasse des Solos, wie man sie öfter auf der Scheibe wiederfindet. In der selben Schiene läuft "Feed The Fire (Like The Bonfire)", nur etwas gesetzter, einen derartigen weiten Refrain fand man auch auf dem Vorgänger des öfteren. Im Soloteil überraschen Ziller & Co. etwas, denn einen Teil davon übernimmt der Synthesizer, später auch noch einmal in "I Help You Hate Me". Und weil sie sich etwas trauen, gibt es in dem Lied auch noch einen satten Reggae-Touch.

Das hört sich jetzt erstmal ein bisschen wunderlich an, doch BONFIRE schaffen es, alles stimmig ins Songwriting zu integrieren, weswegen alle Stücke unglaublich gut reinlaufen. Klar trägt man die Fondantglasur auch mal zu dick auf, wie etwa bei "Fly Away", aber wenn man dann am Ende so eine Hair Metalhymne wie "Crazy Over You" aus dem Hut zaubert, dann ist das mehr als wett gemacht, das schreit sowas von nach Stadion. Die etwas direktere Produktion macht das Ausreizen der Gegenpole noch deutlicher, "Byte The Bullet" fiel voluminöser aus. An die Klasse von"Lonely Nights" kommt "Comin´ Home", die einzige Ballade von "Temple Of Lies" nicht heran, doch so ein Hammer gelingt auch nicht jedesmal. Hier gilt das selbe wie vor einem Jahr, an Kritikpunkten mangelt es keineswegs, doch wer nicht in der Lage ist, diese zu ignorieren, der bringt sich um den Riesenspaß den man mit der Scheibe haben kann. (Pfälzer)


Bewertung:

Pfaelzer style=7,5 7,5 / 10


Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 43:48 min
Label: AFM Records
Veröffentlichungstermin: 13.04.2018

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