Mindpatrol - Vulture City

mindpatrol vulturecityLuxemburg. Das kennt man hierzulande vor allem als den Ort, an den man fährt, wenn man billig tanken oder Kaffee und Medikamente günstig einkaufen will. Seit es die Rockhal gibt, ist das Land auch für zahlreiche hochkarätige Konzertveranstaltungen bekannt. Dass es da auch Metalbands gibt, das haben DESDEMONIA schon vor einigen Jahren bewiesen. Doch die gerieten (zumindest bei mir) ziemlich in Vergessenheit und mir lief keine Luxemburger Band mehr über die Füße, bis ich im Herbst 2016 MINDPATROL im Vorprogramm von WARREL DANE gesehen habe. Ach guck, es gibt sie doch noch, die luxemburgischen Metalbands.

Und eben jene MINDPATROL legen nun mit „Vulture City“ ihr drittes Album vor. Und dabei wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Denn das Album ist nicht nur ein Konzeptalbum, Sänger Luc François ist auch noch als Schriftsteller tätig und hat begleitend zum Album noch ein Buch geschrieben. Oder wurde das Album begleitend zum Buch geschrieben? Im Grunde ist das aber auch egal. Auf jeden Fall finde ich die Idee grundsätzlich nicht schlecht, hat man bei Konzeptalben doch oft trotz Erläuterungen der Band Schwierigkeiten, die Geschichte in Gänze zu erfassen. Hier kann man dann alles ganz genau nachlesen und die einzelnen Songs der Handlung zuordnen.

Hier soll es nun aber alleine um die CD gehen. MINDPATROL haben sich für Progmetal der härteren Gangart entschieden und bringen diesen in gar nicht mal unsympathischer Form auf „Vulture City“ rüber. Dabei schafft man es, einen teilweise doch etwas wilden Stilmix gefällig zu verbinden. Erinnert man in einigen Songs („Mother“, „I, Observer With Crimson Hands“) schon mal an Shoegazebands französischer Schule à la ALCEST oder SYLVAINE, so geht man in „Her Dire Sacrifice“ stark in Richtung TÝR. Gesang gibt es meistens in der Form von Growls, aber immer wieder werden auch Passagen mit Cleangesang eingestreut. Hier zeigt Sänger Luc ein paar Schwächen, über die man aber angesichts des Gesamtbildes hinwegsehen kann.

Phasenweise wagt man auch mal Ausflüge in Doomgefilde (z.B. bei „He, Summoned By The Needle“), insgesamt ist man jedoch eher Richtung Thrash ausgerichtet. Und mit Songs wie „Calamity“, das doch einige echt fiese Parts hat, beweist man, dass man auch fast gänzlich ohne Melodie auskommen kann. Auf der anderen Seite kann man aber auch ganz ruhig agieren. Sei es nun in „Enjoy (The Violation)“, das zunächst einmal akustisch beginnt oder in „The Voyage“, das mit seinen sphärischen Klängen und schönen Melodien das Album fast schon ruhig ausklingen lässt, oder auch im Titelsong „Vulture City“, in dem sich über lange Strecken schöne Melodien und Gitarrenläufe tummeln, bevor man dann mit „Her Dire Sacrifce“ und „Tentatio Utopiae“ wieder brutal zulangt.

Und irgendwo dazwischen hat man auch noch den ein oder anderen Ohrwurm versteckt. Viele erkennt man erst nach mehrmaligem Hören. „Vulture City“ ist ein vielschichtiges Album, dem man auf jeden Fall mehr als nur einen Hördurchgang gönnen sollte. Die Stücke sind einfach zu komplex, als dass man beim ersten Mal schon alles erfassen könnte. Aber das macht das Album meiner Meinung nach umso spannender. Ich habe ehrlich gesagt ein paar Durchgänge gebraucht, bis ich den Zugang zu diesem Album gefunden habe.

Aber wenn man das mal geschafft hat, dann fällt es doch recht leicht, dieses Album zu mögen. Wenn man dann noch bedenkt, dass MINDPATROL ja noch eine relativ junge Band sind, so ist das Niveau, auf dem sich „Vulture City“ bewegt, doch schon ganz beachtlich (nicht zu verachten ist auch die Gitarrenarbeit, insbesondere wenn die Gitarren mal Freilauf bekommen und sich in Soli ergehen dürfen). Dazu kommt, dass das Album durch Sebastian Levermann (ORDEN OGAN) mit einem ordentlichen Sound versehen wurde, so dass man sich nicht vor größeren Bands zu verstecken braucht. „Vulture City“ ist ein wirklich schönes Album, in das man mal reingehört haben sollte, wenn man etwas härteren Progmetal mag. (Anne)

Bewertung:

Anne7,5 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 50:30 min
Label: Eigenproduktion
Veröffentlichungstermin: 09.12.2017

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