Vulture Industries - Stranger Times

vultureindustries strangertimesVULTURE INDUSTRIES werden immer noch gerne unter dem Label Avantgarde Black Metal verkauft, auch wenn ich den Black Metal noch immer nicht so wirklich in der Musik des Fünfers gefunden habe. Ich würde die Norweger dann doch eher in die experimentelle Progecke schieben, auch wenn sie da sowieso schneller wieder rausspringen, als man gucken kann.

Vier Jahre nach dem letzten Album „The Tower“ ist nun mit „Stranger Times“ das mittlerweile vierte Studioalbum der Truppe aus Bergen erschienen und die Erwartungen sind entsprechend hoch. Denn weder hat die Band bisher ein schlechtes Album vorgelegt, noch haben sie live jemals enttäuscht. Schon bei den ersten Takten des Openers „Tales Of Woe“ weiß man sofort, dass hier VULTURE INDUSTRIES am Werk sind. Zu einzigartig und unverkennbar ist der Sound der Norweger.

Der Song „As The World Burns“ wurde bereits vorab veröffentlicht und es gibt auch ein sehenswertes Video dazu. Das Stück geht sofort ins Ohr, bohrt sich mit seinem fiesen Text tief in die Gehörgänge und ist mit seinen leichten Swinganleihen einfach ein toller Song. VULTURE INDUSTRIES wie man sie kennt und liebt.

Stark geht es auch mit dem Quasi-Titelsong „Stranger“ (auch hierzu wurde vorab ein Video veröffentlicht) weiter, der vor allem von seinen vielen Keyboardparts lebt, die von Herbrand Larsen eingespielt wurden. Dazu kommt die Trompete von Hans Marius Andersen. Dass Trompeten mit Metal funktionieren, das haben ja schon andere, nicht zuletzt Peter Tägtgren, bewiesen und auch hier fügt sich das Blechblasinstrument hervorragend in den Song ein und gibt ihm das gewisse Etwas. Der Gesang von Bjørnar E. Nilsen steht hier im Vordergrund und insgesamt ist dieser Song, mit Abstand der längste des Albums, trotz des sehr progressiven Grundgerüsts ein richtig eingängiger. Es stellt sich nur die Frage, wie dieses Stück live umgesetzt werden soll, sofern dies denn passiert.

Dagegen fällt „The Beacon“ dann schon etwas ab. Es ist zwar auch kein schlechter Song, aber hinter der Vorlage, die „Stranger“ geliefert hat, ist es wohl für jeden Song schwer zu bestehen. Insbesondere, wenn es ein solch ruhiger ist, obwohl das Stück gegen Ende dann noch ganz schön Fahrt aufnimmt. Der dritte Song im Bunde der vorab veröffentlichten Videos ist „Something Vile“ (unbedingt das Video ansehen!). Ein Song, der von seinen ruhigen, eindringlichen Strophen lebt, der dann aber im Refrain sehr intensiv wird.

„My Body, My Blood“ ist ein kurzes, ruhiges Zwischenspiel, bei dem sich die Instrumente sehr zurückhalten, dafür wird Bjørnar E. Nilsen für die Hälfte des Songs vom Geräusch eines schlagenden Herzens begleitet. Da wird man von „Gentle Touch Of A Killer“ regelrecht überrascht. Das Stück ist wohl das progressivste und sperrigste der Platte, setzt sich aber dennoch im Ohr fest. „Screaming Reflections“ beginnt zunächst mit einem Spoken-Words-Part und entwickelt sich dann zu einem typischen VULTURE-INDUSTRIES-Song. Mir persönlich ist das Stück sogar eine Spur zu eintönig, aber dennoch ist es ein guter Song.

Der letzte Song, „Midnight Draws Near“, erinnert in den ersten Takten fast schon an DIE APOKALYPTISCHEN REITER, wird dann aber ein sehr rythmusbasierter Song, bei dem Bjørnar E. Nilsen zeigt, was er so alles mit seiner Stimme anstellen kann, zum Ende hin gibt er noch einen schönen A-capella-Part. Das Stück bleibt auch eher ruhig, und entfaltet damit seine düstere Atmosphäre.

„Stranger Times“ bietet genau das, was drauf steht: ein astreines VULTURE INDUSTRIES-Album, wie es von den Fans erwartet wird. Und das ist auch gut so. Die Norweger sind ein Leuchtfeuer im Metaleinheitsbrei und können ihre Stellung wieder einmal festigen. Wen das immer gleiche Einerlei des Metal langweilt, der sollte auf jeden Fall mal in dieses Album reinhören. Wer Fan ist, wird dies ohnehin schon getan haben. So oder so, „Stranger Times“ ist einfach empfehlenswert, auch wenn mir durchaus bewusst ist, dass längst nicht jeder etwas mit dieser Band anfangen kann. Ich jedoch finde es großartig. (Anne)


Bewertung:

Anne8,5 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 45:20 min
Label: Season Of Mist
Veröffentlichungstermin: 22.09.2017

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