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warriorsoul backonthelashWas war ihnen eine goldene Zukunft prophezeit worden? Mit dem KILLING JOKE-Drummer Paul Ferguson an Bord erweckte das Debüt 1990 den Post Punk wieder zum Leben. Doch trotz zwei weiterer starker Alben, voll Wut, Melodie und Atmosphäre gelang der Durchbruch nicht. WARRIOR SOUL ereilte der Fluch der Verlogenheit der Neunziger, die stilistische Offenheit versprachen, und mit ihren Direktiven wären sie in der Zeit gefragt gewesen. Doch letzten Endes konnte die Industrie auch nur Seattle-Sound und Rap Metal vermarkten, alles andere fiel durch das Raster, so auch die Jungs um Kory Clarke. Nach zwei nicht ganz so starken Scheiben löste man sich auf, Clarke trieb sich in der Szene rum, heuerte sogar bei den Doomern TROUBLE an, doch nach über zehn Jahre reaktivierte er seine alte Formation wieder, die seitdem zwei Alben veröffentlicht hat. Das letzte hat nun auch schon fünf Jahre auf dem Buckel, so dass es für „Back On The Lash“ Zeit wurde.

Der Mann weiß trotz seines mittlerweile etablierten Stils immer noch zu überraschen, denn man weiß nie wohin das Pendel bei der eigenwilligen Melange ausschlägt. Der Melodieanteil war schon immer hoch, ebenso wurde stets auf ein gesundes Maß Atmosphäre gesetzt, doch krachen ließ man es ebenso, während es sich die Truppe im Spannungsfeld zwischen Post Punk und Hard Rock breit machte. War "Destroy The War Machine", das erste Album nach der Reunion noch sehr punkig und direkt, nahm "Stiff Middle Finger" zusehends das Tempo heraus, um das Verzweifelte mehr heraus zu kehren. Die neue Scheibe etabliert sich nun vom Tempo her irgendwo dazwischen, wobei es stilistisch neue Ufer zu erforschen gilt.

Der Auftakt mit "American Idol" tönt noch sattsam bekannt mit dieser unbändigen Schwere, der wütenden Verzweiflung und spartanischen Arrangements. Mit seiner kurzen Spielzeit und kaum vorhandenen Songstrukturen erinnert die Nummer an das legendäre "Intro" von "Drugs, God And The New Republic". Was da schon wieder sofort auffällt ist die Stärke der Band mit wenigen Mittel einen ungeheuren Druck zu entwickeln, egal wie man die Einflüsse auf dem jeweiligen Output gewichtet. Dadurch gewinnt man noch mehr eine unverwechselbare Identität, auf der einen Seite immer bedrückt und verzweifelt, auf der anderen Seite dann wieder mit rockigem Esprit.

Letzterer macht sich auf "Back On The Lash" besonders bemerkbar, denn bereits mit "I Get Fucked Up" flirtet die Band ordentlich mit dem Riffrock, wie man es ansonsten nur auf dem Debüt mit "Downtown" gemacht hat. Fiebrige Leads und die Melodien wehen sogar einen Hauch Glam herein, das lange Solo klingt ebenfalls ungewöhnlich für WARRIOR SOUL. Eine Tendenz, die mit dem treibenden "Further Decay" noch weiter fortgesetzt wird, während der lässige Titelsong den Glamfaktor sogar noch erhöht.
Abseits des ohnehin eigenen Stilgemischs geben sie auch jedem ihrer Studiodreher ein individuelles Gesicht, hier versucht man ein wenig den Horizont zu erweitern. Was gefällt ist die Dynamik, bei der die schweren, druckvollen Rhythmen nur darauf lauern in rockigen Refrains explodieren zu dürfen, der richtige Ausbruch wird aber weiter zurück gehalten, was die Intensität noch erhöht. Beste Beispiele hierfür sind das an den Erstling erinnernde "Going Broke" und der Rausschmeißer "That´s How We Roll".

Dann dürfen natürlich die Referenzen an die oben genannten KILLING JOKE nicht fehlen, diese typische Atmosphäre, oft unterstützt durch einen pumpenden Bass. Der ist zwar nicht ganz so prominent wie in "She´s Glaswegian" sorgt dennoch für die nötigen Drive, speziell im aggressiv stampfenden "Thrill Seeker". Einem populären Bassspieler huldigen, wenn wohl auch unbeabsichtigt mit "I Got The Rock", dessen Chorus an MOTÖRHEAD denken lässt, während die schleppende Grundausrichtung wieder den Bogen zu "Salutations From The Ghetto Nation" spannt. Mit diesem gleichsam kunterbunten wie homogen arrangierten Werk kann Kory Clarke seine Legende weiter spinnen, wenn auch die ganz großen Hits fehlen. (Pfälzer)

Bewertung:

Pfaelzer7,5 7,5 / 10


Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 32:37 min
Label: Livewire/Cargo Records UK
Veröffentlichungstermin: 01.12.2017

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