Michael Schenker Fest - Resurrection

msg resurrectionAuch wenn das MSG-Logo auf der Tafel prangt, hat das ewige Wunderkind des deutschen Hard Rock erneut ein neues Bandvehikel am Start. Eigentlich war die Truppe aus Ehemaligen nur für diverse Konzertaktivitäten rekrutiert worden, doch seine wieder gestiegene Popularität ließ den Saitenhexer umdenken und das MICHAEL SCHENKER FEST im Studio weiterfeiern. Neben der legendären Rhythmuscrew von Alex Harvey sind neben dem aktuellen Sänger Doogie White auch die drei original Frontmänner der Achtziger dabei. Sogar sein treuester Sidekick Wayne Findlay ist nicht mit von der Partie und wird von Steve Mann ersetzt, der bereits in der McAuley-Ära zwischen Tasten und Rhythmusklampfe wechselte. Nun ist das Experiment mit verschiedenen Sängern auf Konserve 2006 mit "Tales Of Rock´n´Roll" schon mal gescheitert, macht man es nun auf "Resurrection" besser?

Zumindest hat es die Hard Rocklegende geschafft sich aus der sehr mauen Phase in den Nullerjahren zu befreien, und mit seinem TEMPLE OF ROCK endlich wieder starke Alben zu veröffentlichen. Federführend dabei war sicherlich auch Tonmeister Michael Voss, der auch bei den Aufnahmen an den Reglern saß und für einen guten Sound sorgte. Davon profitieren natürlich sämtliche Songs und so kommt die DoubleBass bei „Heart And Soul“ druckvoll daher. Im schnellen Opener kann aber Robin McAuley sein melodisches Timbre nicht ganz ausspielen, hier wäre Doogie White die passendere Besetzung gewesen.
Ob die Besetzung des Solospots mit Kirk Hammett einen Mehrwert bringt, wage ich ebenso zu bezweifeln, wirklich heraus sticht der METALLICA-Mann nicht, was aber auch an der Qualität von Schenkers Soli liegt. Da liegt das ebenfalls flotte „Time Knows When It´s Time“ dem Iren schon eher, denn trotz ebenfalls viel Alarm von Ted McKenna wirkt die Nummer weitaus melodischer und eingängiger. Dazu flankieren immer wieder tolle Leads des Meisters die Riffs und sorgen so für ein schönes „Save Yourself“-Dejá Vu.

Insgesamt hat aber White die deutlich McAuley-kompatibleren Titel abgestaubt, allen voran „The Girl With The Stars In Her Eyes“. Das swingende Riff in bester „On And On“-Tradition wird von einer atmosphärischen Bridge abgelöst, bevor die Synthies im Refrain genau die Mitte zwischen Hymne und Kitsch treffen. Daneben gehört das ebenfalls vom guten Doogie gesungene „Take Me To The Church“ zu den stärksten Tunes auf „Resurrection“. Steve Mann baut in die treibende Hymne geschickt zum Thema passende Kirchenorgelklänge ein, welche ihr eine interessante Note verleihen. Zwar nicht ganz so stark präsentiert sich der dritte White-Titel „Anchors Away“, doch mit seinem an „Desert Song“ erinnernden Riff hat auch das Lied vor allem für ältere Fans etwas zu bieten.

Leider sind es genau die Vokalisten der frühen MSG-Longplayer, die nicht über die Strahlkraft von der Vergangenheit verfügen. Gerade Graham Bonnett gehen die feinen Melodiebogen nicht mehr so leicht von der Hand. Der weite Refrain im eher riffrockigen „Night Moods“ will nicht so passen und auch die „Assault Attack“-Anleihen können „Everest“ nicht retten. Zwar tönen die kantigen, schnellen Gitarren stark nach der einzigen Scheibe mit dem ehemaligen RAINBOW-Frontmann, doch kompositorisch gelang hier kein Glücksgriff.
Überhaupt variiert mir die Qualität zu stark, ein Kriterium, mit welchem ich meine Probleme habe. Das gilt für die beiden Beiträge von Gary Barden, gerade den Groove von „Messing Around“ hat Schenker bei UFOs „Pushed To The Limit“ viel besser verarbeitet. Dafür hat man dem ersten Sänger mit „Living A Life Worth Living“ einen tollen atmosphärischen Rocker auf den Leib geschneidert, der im Refrain so richtig abhebt.

Wenn dann alle vier Sänger zusammen auftreten, kommt Großes dabei heraus, etwas das eine Idee für die Festivalsaison wäre. Sowohl „Warrior“ als auch „The Last Supper“ fangen akustisch, fast folkig an. Die Single nimmt danach Fahrt auf, das Zusammenspiel von schwermütigen Akkorden, Keyboardflächen und getragenen Melodien hätte auf den ersten Scheiben Platz finden können. Lediglich der Refrain fällt nicht ganz so zwingend aus, das weiß der Rausschmeißer mehr in die Waagschale zu werfen.  Hier zeigt der Gitarrenheld, dass der den dynamischen Songaufbau so nur bei UFO gelernt haben kann. In Sachen Songaufbau kann er sogar bei einem Instrumental punkten, in „Salvation“ grüßen „Into The Arena“ und Ulcer“ recht herzlich.

Mit „Resurrection“ können Schenker und Voss den Aufwärtstrend fortsetzen, wobei die Brillanz der Achtzigerscheiben unerreicht bleibt. Mir hätte der Abwechslung halber noch eine Ballade gefallen, doch die beiden Hauptsongwriter wollten das wohl angesichts von zu viel Mainstreamvibes nicht. Damit wären sie dem noch näher gekommen, was ich mir gewünscht hätte. Natürlich war das Angebot aus Japan gut, das MICHAEL SCHENKER FEST aus der Taufe zu heben, und die Fortführung im Studio sicher interessant und letztendlich auch gelungen. Doch viel von dem Material hätte dafür gesprochen, nach dem Ende von TEMPLE OF ROCK die McAuley-Ära wieder konsequent wiederzubeleben. (Pfälzer)


Bewertung:

Pfaelzer7,0 7 / 10


Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 52:40 min
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin: 02.03.2018

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