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danielcavanagh monochromeWenngleich mir das immer noch aktuelle ANATHEMA Album „The Optimist“ gut gefällt, siehe auch meine ausführliche Albumkritik dazu, kann ich voll und ganz verstehen, wenn sich Fans der Band und der Musik der Cavanagh Brüder nicht mehr ganz so wohl fühlen mit der Entwicklung ihrer Band, bei der Sounds und Stimmungen wichtiger zu werden scheinen als konsequent und zielgerichtet vorgetragene Songs.

Wer also Probleme mit „The Optimist“ hat oder womöglich auch schon mit seinem Vorgänger „Distant Satellites“ gehabt hat, der wird nun vielleicht mit „Monochrome“ seinen Frieden finden und zufrieden sein können.
Dabei ist sicherlich nicht von der Hand zu weisen, dass Daniel mit seiner Aussage, dass einige der „Monochrome“ Nummern auch auf ANATHEMA Alben hätten stehen können, voll und ganz Recht hat.

Der britische Musiker wagt auf seinem Soloalbum kaum Experimente, sondern er bewegt sich im bekannten und an und für sich auch bewährten Rahmen seines Schaffens. Die Songs sind melancholisch geprägt und kommen überwiegend dunkel und ruhig daher, bis es zum ersten Mal etwas kerniger wird, muss man bis Song Nummer drei warten.

Die Unterschiede zwischen ANATHEMA der jüngeren Zeit und Daniel Cavanagh solo liegen da eher im Detail. So fällt das Material zum Beispiel insgesamt aufgeräumter aus, es ist weniger experimentell, greifbarer, gefühlvoller, emotionaler. Alles wirkt natürlicher, da Daniel deutlich weniger mit elektronischen Elementen arbeitet und genau das ist der große Pluspunkt bei „Monochrome“ oder zumindest bei einem großen Teil des Albums.

Den ganz einfachen Weg geht Daniel Cavanagh nun auch nicht, das fast 10-minütige Instrumental „The Silent Flight Of The Raven Winged Hours“ zum Beispiel muss man sich als Hörer erst einmal erarbeiten. Bei diesem Stück wird Daniel übrigens in zentraler Rolle von Anna Phoebe an der Violine unterstützt. Auch der Albumabschluss in Form von „Some Dreams Come True“, das wie ein Outro zu einem Film daherkommt, ist etwas schwierig und etwas spannungsarm geraten.

Einfacher sind da schon die Songs, die Daniel mit Anneke van Giersbergen aufgenommen hat, die hier so etwas die Funktion übernehmen darf, welche bei ANATHEMA Gott sei Dank seit einigen Jahren Lee Douglas übernimmt. Oder anders gesagt, an den Stellen, bei denen Lee Douglas mit ihrem Gesang ANATHEMA in höhere Ebenen hievt, tut Anneke das gleiche, wenn sie mit Daniel Cavanagh zusammenarbeitet.

Die beiden Stücke „This Music“ und das sich steigernde und dann wieder zurückfallende „Soho“ sind wunderschöne Kompositionen, die man lieben wird, wenn man auf die ruhigen Seiten von ANATHEMA steht. „Oceans Of Time“, ein weiteres Duett, finde ich wiederum nicht ganz so stark, weil sich irgendwann einmal auch gewisse Ideen und Muster abnutzen und auch das flotte und kurze Instrumentalstück „Dawn“, bei dem die bereits erwähnte Anna Phoebe mit ihrer Violine mitwirken darf, finde ich recht unspektakulär, zudem steht das Stück wie verloren zwischen den Stühlen. Auf der anderen Seite ist es gerade dieses Stück, das aus dem normalen Fluss des Albums ausbricht, von daher darf ich das eigentlich nicht allzu sehr kritisieren.

Die guten Seiten überwiegen bei diesem Album allerdings sowieso, wie fast nicht anders zu erwarten, auch und insbesondere der Opener „The Exorcist“, der an manchen Passagen ANATHEMA direkt zitiert, dürfte nahezu jedem Fan der Band gut gefallen.

Vielleicht wäre „Monochrome“ noch etwas besser geraten, wenn Daniel Cavanagh die Songs noch etwas kompakter komponiert hätte, aber auch so macht er in Zusammenarbeit mit seinem Studioteam vieles richtig. Und deshalb besitzt „Monochrome“ auch eine klare Daseinsberechtigung. (Maik)

Bewertung: 

Maik 20168,0 8 / 10

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 48:15 min
Label: Kscope
Veröffentlichungstermin: 13.10.2017

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